Midnight Breed 05 - Gefaehrtin der Schatten-neu-ok-15.11.11
schlüpfte aus seinen Armen und drehte sich zu
ihm um. „Wenn du ein schlechtes Gefühl hast wegen heute Nacht ... dann kannst du
es mir sagen."
Etwas
flackerte über sein Gesicht, aber er sprach es nicht aus. Er schüttelte den
Kopf und drückte ihr rasch einen unschuldigen Kuss auf die Stirn. „Ich weiß
nicht, in was für eine Situation wir bei Fabien hineinlaufen. Aber ich kann dir
eins sagen: Was immer auch passiert, ich bin an deiner Seite, Okay? Wir
schaffen das schon."
„Und sobald
wir Fabien haben, holen wir uns Mira", sagte sie und sah ihm forschend in
die Augen. „Stimmt's?"
„Klar",
sagte er, und sein unverwandter, stählerner Blick hielt sie aufrecht. „Ja, ich
versprech's dir. Ich hab dir doch mein Wort gegeben. Ich werde dich nicht
enttäuschen."
Wieder zog
er sie an sich und packte sie mit einem Griff, so fest, als wollte er sie nie
mehr loslassen. Auch Renata hielt ihn, lauschte dem starken, rhythmischen
Dröhnen seines Herzschlages unter ihrem Ohr ... und fragte sich, warum ihr
eigener Puls ihr so warnend in den Adern hämmerte wie eine Totenglocke.
Auf dem
abgelegenen, vierzig Hektar großen Waldgrundstück einige Stunden nördlich von
Montreal wurde die abendliche Stille vom kettensägeartigen Kreischen eines
Außenbordmotors unterbrochen, der ein Rennboot über einen einsamen See trieb.
Das Grundstück, der See und auch das Fortbewegungsmittel, das man Dragos zur
Verfügung gestellt hatte, um diesen Ort zu erreichen, gehörten Edgar Fabien.
Obwohl
Fabien in letzter Zeit eine Enttäuschung gewesen war, musste Dragos zugeben,
dass es doch klug von ihm gewesen war, zwei unterschiedliche Anfahrtswege zu
dieser wichtigen Versammlung zu organisieren. Während die übrigen Teilnehmer
bereits letzte Nacht mit dem Wagen angekommen waren, war heute Abend dieses
Rennboot entsandt worden, um Dragos zum kleinen Anlegesteg auf der rückwärtigen
Seite des Anwesens zu bringen, nachdem das Wasserflugzeug, das ihn aus der
Stadt geholt hatte, am anderen Ende des Sees gelandet war. Seit Dragos vor
einigen Wochen bei einem Zusammenstoß mit dem Orden einen schweren Rückschlag
erlitten hatte, bewegte er sich im öffentlichen Raum mit erhöhter Vorsicht, von
anderen, neuen Sicherheitsmaßnahmen ganz zu schweigen. Er war schon zu weit
gekommen, um unnötige Risiken einzugehen. Hatte schon zu verdammt viel
riskiert, um seine Errungenschaften jetzt aus Unvorsichtigkeit oder Inkompetenz
von anderen zu verspielen.
Er warf dem anderen
Passagier, der mit ihm im Boot saß, einen verächtlichen Blick zu. Das Gesicht
des Jägers wirkte im milchigen Schein des Mondes gelassen, sein riesenhafter
Körper war völlig reglos, als der Fahrer das Lenkrad drehte und der Kiel des
Rennbootes in einem schrägen Winkel durch das Wasser schnitt, auf den einsamen
Anlegesteg zu, der vor ihnen am Seeufer lag.
Der Jäger
musste wissen, dass er seinem eigenen Tod entgegenfuhr. Er hatte bei seiner
Mission versagt, den Gen Eins in Montreal zu töten, und darauf stand strenge
Bestrafung. Dragos würde sich noch heute Nacht um ihn kümmern, und wenn sich
diese Abstrafung als zusätzliche Demonstration seiner Macht vor den Leutnants
benutzen ließ, die jetzt zu seinem Empfang versammelt waren, umso besser.
Der Motor des
Bootes wurde heruntergefahren, als sie den schlichten, unbeleuchteten hölzernen
Landesteg erreichten, wo Edgar Fabien sie schon erwartete. Abgaswolken stiegen
von der Wasserfläche auf, widerlich süß. Fabiens tiefe Verbeugung und
kriecherischer Willkommensgruß hatten eine ähnliche Wirkung.
„Sir, es ist
die Ehre meines Lebens, Sie auf meinem Anwesen begrüßen zu dürfen."
„In der
Tat", meinte Dragos gedehnt, als er aus dem Boot auf die dunklen
Holzplanken des Landesteges trat. Er machte dem Jäger ein Zeichen, ihm zu
folgen, und ihm entging nicht Fabiens Reaktion auf die Größe und mächtige
Statur des Gen Eins, der ihm aufs Wort gehorchte. „Sind drinnen alle
versammelt?"
„Jawohl,
Sir." Fabien richtete sich wieder auf und eilte an Dragos' Seite. „Ich
habe gute Neuigkeiten. Der Krieger, der aus seiner Haft entkommen ist, wurde
eliminiert. Sowohl er als auch die Frau, die ihm zur Flucht verholfen hat.
Einer meiner Lakaien hat das Paar aufgespürt, und letzte Nacht habe ich ein
Team meiner besten Agenten geschickt, um das Problem endgültig zu
beseitigen."
„Sind Sie
sicher, dass der Krieger tot ist?" Fabiens selbstzufriedenes Lächeln war
unerträglich. „Darauf würde ich mein Leben verwetten.
Weitere Kostenlose Bücher