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Midnight Breed 03 - Geschöpf der Finsternis-neu-ok-13.11.11

Midnight Breed 03 - Geschöpf der Finsternis-neu-ok-13.11.11

Titel: Midnight Breed 03 - Geschöpf der Finsternis-neu-ok-13.11.11 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lara Adrian
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brauchte.
    Elise erinnerte sich, wie sie in
Höllenqualen aufgewacht war. In einer Flut von Scham und Demütigung erinnerte
sie sich daran, wie sie in blinder Hysterie am Fenster zusammengebrochen war,
beim Versuch, die Schalldämmung zu reparieren; die inzwischen wieder ordentlich
an ihrem Platz war, wie sie jetzt bemerkte.
    Und sie erinnerte sich auch an
das Gefühl, in eine beruhigende Benommenheit gewiegt zu werden …
    Von Tegan?
    Elise hielt ihren Morgenmantel
zusammen, schob die Decke zur Seite und setzte sich vorsichtig auf dem Futon
auf. Sie traute ihrer Umgebung immer noch nicht, rechnete jede Sekunde mit
einem quälenden Ansturm der Gedanken anderer Menschen.
    „Was haben Sie letzte Nacht mit
mir gemacht?“
    „Du hast Hilfe gebraucht, also
habe ich dir geholfen.“
    So wie er das sagte, an die
Arbeitsfläche neben der Kochplatte gelehnt, und sie so kühl und distanziert
ansah, klang es wie eine Anklage. Immer noch trug er seine nächtliche
Kampfmontur: ein schwarzes Strickhemd und eine schwarze Hose. Sein ledernes
Pistolenhalfter und der mit schrecklichen Messern und Dolchen gespickte Gürtel
lagen neben ihm auf der Küchenablage.
    Elise hielt dem scharfen,
abschätzenden Blick stand, der über den Raum hinweg auf sie gerichtet war.
„Haben Sie mich irgendwie betäubt?“
    „Nur eine leichte Trance, damit
du schlafen konntest.“
    Sie ballte die Fäuste um die
Aufschläge ihres Bademantels, plötzlich wurde ihr nur zu bewusst, dass sie
unter dem weich fallenden Frotteestoff überhaupt nichts anhatte. Letzte Nacht hatte
dieser Krieger sie in einen erzwungenen Schlaf versetzt, sodass sie ihm
vollkommen ausgeliefert war? Bei diesem Gedanken durchzuckte sie wilder
Schrecken.
    Tegan musste ihren Blick gesehen
und richtig gedeutet haben, denn prompt sah er ein wenig säuerlich drein. „Also
betrachtet ihr Leute aus den Dunklen Häfen uns Ordenskrieger nicht nur als
kaltblütige Killer, sondern auch als Vergewaltiger?
    Oder ist diese Auszeichnung mir
allein vorbehalten?“
    „Sie haben mir nie etwas getan“,
sagte Elise. Sie fühlte sich mies, weil sie sich ihm gegenüber so
offensichtlich von eingefleischten Vorurteilen leiten ließ. „Wenn Sie mir etwas
hätten antun wollten, hätten Sie das inzwischen wohl schon längst getan.“
    Er zog eine spöttische Grimasse.
„Solch eine uneingeschränkte Vertrauensbekundung. Da sollte ich mich wohl
geschmeichelt fühlen.“
    Das war der Punkt, an dem Elise
erkannte, dass sie ihren förmlichen Umgangston ablegen musste. Was wollte sie
noch mit ihren gesellschaftlichen Konventionen? Schließlich hatte sie die Dunklen
Häfen ein für alle Mal hinter sich gelassen. „Ich sollte dir wohl eher danken,
Tegan“, antwortete sie. „Du bist mir letzte Nacht zwei Mal zu Hilfe gekommen.
Und ich habe mich auch noch nicht bei dir für deine Freundlichkeit bedankt, als
du mich aus dem Hauptquartier des Ordens nach Hause gefahren hast.“
    „Vergiss es“, sagte er und
zuckte mit einer breiten Schulter, als ob das Thema längst abgeschlossen war,
noch bevor sie überhaupt eine Chance hatte, es anzusprechen.
    Jener Novemberabend hatte sich
unauslöschlich in Elises Erinnerung eingebrannt, sie dachte immer noch oft
daran. Nachdem sie Camden in den Überwachungsvideos gesehen hatte, die der
Orden aufgenommen hatte, hatte sich Elise in einen der vielen Gänge des
Hauptquartiers geflüchtet. Fassungslos, durcheinander, vollkommen außer sich,
in einem Zustand von Schock und Nichtwahrhaben-Wollen, war es Tegan gewesen,
der sie schließlich gefunden hatte. Unglaublicherweise war es ausgerechnet
Tegan gewesen, der sie aus dem Hauptquartier geführt und in den frühen
Morgenstunden vor Sonnenaufgang in ihren Dunklen Hafen gefahren hatte.
    Ihr Tränenstrom, der einfach
nicht versiegen wollte, war ihr so unsagbar peinlich gewesen. Aber er hatte sie
weinen lassen, und, noch untypischer für ihn: Als sie an seiner Schulter
zusammengebrochen war, hatte er sie in ihrem Kummer ruhig und fest im Arm
gehalten, so lange, bis sie sich ausgeweint hatte. Mit seinen starken Armen
hatte er sie zusammengehalten, als ihr Kummer sie innerlich in Stücke riss.
    Er konnte nicht wissen, dass er
in jener Nacht ihr Fels in der Brandung gewesen war. Vielleicht hatte es ihm
nie etwas bedeutet, aber sie würde seine unerwartete Sanftheit nie vergessen.
Als sie schließlich die Kraft gefunden hatte, aus dem Wagen zu steigen, hatte
Tegan nur zugesehen, wie sie ging, und war dann vom Bordstein und aus

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