Midnight Breed 05 - Gefaehrtin der Schatten-neu-ok-15.11.11
Tastatur, die am
Wachhäuschen angebracht war. Wenig später öffnete sich das Tor, und der
Lastwagen rollte hindurch. Es musste wohl Anliefertag sein, denn das war schon
das zweite Lieferfahrzeug, das Renata in der kurzen Zeit, die sie hier wartete,
in das unauffällige Gebäude hinein- und hinausfahren gesehen hatte. Den
Großteil des Tages hatte sie in der Stadt verbracht, sich in Lex' Wagen
versteckt, während sie sich von den schlimmsten Nachwirkungen des Morgens
erholte. Inzwischen war es später Nachmittag. Ihr blieb nicht viel Zeit - nur
ein paar kurze Stunden, bis es dunkel wurde und die Nacht vor Raubtieren
wimmelte. Nicht lange, bis sie selbst wieder zur Gejagten wurde.
Diese Zeit
musste sie so gut wie möglich nutzen, und das war der Grund, warum sie sich
weiter unten an der Straße in einiger Entfernung von dem frei stehenden, kameraüberwachten
Tor des eigentümlichen Gebäudes in der Kleinstadt Terrabonne postiert hatte. Es
war fensterlos und hatte keinerlei Beschilderung an der Vorderfront. Obwohl sie
sich nicht sicher sein konnte, sagte ihr Bauchgefühl ihr, dass dieser flache
Quader aus Beton und Ziegeln am Ende einer privaten Zufahrtsstraße der Ort war,
den Lex erwähnt hatte - die Hochsicherheitsklinik, in die man Nikolai gebracht
hatte.
Sie betete
darum, dass sie richtig lag, denn momentan war der Krieger der Einzige, der
noch als ihr Verbündeter infrage kam, und wenn sie Mira finden wollte - wenn
sie auch nur die geringste Chance hatte, das Kind von dem Vampir wegzuholen,
der sie jetzt hatte -, dann wusste sie, dass sie es nicht alleine schaffte.
Aber das bedeutete, dass sie Nikolai erst einmal finden musste. Sie betete,
dass er noch am Leben war.
Und wenn er
tot war? Oder wenn er lebte, sich aber weigerte, ihr zu helfen? Oder beschloss,
sie wegen ihrer Rolle bei seiner unrechtmäßigen Verhaftung sofort zu töten?
Nun, Renata
hatte nicht vor, über all diese Möglichkeiten nachzugrübeln. Was mit ihr
geschah, war nicht wichtig.
Alles, was
zählte, war das unschuldige Kind, dessen Sicherheit von ihr abhing.
Also wartete
und beobachtete sie, versuchte eine Möglichkeit zu finden, an diesem
Sicherheitstor vorbeizukommen. Wieder rollte ein Lastwagen auf die Einfährt zu.
Er blieb stehen, und Renata ergriff die Gelegenheit.
Sie sprang
aus Lex' Wagen und rannte tief geduckt auf den hinteren Teil des Fahrzeugs zu.
Während der Fahrer seinen Zugangscode eingab, sprang sie auf die hintere
Stoßstange. Die Tür des Anhängers war verriegelt, aber sie packte die Türgriffe
und hielt sich fest, als sich das Tor ratternd öffnete und der Laster
hindurchrollte.
Der Fahrer
fuhr in einer Kurve zum hinteren Teil des Gebäudes, eine asphaltierte Einfahrt
hinauf, die zu ein paar Ladedocks für Warenannahme und Warenausgang führte.
Renata
kletterte auf das Anhängerdach hinauf und hielt sich gut fest, als der
Lastwagen wendete und im Rückwärtsgang in eines der leeren Ladedocks
hineinfuhr. Als er sich dem Gebäude näherte, klickte ein Bewegungsmelder, und
das Tor hob sich. Niemand wartete dort, als das Sonnenlicht in die hallenartige
Öffnung flutete. Aber das wunderte sie nicht weiter. Wenn dieser Ort von
Stammesvampiren geführt wurde, würden sie keinen hier draußen arbeiten lassen.
Er wäre innerhalb weniger Minuten Grillfleisch.
Sobald der
Lastwagen vollständig in das Gebäude hineingefahren war, begann sich das große
Tor wieder zu senken. Als es sich geschlossen hatte, herrschte eine Sekunde
lang Dunkelheit, dann sprangen mit einem elektronischen Flirren die Neonröhren
an der Decke an.
Renata
kletterte rasch hinunter und sprang von der hinteren Stoßstange, gerade als der
Fahrer aus dem Lastwagen stieg. Und nun kam aus einer Stahltür auf der anderen
Seite der Halle ein muskulöser Mann in einer dunklen, militärisch wirkenden
Uniform.
Dieselbe
Uniform, wie die Agenten sie getragen hatten, die Lex letzte Nacht gerufen
hatte, um Nikolai zu verhaften.
Samt
Halbautomatik im Hüftholster.
„Hey, wie
geht's?", rief der Fahrer dem Wächter zu.
Renata
schlich sich um die Seite des Lasters herum, bevor der Vampir oder der Fahrer
sie entdecken konnten. Sie wartete, lauschte dem Klirren des Schlosses, das
entriegelt wurde. Als der Wächter näher kam, schickte sie ihm einen kleinen
Gruß, einen übersinnlichen Schlag, der ihn etwas aus dem Gleichgewicht brachte.
Noch ein kleiner Schlag, und er taumelte, griff sich an die Schläfen und
keuchte einen üblen Fluch.
Der
menschliche Fahrer
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