Midnight Breed 04 - Gebieterin der Dunkelheit-neu-ok-14.11.11
ebendieser Kreatur, die in diesem
unterirdischen Verlies in der UV-Licht-Zelle gefangen war. Seine Geburt war
geheim gehalten worden, später hatte man ihn fortgeschickt und von Fremden
aufziehen lassen; er hatte lange Jahre gebraucht, um endlich seinen
Daseinszweck zu verstehen.
Und noch
länger, um die Siegestrophäe in die Hände zu bekommen, die ihn endgültig groß
machen würde.
„Hast du
wohl geruht?“, fragte er seinen Gefangenen überflüssigerweise, als er die Mappe
mit den Testergebnissen und Berichten schloss.
Die Kreatur
antwortete nicht, sie zog nur die Lippen zurück und atmete langsam ein, Luft
zischte durch die riesigen ausgefahrenen Fänge. Er hatte vor etwa zehn Jahren
aufgehört zu sprechen. Ob aus Wahnsinn, Wut oder Niederlage, sein Hüter wusste
es nicht. Nicht dass es ihm sonderlich wichtig gewesen wäre. Es war keine Liebe
zwischen ihnen. Der Alte, obwohl so unmittelbar mit ihm verwandt, war für ihn
in erster Linie ein Mittel zum Zweck.
„Wir werden
jetzt beginnen“, sagte er zu seinem Gefangenen.
Er tippte
einen Code in den Computer, der den elektronisch gesteuerten Roboterarmen in
der Zelle den Befehl gab, mit der Entnahme der Gewebeproben zu beginnen. Die
Testreihen waren langwierig und schmerzhaft ... aber alle notwendig.
Körperflüssigkeiten wurden abgesaugt, Gewebeproben genommen. Bislang hatten die
Experimente nur kleinere Erfolge gezeigt. Aber sie waren auf einem
vielversprechenden Weg, und das genügte ihnen.
Als endlich
die letzten Proben entnommen und katalogisiert waren, sank der Alte in der
Zelle vor Erschöpfung zusammen. Sein riesiger Körper zitterte und zuckte,
während seine weitentwickelte Physiologie sich daranmachte, die Verletzungen zu
heilen, die die Prozedur verursacht hatte. „Für heute sind wir fast fertig“,
sagte sein Peiniger.
„Nur eine
Sache steht noch aus.“ Dieses letzte Experiment war das entscheidende - und für
den Vampir, der sich hinter dem UV-Licht-Gitter seiner Zelle erholte, das
primärste.
Eingeschlossen
in einem anderen, weniger hoch gesicherten Verlies war eine unter starke
Beruhigungsmittel gesetzte Menschenfrau, die vor Kurzem von der Straße weg
entführt worden war. Auch sie war nackt, ihr wie bei einem Gruftie schwarz
gefärbtes Haar kurz geschnitten, damit ihr Hals besser zugänglich war. Ihre
Augen waren blicklos, die Pupillen erweitert von den Drogen, die man ihr
verabreicht hatte.
Sie schrie
nicht und wehrte sich nicht, als zwei Lakaien sie aus ihrer Zelle in den Hauptraum
des Labors führten. Ihre kleinen Brüste hüpften bei jedem ihrer schlurfenden
Schritte, und als ihr beim Gehen der Kopf nach hinten fiel, wurde das kleine
Muttermal sichtbar, das sie unter dem Kinn trug - die Träne, die in die
Mondsichel fiel. Ihre nackten Füße bewegten sich teilnahmslos, als man sie mit
hoch gespreizten Beinen auf einem automatisierten Sitz festschnallte, der sie
durch die UV-Barriere tragen und mitten in die Zelle des Alten bringen würde.
Sie zuckte
kaum zusammen, als der Sitz plötzlich nach hinten schwang und sie in Stellung
brachte für das, was nun folgen würde. In der Zelle wurden die Fesseln der
riesigen Kreatur ein wenig gelockert, so weit, dass er sich wie ein Raubtier
auf sie stürzen konnte - was er ja auch war.
„Du wirst nun
Nahrung zu dir nehmen“, sagte sein Hüter zu ihm.
„Und dann
wirst du sie schwängern.“
14
Es war ein
verdammt seltsames Gefühl, wieder im Hauptquartier zu sein. Aber so seltsam es
auch war, Rio fand es sogar noch unwirklicher, seine Wohnung im unterirdischen
Hauptquartier des Ordens am Stadtrand von Boston zu betreten.
Dante und
Chase waren sofort bei ihrer Ankunft ins Techniklabor verschwunden, und Rio
konnte zusehen, wie er allein mit Dylan fertig wurde. Er vermutete, dass die
Krieger ihm auch die Möglichkeit geben wollten, sich in Ruhe wieder mit seinem
alten Leben vertraut zu machen - das Leben, das Eva ihm vor einem Jahr durch
ihren Verrat gestohlen hatte. Er war schon lange nicht mehr in seinem
Privatquartier gewesen, aber dort sah es immer noch genauso wie vorher aus.
Genauso, wie er es damals nach der Explosion verlassen hatte, für Monate harter
Rekonvaleszenz auf die Krankenstation des Ordens verbannt.
In den
Räumen, die er damals mit Eva geteilt hatte, war seither die Zeit stehen
geblieben. Alles war an seinem Platz erstarrt, seit dieser höllischen Nacht,
als er und seine Brüder an die Oberfläche hinaufgegangen waren, um sich ein
Roguenest vorzunehmen. Doch
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