Midnight Breed 05 - Gefaehrtin der Schatten-neu-ok-15.11.11
würde
ihn zum Rogue machen, ihn auf die Einbahnstraße von Elend, Wahnsinn und Tod
schicken.
„Würdest du
jetzt gerne reden, oder sollen wir anfangen?"
Er war nicht
so dumm, zu denken, dass Fabien oder seine Kumpels ihn freilassen würden,
selbst wenn er Details über Strategien und aktuelle Missionen des Ordens
ausspuckte.
Zur Hölle
noch mal, selbst mit einer felsenfesten Garantie, dass sie ihn laufen ließen,
wollte er verdammt sein, wenn er seine Brüder verriet, nur um seine eigene Haut
retten.
Also, das
war's dann wohl. Er hatte sich oft gefragt, wie er wohl einmal den Löffel
abgeben würde, hatte sich ausgemalt, ruhmreich in einem Hagel von Kugeln und
Granatsplittern unterzugehen und dabei hoffentlich ein Dutzend Blutsauger
mitzunehmen. Nie hätte er gedacht, dass ihm ein so jämmerliches Ende beschieden
sein würde.
Das einzig
Ehrenhafte daran war, dass er die Geheimnisse des Ordens mit ins Grab nehmen
würde.
„Bist du
bereit, mir zu sagen, was ich wissen will?", fragte Fabien.
„Fick
dich", stieß Niko hervor, angepisster denn je. „Dich und Dragos. Zur Hölle
mit euch."
Fabiens
Augen sprühten vor Wut. Er zwang Nikolais Mund auf und rammte ihm den Schlauch
tief in den Hals.
Seine
Speiseröhre zog sich zusammen, doch selbst sein Würgereflex war durch die
Beruhigungsmittel in seinem Blutkreislauf geschwächt.
Mit einem
leisen Klicken wurde das Ventil am Arm der Frau geöffnet.
Blut schoss
in Nikos Rachen. Er würgte, versuchte, seine Kehle zu schließen und das Blut zu
verweigern, aber es war zu viel - ein endloser Fluss, der rasch aus der
angezapften Arterie seiner Blutwirtin pulsierte.
Niko hatte
keine andere Wahl, als zu schlucken.
Er schluckte
den ersten Mundvoll. Dann wieder einen.
Und dann
immer mehr.
Im Büro
seines Dunklen Hafens überprüfte Andreas Reichen Rechnungen und überflog die
neuen E-Mails dieses Morgens, als er die Nachricht von Helene in seinem
Posteingang bemerkte. Beim Anblick der knappen Worte in der Betreffzeile
beschleunigte sich sein Puls vor Neugier: Habe einen Namen für dich.
Er klickte
die E-Mail an und las ihre kurze Mitteilung.
Nach einigen
hartnäckigen Nachforschungen hatte Helene den Namen des Vampirs herausgefunden,
mit dem ihr verschwundenes Mädchen aus dem Club sich in letzter Zeit getroffen
hatte.
Wilhelm Roth.
Reichen las
den Namen zweimal, und jedes Molekül seines Blutkreislaufs wurde kälter, als er
ihm ins Bewusstsein drang.
Helene fügte
in der Mail hinzu, dass sie noch nach weiteren Informationen forschte und sich
wieder melden würde, sobald sie mehr wusste.
Herr im
Himmel.
Sie konnte
die wahre Natur der Giftschlange nicht kennen, die sie da ausgegraben hatte,
aber Reichen kannte sie nur allzu gut.
Wilhelm
Roth, der Leiter des Dunklen Hafens Hamburg, eine der mächtigsten
Persönlichkeiten des Stammes.
Wilhelm
Roth, Gangster erster Sorte, den Reichen einst gut gekannt hatte.
Wilhelm
Roth, der mit einer ehemaligen Geliebten von Reichen in einer Blutsverbindung
lebte - der Frau, die ihm das Herz gebrochen hatte, als sie ihn verließ, um mit
dem reichen Stammesvampir Zweiter Generation zu leben, der ihr im Gegensatz zu
ihm so viel zu bieten hatte.
Wenn Helenes
verschwundene Angestellte sich mit Roth eingelassen hatte, war davon
auszugehen, dass das Mädchen inzwischen tot war. Und Helene ... Herr im Himmel.
Sie war dem Mistkerl schon zu nahe gekommen, allein dadurch, dass sie seinen
Namen in Erfahrung gebracht hatte. Wenn sie ihm jetzt auf ihrer Suche nach
weiteren Informationen noch näher kam ... ?
Reichen nahm
den Telefonhörer ab und rief sie auf dem Handy an. Keine Antwort. Er versuchte
es in ihrer Wohnung in der Stadt und fluchte, als sich der Anrufbeantworter
einschaltete. Es war noch viel zu früh für sie, im Club zu sein, aber er wählte
die Nummer trotzdem und verfluchte das Tageslicht, das ihn in seinem Dunklen
Hafen gefangen hielt, sodass er nicht hinüberfahren und persönlich mit ihr
reden konnte.
Als er sie
nirgends erreichen konnte, schickte Reichen ihr eine E-Mail.
Nachforschungen
zu Roth sofort einstellen. Er ist gefährlich. Melde dich, sobald du
diese E-Mail gelesen hast.
Helene,
bitte ... sei vorsichtig.
Ein
Lastwagen mit medizinischer Ausrüstung hielt vor der Toreinfahrt eines
bescheidenen, einstöckigen Gebäudes etwa fünfundvierzig Minuten von der
Montrealer Innenstadt entfernt. Der Fahrer lehnte sich aus dem Fenster und
tippte eine kurze Zahlenkombination auf einer elektronischen
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