Midnight Breed 03 - Geschöpf der Finsternis-neu-ok-13.11.11
hatte - sie
so hungrig geküsst und dann sein Handgelenk verletzt hatte, um sie von sich
trinken zu lassen -, hatte sie wirklich geglaubt, dass sie ihm mehr bedeutete
als nur eine Eroberung. Sie hatte geglaubt, dass er wirklich etwas für sie
empfand.
Und noch schlimmer, sie hatte gehofft ,
dass es so war.
Nach fünf Jahren der Einsamkeit,
als sie schon geglaubt hatte, nie wieder etwas für einen Mann empfinden zu
können, hatte sie endlich ihrem Herzen gestattet, sich zu öffnen.
Einem Krieger, dachte sie
grimmig. Es war schon sehr ironisch, dass sie ausgerechnet einem der dunklen,
gefährlichen Ordenskrieger verfallen war - besonders angesichts der Tatsache,
dass man ihr ihr ganzes Leben lang eingebläut hatte, was für herzlose Wilde sie
waren, denen man nicht vertrauen durfte.
Ausgerechnet etwas für Tegan zu
empfinden, wahrscheinlich dem Kältesten von allen …
Nun, das ging über schlichte
Torheit hinaus.
Diesen Schmerz hatte sie selbst
herausgefordert, seit dieser allerersten Nacht vor vier Monaten, als sie sich
von ihm aus dem Hauptquartier des Ordens nach Hause fahren ließ. Heute Nacht
hatte er ihr einen Gefallen getan - sie vor einem kolossalen Fehler bewahrt,
der sich, einmal begangen, nie wieder rückgängig machen lassen würde.
Für diese kleine Gnade sollte
sie dankbar sein, besonders wenn sie von einem Mann kam, der behauptete, keine
Gnade zu kennen.
Tegan brach ihr das Herz, und
das konnte sie jetzt nicht gebrauchen.
Und doch, als sie durch den Raum
zum angrenzenden Badezimmer ging und in der Dusche das Wasser andrehte, konnte
sie nicht anders, als die Momente, die sie eben mit ihm in seinem Bett
verbracht hatte, aufs Neue zu durchleben. Sie zog ihre Sachen aus und trat
unter den warmen Wasserstrahl, spürte seine Hände auf sich, ihre Körper, wie
sie ineinander verschmolzen, brennend vor Lust.
Sie sehnte sich selbst jetzt
noch nach ihm, so sehr, dass es schmerzte.
Sie würde sich immer zu ihm
hingezogen fühlen, der Drang seines Blutes in ihr band sie mit unsichtbaren
Ketten an ihn.
Aber so sehr sie auch ihre
Gefühle für Tegan auf die unglückliche Tatsache zurückführen wollte, dass sie
von ihm getrunken hatte - und das jetzt schon zum zweiten Mal -, wusste sie,
dass das Problem tiefer ging.
Ja, Gott steh ihr bei. Es war
viel, viel schlimmer.
Sie stand kurz davor, sich in
ihn zu verlieben.
Vielleicht war sie es schon.
Tegan bestrafte sich mit einer
langen, eiskalten Dusche, und immer noch brannte sein Körper vom Gedanken an
Elise. Seine Haut war ihm viel zu eng, die Dermaglyphen pulsierten unter dem
kalten Trommeln der Wassertropfen. Er stützte die Fäuste auf die Marmorfliesen
an der Wand und kämpfte gegen den Drang an, Elise in ihrem Gästezimmer
heimzusuchen und zu beenden, was sie gerade begonnen hatten.
Himmel, wie sehr er es
beenden wollte.
Immer noch war seine Sicht
geschärft von den beiden Arten von Hunger nach einer einzigen Frau. Seine
Fangzähne pulsierten, die langen Spitzen hatten sich noch nicht vollständig
zurückgezogen. Mit einem tiefen, abgehackten Seufzer ließ er den Kopf sinken.
Dieses Verlangen nach Elise wurde nur noch schlimmer, brannte in seinen Venen
wie Feuer.
Wie lange würde es dauern, bis
seine Selbstbeherrschung mit ihm durchging und er ihre Farce von
Blutsverbindung besiegelte? Und wenn er sich erlaubte, einen Schluck von etwas
so Süßem wie Elise zu nehmen, wie konnte er sich dann sicher sein, dass sein
Durst nicht so stark wurde, dass er wieder vollkommen Besitz von ihm ergriff?
Es war so viel schwerer zu
widerstehen, jetzt, da er wusste, dass sich Elise ihm so bereitwillig anbot,
selbst ohne die Versprechen von Liebe und Treue, die jeder Mann privilegiert
wäre, ihr gegenüber abzulegen. Sie war bereit gewesen, ihm so viel zu geben und
so wenig dafür zu bekommen. Es beschämte ihn.
Es beschämte ihn, weil er so
verdammt nahe dran gewesen war, ihr hübsches Handgelenk zwischen die Zähne zu
nehmen …
Mit einem Aufbrüllen zog Tegan
den Arm zurück und ließ die Faust auf die unnachgiebigen Marmorfliesen der
Dusche krachen. Die glatten, polierten Vierecke zerbrachen unter seinem Schlag,
die Scherben fielen ihm klirrend um die nackten Füße. Schmerz flammte in seiner
Hand und seinem Handgelenk auf, aber er genoss ihn und sah zu, wie seine
Blutstropfen den Abfluss hinabwirbelten.
Nein. Verdammt noch mal,
nein!
Er war stärker als dieses
animalische Verlangen, das er nach Elise verspürte. Er konnte ihm widerstehen.
Er musste
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