Midnight Breed 05 - Gefaehrtin der Schatten-neu-ok-15.11.11
dich gefragt habe. Vergiss einfach ...
alles. Es wäre mir ja gar nicht recht, deine aktuelle Mission mit meinen
Problemen zu gefährden."
Sein
Stirnrunzeln vertiefte sich. „Wovon redest du?"
„Ich habe
meine Prioritäten, und du hast offensichtlich deine. Hörte sich eben so an, als
hätte dein Kumpel Lucan das Sagen."
„Lucan ist
einer meiner Waffenbrüder. Er ist auch der Anführer des Ordens, und ja, er hat
das Recht, in Ordensangelegenheiten zu bestimmen, wo es langgeht."
Nikolai
stand auf und verschränkte die Arme vor der Brust.
„Da ist was
Großes im Gange, Renata. Der Mord an Jakut war nur ein kleiner Teil davon, und
er war nicht der erste. Es hat noch einige andere Gen Eins-Morde gegeben, in
den Staaten und anderswo. Jemand ist diskret dabei, die ältesten, mächtigsten
Stammesvampire auszuschalten."
„Wozu?"
Sie sah zu ihm auf, wider Willen neugierig.
„Das wissen
wir nicht genau. Aber wir glauben, dass eine bestimmte Person dahintersteckt,
ein sehr gefährlicher Stammesvampir Zweiter Generation namens Dragos. Der Orden
hat ihn vor ein paar Wochen in seinem Versteck aufgestöbert, aber es ist ihm
gelungen, uns zu entkommen.
Jetzt ist er
wieder im Untergrund. Der Dreckskerl versteckt sich gut. Jede Spur, durch die
wir näher an ihn rankommen, ist extrem wichtig. Er muss unbedingt aufgehalten
werden."
„Sergej
Jakut hat Dutzende von Menschen umgebracht - nur so als Sport", bemerkte
Renata. „Warum haben du und der Rest des Ordens ihn nicht aufgehalten?"
„Bis vor
Kurzem wussten wir nicht, wo er zu finden war, geschweige denn von seinen
Freizeitaktivitäten. Selbst wenn wir davon gewusst hätten, er war Gen Eins. Der
Orden hätte nichts gegen ihn unternehmen können, ohne sich mit dem ganzen
bürokratischen Apparat der Agentur anzulegen."
Renatas
Gedanken verdüsterten sich, kehrten zurück zu der Zeit, die sie unter Jakuts
Herrschaft verbracht hatte.
„Manchmal,
wenn Jakut von mir getrunken hat ... wenn er mich für Blut benutzt hat, habe
ich etwas Monströses in ihm gesehen. Ich meine, ich weiß, was er war - was alle
von eurer Art sind -, aber ab und zu sah ich ihm in die Augen, und ich schwöre,
da war nichts Menschliches mehr in ihnen.
Alles, was
ich in seinen Augen sehen konnte, war etwas abgrundtief Böses."
„Er war Gen
Eins", sagte Nikolai, als wäre damit alles erklärt. „Nur die Hälfte ihrer
Gene ist menschlich. Die andere Hälfte ist ... anders."
„Vampirisch",
murmelte sie.
„Außerirdisch",
berichtigte Nikolai.
Er starrte
sie an, als er es sagte, und fast hätte Renata angefangen zu lachen. Aber seine
Miene war völlig ernst.
„Lex gibt
gern damit an, dass er der Enkel eines Erobererkönigs aus einer anderen Welt
ist. Ich habe immer angenommen, dass er sich da was zusammenfantasiert.
Willst du
mir etwa sagen, dass er damit recht hatte?"
Nikolai
stieß ein verächtliches Schnauben aus. „Ein Eroberer, ja, aber kein König. Die
acht Ältesten, die vor Tausenden von Jahren hier gestrandet sind und ihre
Nachkommen mit Menschenfrauen zeugten, waren blutrünstige Wilde, Vergewaltiger
... tödliche Kreaturen, die ganze Dörfer entvölkert haben. Der Orden hat die
meisten von ihnen schon im Mittelalter vom Erdboden gefegt. Lucan hat gegen sie
zum Kampf aufgerufen, nachdem seine Mutter von der Kreatur getötet wurde, die
ihn gezeugt hatte."
Nun lauschte
Renata nur noch, zu befremdet, um all die Fragen zu stellen, die ihr durch den
Kopf schössen.
„Wie sich
herausgestellt hat", fügte Nikolai hinzu, „hat einer der Ältesten den
Krieg des Ordens gegen sie überlebt.
Einer seiner
Söhne hat ihn versteckt - ein Gen Eins namens Dragos. Wir haben gute Gründe, anzunehmen,
dass dieser Älteste immer noch am Leben ist, und dass Dragos' letzter
überlebender Sohn - der auch so heißt wie er, das ist der Mistkerl, den wir
ausschalten wollen - nur auf seine Gelegenheit wartet, ihn auf die Welt
loszulassen."
„Vor zwei Jahren
dachte ich noch, dass es Vampire gar nicht gibt. Sergej Jakut hat mich eines
Besseren belehrt. Er hat mir bewiesen, dass Vampire nicht nur existieren,
sondern dass sie schrecklicher und gefährlicher sind als alles, was ich aus
Büchern oder Filmen kenne. Und jetzt sagst du mir, dass es irgendwo da draußen
etwas noch Schlimmeres gibt als ihn?"
„Ich will
dir keine Angst machen, Renata. Ich will nur, dass du die Fakten kennst. Alle
Fakten." „Warum?"
„Weil ich
will, dass du das alles verstehst", sagte er. Die Worte klangen zu
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