Midnight Breed 03 - Geschöpf der Finsternis-neu-ok-13.11.11
herum und nagelte sie
mit wütenden Raubtieraugen fest. „Weil es Schmerz ist, der dich antreibt, und
das ist eine Schwäche, die tödlich sein kann. Du bist zu nah dran. Schwimmst zu
sehr in deinem Selbstmitleid, um jemandem von Nutzen sein zu können.“
Seine Augen sprühten Feuer - und
dann erlosch es plötzlich, so schnell, wie es gekommen war. Elise schluckte
schwer, als sie seine schneidenden Worte in sich aufnahm. Seine Einschätzung
tat weh, aber er hatte recht. Sie blinzelte langsam und schließlich nickte sie
zustimmend.
„In den Dunklen Häfen bist du am
besten aufgehoben, Elise.
Hier und in deinem jetzigen
Zustand bist du nur eine Belastung - besonders für dich selbst. Ich sage das
nicht, um grausam zu sein.“
„Nein, natürlich nicht“, stimmte
sie ihm leise zu. „Grausamkeit würde ja implizieren, dass du Gefühle hast,
nicht?“
Mehr sagte sie nicht. Sie sah
ihn nicht einmal an, als sie ihren Teller von der Theke nahm und zur Spüle
brachte.
„Was soll das heißen, es ist
weg?“ Der Anführer der Rogues beugte sich in seinem Ledersessel vor, rammte die
Ellenbogen auf die Platte seines riesigen Mahagonischreibtischs und legte die
Fingerspitzen zusammen, während er der nervösen Stimme eines Lakaien lauschte,
die aus der Freisprechanlage drang.
„Der Anruf ging gestern Abend
bei der Feuerwehr ein, mein Gebieter. Es gab eine Explosion. Das ganze
verdammte Lagerhaus, ist in die Luft geflogen wie eine Kiste Chinaböller. Den
Typen zufolge, die den Anruf entgegennahmen, war nichts mehr zu machen. Ersten
Berichten zufolge muss es eine undichte Gasleitung gewesen sein …“
Mit einem wütenden Aufknurren
schnitt Marek den nutzlosen Bericht seines menschlichen Untergebenen ab und
beendete das Gespräch mit einem Knopfdruck.
Nie im Leben war die Zerstörung
des Crimson-Labors ein Werk des Zufalls oder gar undichten Leitungen zu
verdanken.
Diese äußerst ärgerlichen
Neuigkeiten sahen eindeutig nach einem Werk des Ordens aus. Das Einzige, was
ihn überraschte, war, dass sein Bruder Lucan und die Krieger, die an seiner
Seite kämpften, so lange dafür gebraucht hatten, um sein Labor anzugreifen.
Aber schließlich hielt Marek sie ja schon seit letztem Sommer in Atem, indem er
ihnen scharenweise Rogues in die Straßen schickte, mit denen sie sich
herumschlagen mussten.
Und genau darauf sollte der
Orden seine Aktivitäten auch weiterhin beschränken.
Man musste die Krieger mit einer
Hand in Atem halten, damit man die andere frei hatte, um unbemerkt und
ungestört seinen eigentlichen Plan durchführen zu können.
Das war der Grund, warum er nach
Boston gekommen war.
Der Grund, warum gerade diese
Stadt sich derzeit mit einem wachsenden Rogueproblem konfrontiert sah. All das
war ein Teil seines Plans, Chaos zu stiften, während er ein größeres Ziel
verfolgte. Wenn es ihm dabei gelang, die Krieger auszuschalten, umso besser,
aber sie abzulenken war ebenso gut. Wenn er erst einmal sein wahres Ziel
erreicht hatte, würde selbst der Orden ihm gegenüber machtlos sein.
So sehr ihn der Verlust seines
Crimson-Labors auch erboste, machte ihm die Tatsache, dass sich ein anderer
seiner Lakaien nicht wie befohlen zurückgemeldet hatte, momentan mehr Sorgen.
Marek erwartete Informationen - Informationen von extremer Wichtigkeit, und
sein Geduldsfaden war auch im besten Fall schon dünn genug.
Es ging nicht an, dass sich sein
Lakai verspätete. Der Mann, den er für diese spezielle Aufgabe auserwählt
hatte, war aggressiv und arrogant, aber auch extrem zuverlässig. Alle Lakaien
waren das. Ausgesaugt, bis ihnen nur noch ein kleiner Bodensatz an Lebenskraft
blieb, unterlagen die mental hörigen Sklaven vollkommen der Kontrolle des
Vampirs, der sie gemacht hatte. Nur die mächtigsten Angehörigen seiner Spezies
konnten Lakaien erschaffen, und die Gesetze des Stammes hatten diese Praxis
schon seit Langem als barbarisch verboten.
Für diese Selbstbeschränkung
seiner Spezies, die für Marek einer freiwilligen Kastration gleichkam, hatte er
nur Verachtung übrig.
Das war nur ein weiteres
Argument dafür, dass im Vampirreich weitreichende Veränderungen fällig waren.
Was seine Stammesbrüder brauchten, war eine starke Führung, um ein neues
Zeitalter einzuläuten.
Und dieses neue Zeitalter würde
ihm gehören.
7
Er hatte sie verstimmt,
wahrscheinlich verletzt, und obwohl ihm fast den ganzen Tag über eine
Entschuldigung auf der Zunge lag, hielt Tegan sie zurück. Schließlich musste er
sich für
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