Midnight Breed 05 - Gefaehrtin der Schatten-neu-ok-15.11.11
um den
Wagen herum zur Fahrerseite des schwarzen Geländewagens, bevor sie dort war,
und verstellte ihr den Weg.
„Ich
fahre", sagte er und gab ihr keine Chance zu widersprechen. „Du machst den
Beifahrer."
Renata
starrte ihn eine Sekunde lang an, dann ging sie um den Wagen herum und
kletterte auf den Beifahrersitz.
Sie nahmen
den Weg auf die Straße zurück und fuhren schweigend die kurze Strecke zu Jakuts
bewaldetem Grundstück. Niko schaltete die Scheinwerfer aus, als sie sich
langsam näherten. Er wollte gerade vorschlagen, auszusteigen und zu Fuß zum
Jagdhaus zu schleichen, als er bemerkte, dass etwas nicht stimmte.
„Ist es hier
immer so still?"
„Nie",
sagte Renata und warf ihm einen beunruhigten Blick zu. Sie griff hinter die
Sitze, um einige der Agenturwaffen hervorzuholen. Sie schlang sich den Riemen
eines automatischen Maschinengewehrs über den Kopf, dann reichte sie auch
Nikolai eines. „Lex hatte nur noch zwei Wächter, aber es sieht nicht so aus,
als wäre überhaupt jemand hier."
Und selbst
aus dieser Entfernung registrierte Niko den Blutgeruch. Es war Vampirblut, und
zwar aus mehr als einer Quelle.
„Warte hier,
bis ich die Lage gecheckt habe."
Von ihr war
nur ein widerspenstiges Schnauben zu hören. Das hätte er sich eigentlich denken
können.
Sie
kletterten beide aus dem Fahrzeug und gingen gemeinsam auf das dunkle Haus zu.
Die Eingangstür stand weit offen. Über die Schottereinfahrt zogen sich frische
Reifenspuren, breit und tief eingefahren, so wie ein überdimensionierter
Geländewagen sie hinterließ.
Nikos Gefühl
sagte ihm, dass auch die Agentur schon hier gewesen war.
Im Jagdhaus
herrschte tiefste Stille, und dem Gestank nach waren hier erst vor Kurzem
Vampire gestorben. Er brauchte das Licht nicht einzuschalten, um das Gemetzel
zu sehen. Seine scharfen Augen entdeckten die beiden Männer direkt im
Eingangsbereich, beiden war mehrfach aus unmittelbarer Nähe in den Kopf
geschossen worden.
Er führte
Renata um die Leichen herum und folgte seiner Nase zum hinteren Teil des
Hauses, zu Jakuts Privatgemächern. Obwohl er wusste, was er dort finden würde,
ging er hinein und stieß einen wütenden Fluch aus.
Lex war tot.
Und mit ihm
auch ihre Hoffnung, in dieser Nacht Edgar Fabien aufzuspüren.
24
Renatas Herz
verkrampfte sich, als sie Nikolai fluchen hörte.
Sie griff
nach dem Lichtschalter neben der offenen Tür von Jakuts Schlafzimmer und
knipste das Licht an.
Sprachlos
starrte sie auf Lex' leblosen Körper hinunter, auf seine leeren, gebrochenen Augen
und die drei riesigen Einschusslöcher in seiner Stirn. Sie wollte schreien.
Gott im Himmel, sie wollte auf die Knie fallen, sich mit ihren Händen in ihrem
Haar verkrallen und zum Dach hinaufbrüllen - nicht aus Kummer oder Entsetzen,
sondern aus reiner, abgrundtiefer Wut.
Aber sie
bekam kaum noch Luft.
Ihre Glieder
waren schwer wie Blei, Arme und Beine gehorchten ihr nicht mehr.
Jede
Hoffnung, dass sie hier auf eine heiße Spur zu Mira stoßen würden, zerrann mit
Lex' Blut, das im Zimmer seines Vaters zwischen den Dielenbrettern versickerte.
„Renata, wir
finden schon einen anderen Weg", sagte Nikolai irgendwo in ihrer Nähe. Er
beugte sich über die Leiche, zog ein Handy aus Lex' Jackettasche, klappte es
auf und drückte ein paar Tasten. „Jetzt wissen wir immerhin, mit wem Lex
telefoniert hat. Eine dieser Nummern wird die von Fabien sein. Ich werde Gideon
kontaktieren, er soll sie überprüfen. Wir werden schon sehr bald was über
Fabien in der Hand haben. Wir kriegen ihn, Renata."
Sie konnte
nicht antworten; sie hatte keine Worte mehr.
Langsam
drehte sie sich um und ging aus dem Raum, war sich kaum bewusst, dass ihre Füße
sich bewegten. Sie trieb durch das dunkle Jagdhaus, an den Leichen in der
großen Halle vorbei, den Gang hinunter ... unsicher, wohin sie eigentlich ging,
und doch nicht überrascht, als sie sich in dem winzigen Zimmer wiederfand, in
dem Mira geschlafen hatte.
Das kleine
Bett war genauso, wie Mira es verlassen hatte, als erwartete es ihre
Wiederkehr. Drüben auf dem gedrungenen kleinen Nachttisch war eine Wildblume,
die Mira vor einigen Tagen gepflückt hatte, bei einer der seltenen
Gelegenheiten, als Sergej Jakut dem Kind erlaubt hatte, draußen zu spielen.
Miras Blume war inzwischen welk, die zarten, weißen Blütenblätter hingen
schlaff herab, der grüne Stängel leblos wie ein Stück Schnur.
„Oh, mein
süßes Mäuschen", flüsterte Renata in den dunklen, leeren Raum
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