Midnight Breed 03 - Geschöpf der Finsternis-neu-ok-13.11.11
sein
filmstarhaft gutes Aussehen, auf das er auch äußerst stolz war, noch seine
offene Verehrung weiblicher Schönheit.
„Andreas Reichen“, schnurrte er
und hielt Elise die Hand hin.
„Ich bin Elise Chase“, erwiderte
sie. „Es freut mich, Sie kennenzulernen.“
Als sie die Hand ausstreckte, um
Reichen zu begrüßen, fing dieser mit einer geschmeidigen Bewegung ihre Finger
auf, hob sie zu einem keuschen Kuss an die Lippen und beugte seinen dunklen
Kopf über ihre Hand. „Es ist mir ein Vergnügen. Ich fühle mich geehrt, Sie in
meiner Heimatstadt begrüßen zu dürfen.“
Schüchtern lächelte Elise ihm
zu. „Ich danke Ihnen, Herr Reichen.“ Die höfliche Anrede hatte sie schon auf
Deutsch gelernt. Doch der Deutsche runzelte die Stirn, als verletzte ihn ihre
Förmlichkeit. „Bitte, Sie müssen mich Andreas nennen.“
„Aber gern. Wenn Sie mich Elise
nennen.“
„Es ist mir eine Ehre, Elise.“
Es schien eine kleine Ewigkeit zu dauern, bis er sich von ihr losgerissen
hatte, um nun auch Tegan zu begrüßen. „Schön, dich zu sehen, alter Freund. Und
glücklicherweise unter angenehmeren Umständen als beim letzten Mal.“
„Das wird sich noch
rausstellen“, meinte Tegan, der sich nichts daraus machte, dass seine grimmige
Miene dem höflichen Geplänkel einen Dämpfer verpasste. „Ist mit dem Besuch in
der Hochsicherheitsanstalt immer noch alles wie besprochen?“
„Ja, alles bestens.“ Reichen
wies auf die wartende Limousine.
„Sollen wir los? Klaus wird sich
um euer Gepäck kümmern.“
„ Das ist mein Gepäck.“
Tegan hob den schwarzen Ledersack, der seine Kampfmontur und ein paar
zusätzliche Waffen enthielt. „Wir werden nur wenige Tage hier sein. Es kann
schließlich nicht so lange dauern, aus diesem Odolf herauszubekommen, was wir
wissen wollen.“
Reichens kantige Wangen zeigten
Grübchen, als er lächelte.
„Es überrascht mich nicht, dass
du einsatzbereit aus dem Flugzeug steigst, Tegan, aber was ist mit der Dame?“
Elise schüttelte den Kopf. „Wir
sind so überstürzt aufgebrochen, dass kaum Zeit war für Reisevorbereitungen …“
„Das ist nicht weiter schlimm“,
sagte Reichen. „Darum werde ich mich kümmern. Ich bin Stammkunde bei diversen
Designerboutiquen am Kurfürstendamm. Ich rufe aus dem Auto dort an und lasse
heute noch eine kleine Auswahl zum Anwesen bringen. Für euch beide.“
Er klappte sein Handy auf und
telefonierte schon, bevor sie in den Wagen gestiegen waren. Tegan verstand
etwas Deutsch, noch von damals aus der alten Zeit, als praktisch der gesamte
Stamm in Europa lebte - genug, um zu verstehen, dass Reichen teure Kleidung und
Schuhe in diversen Größen bestellte, um sicherzugehen, dass etwas darunter war,
das Elise passte.
Als er dann einen
Herrenausstatter anrief und verlangte, dass innerhalb der nächsten Stunde
jemand zu seinem Anwesen herauskam, um Maß zu nehmen, warf Tegan ihm einen
drohenden Blick zu. „Was zum Teufel hast du vor, Reichen?“
„Ich werde selbstverständlich
heute Abend einen Empfang bei uns geben. Es kommt nicht oft vor, dass die
Dunklen Häfen von Berlin solch erlesenen Besuch bekommen. Besonders in der
Agentur gibt es ein paar Leute, die darauf bestanden haben, euch persönlich
willkommen zu heißen.“
„Kann ich mir denken“, knurrte
Tegan verächtlich. „Ich habe kein Interesse daran, mich wie ein Affe im Frack
einem Haufen Bürokraten und Societyschnösel aus den Dunklen Häfen vorführen zu
lassen. Also sei mir nicht böse, Reichen, aber deine Anzugträger können mich
mal am …“
Der Deutsche räusperte sich
betont, als wollte er Tegan daran erinnern, in Anwesenheit einer Dame auf seine
Ausdrucksweise zu achten. Verdammter Lackaffe mit seinen kultivierten Manieren,
auf die sie in den Dunklen Häfen so großen Wert legten.
Ein rostiger alter Teil von
Tegan musste zugeben, dass Elise vermutlich nicht zu hören brauchte, wie er die
Kreise beschimpfte, in denen sie aufgewachsen war. Vor nicht allzu langer Zeit
war sie noch vollkommen in dieser Welt aufgegangen - und wenn ihr Gefährte und
ihr einziger Sohn noch am Leben wären, würde sie das auch heute noch tun.
Reichen lächelte und hob eine
dunkle Augenbraue, als Tegan es sich verkniff, seine Meinung über die besseren
Kreise weiter auszuführen.
Aber in Reichens dunklen Augen
lag ein befriedigtes Funkeln, das wenig mit seiner aristokratischen Erziehung
zu tun hatte. Es war Humor, trockene Belustigung.
„Also, Tegan, eigentlich wird
dieser
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