Midnight Breed 05 - Gefaehrtin der Schatten-neu-ok-15.11.11
von
ihnen davon wusste. Derjenige, der hinter zahllosen Masken und Täuschungen
gelebt und geduldig seine Zeit abgewartet hatte, während er sorgfältig seine
Spielfiguren auf einem riesigen und komplizierten Spielbrett aufstellte. Der
das Schicksal manipulierte, bis der Zeitpunkt gekommen war, um endlich die
Macht über den Stamm und die ganze Menschheit auszuüben, so wie es ihm rechtmäßig
zustand.
Dieser
Zeitpunkt würde nun kommen.
Schon sehr
bald, er konnte es in seinen Knochen spüren.
Und bei dem
Aufstieg zu seinem Thron würde er keine Fehler dulden.
Augen, so
golden wie die eines Falken, begegneten seinem Blick im dämmerigen Licht des
Kellers und hielten ihm stand. Der Stolz, den er in ihnen sah, gefiel ihm gar
nicht - diese Spur von Trotz in einem, der aufgezogen worden war, um zu dienen.
„Erkläre
mir, warum du bei der Ausführung deiner Zielangabe versagt hast", verlangte
er. „Du bist mit einer klaren Aufgabe nach Montreal geschickt worden. Warum
hast du sie nicht ausgeführt?"
„Es gab
einen Zeugen", kam die kühle Antwort.
„Das hat
dich noch nie abgehalten. Warum jetzt?"
Diese
unerschrockenen goldenen Augen zeigten keinerlei Gefühl, aber Herausforderung
lag in ihnen, als der Jäger unmerklich das kantige Kinn hob. „Es war ein Kind,
ein kleines Mädchen."
„Ein Kind,
sagst du." Er zuckte ungerührt die Schultern.
„Das sollte
doch noch leichter zu eliminieren sein, meinst du nicht?"
Der Jäger
schwieg und starrte ihn nur an, als erwartete er sein Urteil. Als erwartete er,
verdammt zu werden, und als sei es ihm scheißegal.
„Du bist
nicht ausgebildet worden, um deine Befehle zu hinterfragen oder dich von
Hindernissen aufhalten zu lassen. Du wurdest nur zu einem einzigen Zweck
gezeugt - genau wie die anderen von deiner Sorte."
Das kantige
Kinn hob sich einen weiteren Zentimeter.
Fragend.
Misstrauisch. „Welche anderen?"
Er lachte
leise. „Du hast doch nicht wirklich gedacht, dass du einzigartig bist? Weit
gefehlt. Ja, es gibt noch andere wie dich. Eine ganze Armee von solchen wie dir
- Soldaten, Auftragskiller ... entbehrliche Schachfiguren, die ich über mehrere
Jahrzehnte hin erschaffen habe, jeder von ihnen nur geboren und aufgezogen, um
mir zu dienen. Andere wie dich, die nur leben, weil ich es so will." Er
warf dem Halsband des Vampirs einen bedeutungsvollen Blick zu. „Du und all die
anderen leben nur so lange, wie ich es für gut befinde."
„Meister",
unterbrach ihn der Lakai. „Ich bin sicher, das war nur ein einmaliger Fehler.
Wenn Sie ihn das nächste Mal losschicken, wird es keine Probleme geben,
das versich . ."
„Ich habe
genug gehört", blaffte er und warf dem Menschen, der ihn ebenso enttäuscht
hatte, einen schrägen Blick zu. „Es wird kein nächstes Mal geben. Und für dich
habe ich keine Verwendung mehr."
Blitzartig
stürzte er sich auf den Lakai und schlug ihm die Fangzähne seitlich in die
Kehle. Er trank nicht, sondern riss ihm nur die Halsschlagader auf und ließ ihn
wieder los, sah dann verächtlich zu, wie der Mann heftig blutend auf dem
Lehmboden des Kellers zusammenbrach. Der Anblick von so viel frischem,
pulsierendem Blut war kaum zu ertragen.
Es fiel ihm
schwer, es zu vergeuden, aber wichtiger war ihm, ein Exempel zu statuieren.
Er sah zu
dem Gen Eins-Vampir hinüber und grinste, als die Glyphen des Mannes in
den tiefen Farben des Hungers zu pulsieren begannen, seine goldenen Augen waren
nun völlig bernsteingelb. Seine Fangzähne füllten seinen Mund aus, und es war
offensichtlich, dass jeder seiner Instinkte danach schrie, die röchelnde Beute
anzuspringen und zu fressen, bevor das Blut und der Mensch tot waren.
Aber er
rührte sich nicht. Er stand da, immer noch trotzig, und weigerte sich, selbst
seinen natürlichsten, wildesten Trieben nachzugeben.
Es würde
sehr leicht sein, ihn zu toten: nur ein Code, eingetippt in sein Handy, und er
und sein unbeugsamer Stolz, zu dem er gar keine Veranlassung hatte, würden in
Fetzen gerissen. Aber viel kurzweiliger würde es sein, ihn zuerst zu brechen.
Und wenn er dabei Fabien und jedem anderen, der dumm genug war, ihn zu
enttäuschen, als warnendes Beispiel dienen konnte, umso besser.
„Raus",
befahl er seinem versklavten Killer. „Ich bin noch nicht fertig mit dir."
18
Renata stand
am Waschbecken im Badezimmer und spuckte den letzten Rest Zahnpasta in den
Abfluss, dann spülte sie mit mehreren Handvoll kühlem Wasser nach. Sie
war viel später aufgestanden, als sie
Weitere Kostenlose Bücher