Midnight Breed 03 - Geschöpf der Finsternis-neu-ok-13.11.11
ihrem
Leben gefahren … bis letzten Abend in dieser Seitengasse, als er sie vor den
Rogues gerettet hatte.
„Die Trance, in die ich dich
gestern Abend versetzt habe, ist immer noch wirksam“, sagte Tegan jetzt,
offenbar entschlossen, das Thema zu wechseln. „Darum ist deine Gabe immer noch
gedämpft. Die Blockierung wird halten, solange ich hier bin und sie
aufrechterhalte.“
Er verschränkte die Arme über
der Brust und zog damit ihren Blick auf das komplizierte Muster der
Dermaglyphen, die seine Unterarme hinaufliefen und in den kurzen Ärmeln seines
TShirts verschwanden. Im Allgemeinen fungierten die Glyphen bei Stammesvampiren
als Gefühlsbarometer, doch die von Tegan waren momentan nur eine Schattierung
dunkler als sein goldener Hautton und verrieten nichts über seine Stimmung.
Elise hatte die beeindruckenden
Stammeszeichen auf seiner Haut einmal zuvor gesehen, damals, vor einigen
Monaten, als sie im Hauptquartier des Ordens zum ersten Mal mit ihm geredet
hatte. Sie hatte ihn nicht anstarren wollen, aber es war schwer, die wirbelnden
Bögen und eleganten, verschlungenen geometrischen Muster nicht zu bestaunen,
die Tegan als einen der Ältesten seines Stammes auswiesen. Er war ein
Stammesvampir der ersten Generation; wenn seine außergewöhnlichen Kräfte ihn
nicht als solchen erkennbar machten, taten das umso deutlicher die Ausdehnung
und Komplexität seiner Glyphen.
Aber die Tatsache, dass er
Gen-Eins war, machte ihn auch am empfindlichsten gegenüber Einflüssen wie Sonnenlicht,
das um diese Tageszeit eine handfeste Bedrohung darstellte.
„Es ist schon nach neun“, sagte
sie, für den Fall, dass es ihm entgangen war. „Du bist die ganze Nacht
hiergeblieben.“
Als Antwort drehte sich Tegan
nur um und schaufelte Rührei auf einen Teller. Er stellte die elektrische
Herdplatte ab, ließ eine fertige Toastscheibe hochschnellen und legte sie dazu.
„Komm rüber und iss, solange es
warm ist.“
Elise war nicht bewusst gewesen,
wie ausgehungert sie war, bis sie an ihrem Küchenblock stand und den ersten
Bissen zu sich nahm. Beim Kauen entfuhr ihr ein genüssliches kleines Stöhnen.
„Oh, ist das lecker.“
„Weil du am Verhungern bist.“
Tegan ging zu dem kleinen
Kühlschrank und kam mit einem Proteinshake in einer Plastikflasche zurück.
Außer den Eiern, Joghurt und ein paar Äpfeln war nicht viel darin zu finden.
Sie hatte sich nur sehr mangelhaft ernährt, nicht aus Kostengründen, sondern
weil es schwerfiel, bei solch schlimmen Migräneanfällen ans Essen zu denken.
Seit sie den Dunklen Hafen verlassen hatte, hatte sie die täglich - und jeden
Tag, den sie hinaus unter Menschen auf Lakaienjagd ging, wurden sie schlimmer.
„Du hältst das nicht lange aus,
weißt du. Nicht so.“ Tegan stellte den Shake vor ihr ab und ging wieder auf
seinen Posten, ans andere Ende der Arbeitsfläche gelehnt. „Ich weiß, was es mit
dir macht, hier unter den Menschen zu leben. Ich weiß, wie sehr deine
übersinnliche Wahrnehmung dir zu schaffen macht, Elise.
Du hast keine Kontrolle darüber,
und das ist gefährlich. Es kann dich zerstören. Ich konnte spüren, was es in
dir anrichtet, als ich dich vor ein paar Stunden vom Boden aufgehoben habe.“
Sie rief sich ihre ersten
Begegnungen mit Tegan ins Gedächtnis, seine Berührung, die ihr das Gefühl
gegeben hatte, ihm gegenüber irgendwie entblößt zu sein. Das erste Mal hatte
sie die Berührung des Kriegers gespürt, als er und Dante im Dunklen Hafen
aufgetaucht waren, um ihren Schwager zu suchen. Die beiden Krieger hatten
Sterling vor dem Haus aggressiv zur Rede gestellt, und als Elise hinausgerannt
war, um zu sehen, was die Unruhe zu bedeuten hatte, war es Tegan gewesen, der
sie gepackt hatte, um sie aus der Auseinandersetzung herauszuhalten.
Jetzt, nach den Vorkommnissen
der letzten Nacht, verstand er die Schwäche, die sie ihr ganzes Leben lang in
den Dunklen Häfen gefangen gehalten hatte. Sie fragte sich, ob der
leidenschaftslose Blick, den er auf sie gerichtet hielt, wohl bedeutete, dass
er vorhatte, sie in diesen Käfig zurückzubringen.
„Auf Dauer hält dein Körper den
Belastungen nicht stand, denen du dich aussetzt, Elise. Du hast nicht die
körperlichen Voraussetzungen, um zu tun, was du tust.“
Sie schüttelte die
Plastikflasche, die er ihr gegeben hatte, und drehte mit einem Knacken den
Verschluss ab. „Ich komme schon zurecht.“
„Klar, das sehe ich.“ Er warf
einen vielsagenden Blick auf die Schalldämmung, die sie im Versuch,
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