Midnight Breed 05 - Gefaehrtin der Schatten-neu-ok-15.11.11
danach, Nikolai zu schmecken. Sie sehnte sich heftiger
danach, als ihr zustand.
„Bist du
sicher, Renata?"
„Wenn du mir
dein Blut gibst, dann ja, ich bin mir sicher", sagte sie. „Ich werde es
trinken."
In der
langen Stille, die folgte, setzte Nikolai sich auf das Bett. Sie sah ihm zu,
wie er das riesige Oxfordhemd aufknöpfte, und wartete, dass sich ihre
Unsicherheit - ihr Gefühl von Gefahr und Bedrohung - vertiefte. Aber dem war
nicht so. Als Nikolai das Hemd abstreifte und mit nacktem Oberkörper vor ihr
saß, mit pulsierenden Dermaglyphen , von denen jeder Bogen und
Schnörkel in wechselnden Schattierungen von dunklen Weinfarben schillerte,
spürte sie überhaupt keine Zweifel. Als er auf sie zukroch, den rechten Arm an
den Mund hob, seine riesigen Fangzähne entblößte und sie in sein Handgelenk
schlug, hatte das, was sie fühlte, auch nicht annähernd mit Angst zu tun.
Und als er
im nächsten Augenblick die blutenden Bisswunden an ihre Lippen drückte und ihr
zu trinken befahl, hatte Renata keinerlei Absicht, sich zu weigern.
Der erste
Schluck von Nikolais Blut auf ihrer Zunge war ein Schock.
Sie hatte
mit einem bitteren Kupfergeschmack gerechnet, aber was sie stattdessen
schmeckte, war warm und leicht würzig, und sie spürte, wie eine Kraft sie
durchfuhr wie flüssiger elektrischer Strom. Sie konnte spüren, wie sein Blut
ihr die Kehle hinabschoss, in jede Faser ihres Körpers hinein. Licht durchflutete
von innen ihre Glieder, und der Schmerz in ihrer verletzten Schulter begann
nachzulassen, als sie mehr von Nikolais heilender Kraft in sich aufnahm.
„So ist's
gut", murmelte er, und seine Finger strichen ihr schweißnasses Haar aus
dem Gesicht. „Verdammt, gut so, Renata ... trink, bis du das Gefühl hast, dass
du genug hast."
Sie trank in
langen, harten Zügen aus seinem Handgelenk, mit einem Instinkt, von dem sie
nicht gewusst hatte, dass sie ihn besaß. Es fühlte sich so gut und richtig an,
von Nikolai zu trinken. Es fühlte sich mehr als nur gut an ... es fühlte sich
unglaublich an. Je mehr sie von ihm trank, desto lebendiger fühlte sie sich.
Jedes ihrer Nervenenden leuchtete auf, als hätte man in ihrer Leibesmitte einen
Schalter umgelegt.
Und als er
sie weiter so streichelte, sie nährte und heilte, begann Renata, eine neue
Hitze zu spüren, die sich rasch in ihr ausbreitete. Sie stöhnte, ergriffen von
einer schmelzend heißen Welle, die sie durchflutete. Sie wand sich und wusste,
sie würde nicht den Fehler machen, dieses Gefühl zu verkennen ... es war
Begehren. Ein Begehren, das sie schon zu verdrängen versucht hatte, seit sie
Nikolai zum ersten Mal getroffen hatte, und das nun in ihr aufwallte, um sie zu
verzehren.
Sie konnte
nicht widerstehen, härter an ihm zu saugen.
Sie brauchte
mehr von ihm.
Sie brauchte
ihn ganz, und zwar sofort.
21
Nikolai
stützte sich an der Bettkante ab, verkrallte seine freie Hand im Leintuch und
hielt sich daran fest wie an einem Spannseil, als Renata weitertrank. Sie trank
so von ihm, wie sie auch alles andere tat: mit furchtloser Kraft und
leidenschaftlicher Überzeugung. Keine tastende Vorsicht in ihren jadegrünen
Augen, keine Unsicherheit in ihrem starken Griff, mit dem sie sich an seinem
Arm festhielt. Und jeder Zug, den ihr Mund aus seiner offenen Vene tat, jedes
zielstrebige, schmeichelnde Lecken ihrer Zunge auf seiner Haut erregte ihn
stärker als alles, was er je gespürt hatte.
Bei allem,
was Renata sich in den Kopf gesetzt hatte, war sie jemand, mit dem man rechnen
musste. Sie war so ganz anders als jede andere Frau, die Niko je gekannt hatte -
in vieler Hinsicht anders, und sie war ebenso ein Krieger wie jeder einzelne
Stammesvampir, der mit ihm im Orden diente.
Sie hatte
das Herz eines Kriegers, das Ehrgefühl eines Kriegers und eine felsenfeste
Entschlossenheit, die seinen ganzen Respekt verlangte. Renata hatte ihm das
Leben gerettet, und dafür stand er tief in ihrer Schuld. Aber, zur Hölle … was
hier gerade mit ihnen beiden passierte, hatte mit Verpflichtung so gar nichts
zu tun.
Sie begann,
ihm etwas zu bedeuten - mehr, als er zugeben wollte, sogar sich selbst
gegenüber.
Und er
wollte sie. Himmel und wie. Sein Begehren wurde noch verstärkt durch das
sinnliche Saugen ihres Mundes, der da an seiner Vene arbeitete, und ihren
schlanken Körper, der mit hitzigen Zuckungen auf diese außerirdische, blutige
Fütterung seiner uneingeweihten Zellen reagierte.
Renata
stöhnte, ein kehliges, erregtes Schnurren, als sie
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