Midnight Breed 04 - Gebieterin der Dunkelheit-neu-ok-14.11.11
mitgebrachte
Essen, das allmählich kalt wurde. Sie war später dran, als sie gedacht hatte.
Der Besuch in der Stiftung hatte sie fast eine Stunde gekostet, und bei all
ihren Anrufen auf der Festnetznummer ihrer Mom war nur der Anrufbeantworter
angegangen.
Wahrscheinlich
ruhte sie sich gerade aus und fragte sich, was aus ihrer kleinen Feier zum
Abendessen geworden war.
Wieder
versuchte sie es auf der Festnetznummer, und wieder sprang nur der
Anrufbeantworter an. „Scheiße.“
Ein paar
Jugendliche kamen auf dem Gehweg vorbeigeschlendert, aus der Richtung des
Unglücksorts. Dylan ließ das Fenster herunter.
„Hey, was
ist da vorne los? Lassen sie uns bald wieder durch?“
Einer der
Jungen schüttelte den Kopf. „So 'ne alte Dame hat 'nen Köpfer von ihrem Balkon
gemacht. Die Cops sind da und räumen die Sauerei auf.“
Dylans Magen
war plötzlich von Angst erfüllt, schwer wie ein Stein.
„Wisst ihr,
von welchem Gebäude?“
„Nö. Eins
von den Hochhäusern auf der 108. Straße.“
Oh,
verdammt. Oh Herr im Himmel ...
Dylan sprang
aus dem Wagen, ohne auch nur den Motor abzustellen. Sie hatte ihr Handy gezückt
und wählte die Handynummer ihrer Mutter, während sie im Dauerlauf den Gehweg
hinaufrannte, in Richtung des Tumultes bei der Kreuzung, ein paar Häuserblocks
vor ihr. Als sie näher kam und sich in die Menge der Schaulustigen drängte,
wurden ihre Füße von selbst langsamer.
Sie wusste
es.
Sie ...
wusste es einfach.
Ihre Mutter
war tot.
Aber dann
ging ihr Handy los wie die Alarmanlage einer Bank. Sie starrte auf das Display
und sah die Handynummer ihrer Mutter auf dem erleuchteten Display.
„Mom!“,
schrie sie, als sie abnahm.
Am anderen
Ende war Stille.
„Mom? Mom,
bist du das?“
Eine schwere
Hand fiel auf ihre Schulter herab. Sie warf den Kopf herum und starrte in die
grausamen Augen eines Mannes, den sie eben erst auf einem Foto im Büro ihrer
Mutter gesehen hatte.
Gordon Fasso
hielt das rosarote Handy ihrer Mutter in der Hand. Er lächelte, sodass die
Spitzen seiner Fangzähne sichtbar wurden. Als er sprach, spürte Dylan seine
tiefe Stimme in ihren Ohren und ihrer Handfläche vibrieren, als seine Worte
durch das Handy ihrer Mutter in ihr eigenes drangen.
„Hallo,
Dylan. Schön, Sie endlich kennenzulernen.“
34
Irgendwo in
Connecticut, nach ein paar Stunden Fahrt von Boston nach New York, fühlte sich Rio
plötzlich, als würde ihm der Brustkorb von eiskalten Händen aufgerissen. Er
telefonierte über den Lautsprecher mit dem Hauptquartier und versuchte
herauszufinden, ob es Gideon gelungen war, irgendetwas über die toten
Stammesgefährtinnen herauszufinden, die Dylan laut ihrem Bericht in dieser
Stiftung erschienen waren. Der Orden hatte die Fotos, die sie von ihrem Handy
aus geschickt hatte, und Gideon durchkämmte die Datenbanken nach weiteren
Vermissten aus den Dunklen Häfen und der menschlichen Bevölkerung.
Rio hörte,
dass der andere Krieger mit ihm redete, aber seine Worte drangen nicht in
seinen Schädel durch.
„Ach,
verdammt“, stöhnte er und rieb sich die eiskalte Stelle, die offenbar in seine
Herzregion weitergewandert war.
„Was ist
los?“, fragte Gideon. „Rio? Bist du noch da?“
„Ja. Aber
... da ist was faul.“
Dylan.
Irgendetwas
war mit Dylan, und es war schlimm. Er konnte ihre Angst spüren und einen
Kummer, der so tief war, dass er ihn fast blendete.
Kam gar
nicht gut, wenn man gerade mit hundertfünfzig Sachen über die Interstate 84
raste.
„Ich hab ein
schlechtes Gefühl, Gideon. Ich muss sofort Dylan anrufen.“
„Klar. Ich
warte so lange.“
Rio drückte
den Anruf weg und wählte Dylans Nummer. Ihr Voicemail ging ran. Mehrmals.
Dieses
ungute Gefühl wurde jede Sekunde schlimmer. Sie war in wirklicher Gefahr - das
spürte er daran, wie hektisch plötzlich sein Puls ging. Seine Blutsverbindung
mit ihr sagte ihm, dass gerade etwas Schreckliches mit ihr geschah.
Gerade
jetzt, wo er noch drei Autostunden von ihr entfernt war.
„Gottverdammte
Scheiße“, knurrte er und drückte das Gaspedal durch.
Wieder
drückte er die Kurzwahltaste zu Gideon. „Hast du sie erreicht?“
„Nein.“ Eine
noch tiefere Kältewelle erfasste ihn. „Sie ist in Schwierigkeiten, Gid. Sie ist
irgendwo und hat Schmerzen. Verdammt!
Ich hätte
sie nicht aus den Augen lassen dürfen!“
„Okay“,
sagte Gideon, der wie immer die Ruhe behielt. „Ich werf mal das GPS an und orte
den Volvo und ihr Handy auch. Wir finden sie schon, Rio.“
Er
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