Midnight Breed 05 - Gefaehrtin der Schatten-neu-ok-15.11.11
sanft.
Als wollte
er sich irgendwie bei ihr entschuldigen.
Renata hob
das Kinn, Kälte breitete sich in ihrer Brust aus. „Du willst, dass ich ... was
verstehe? Dass mit diesem Hintergrund das Leben eines einzigen verschwundenen
Kindes nicht zählt?"
Er stieß
einen leisen Fluch aus. „Nein, Renata ..."
„Ist schon
okay. Ich verstehe schon, Nikolai." Sie konnte die Bitterkeit nicht aus
ihrer Stimme heraushalten, nicht einmal, während sie sich immer noch abmühte,
all diese erschütternden Neuigkeiten zu verarbeiten, die sie soeben erfahren
hatte. „Hey, kein Problem. Schließlich hast du nie gesagt, dass du mir helfen
willst, und ich bin gewohnt, dass man mich hängen lässt. Das Leben ist verdammt
unfair, was? Nur gut, dass wir beide jetzt wissen, wo wir stehen, bevor das
hier noch weitergeht."
„Was ist
los, Renata?" Er starrte sie mit durchdringendem Blick an, so als könnte
er mitten in sie hineinsehen. „Geht es hier wirklich um Mira? Oder bist du so
durcheinander wegen dem, was zwischen uns passiert ist?"
Uns . Das
Wort blieb in ihrem Gehirn stecken wie ein Fremdkörper. Es fühlte sich so
unvertraut, gefährlich an. Viel zu intim. Für Renata hatte es nie ein
„wir" gegeben. Sie hatte sich immer nur auf sich selbst verlassen, andere nie
um etwas gebeten. So war es sicherer. Und auch jetzt war es sicherer so.
Sie hatte
ihre eigene Regel gebrochen, als sie Nikolai gefolgt war, um ihn für die Suche
nach Mira anzuwerben. Und was hatte sie nun davon? Eine eiternde
Schussverletzung, wertvolle Zeit verloren, und Mira war sie keinen einzigen
Schritt näher gekommen. Und da sich inzwischen herumgesprochen haben musste,
dass sie Niko geholfen hatte, aus Fabiens Klinik auszubrechen, hatte sie
praktisch keine Chance mehr, allein an den Vampir heranzukommen. Wenn Mira
bisher schon in Gefahr gewesen war, hatte Renata die Lage des kleinen Mädchens
nun womöglich noch verschlimmert.
„Ich muss
hier raus", sagte sie hölzern. „Ich habe schon zu viel Zeit verloren. Ich
könnte nicht ertragen, wenn diesem Kind wegen mir etwas zustößt."
Besorgnis
und Verdrossenheit trieben sie aus dem Bett. Sie stand auf - zu schnell.
Bevor sie
sich zwei Schritte von Nikolai entfernen konnte, wurden ihre Knie weich. Eine
Sekunde lang wurde es dunkel um sie, und dann sackte sie nach vorne. Sie
spürte, wie starke Arme sie auffingen, Nikolais Stimme klang ruhig neben ihrem
Ohr, als er sie aufhob und aufs Bett legte.
„Hör auf zu
kämpfen, Renata", sagte er, als sie aus ihrer Ohnmacht wieder zu sich kam
und blinzelnd zu ihm aufsah. Er stand über sie gebeugt und strich ihr mit dem
Handrücken über die Wange. So sanft, so beruhigend. „Du musst nicht rennen. Du
musst nicht kämpfen . . nicht mit mir. Bei mir bist du sicher, Renata."
Sie wollte
die Augen schließen und seine sanften Worte ausblenden. Sie hatte solche Angst
davor, ihm zu glauben, ihm zu vertrauen. Und sie fühlte sich so schuldig,
seinen Trost anzunehmen, in dem Wissen, dass zur gleichen Zeit ein Kind litt,
wahrscheinlich in der Dunkelheit nach ihr weinte und sich fragte, warum Renata
ihr Versprechen gebrochen hatte.
„Mira ist
alles, worum es mir geht", flüsterte sie. „Ich muss wissen, dass sie in
Sicherheit ist, und zwar ein für alle Mal."
Nikolai
nickte ernst. „Ich weiß, wie viel sie dir bedeutet.
Und ich weiß,
wie schwer es dir fällt, jemanden um Hilfe zu bitten. Himmel, Renata ... du
hast bewusst dein Leben riskiert, um mich aus dieser Hochsicherheitsklinik
rauszuholen. Ich werde nie wiedergutmachen können, was du für mich getan
hast."
Sie drehte
ihr Gesicht auf dem Kissen zur Seite, unfähig, weiter seinen durchdringenden
Blick auszuhalten. „Keine Sorge, du bist mir gegenüber zu nichts verpflichtet.
Du schuldest mir gar nichts, Nikolai."
Warme Finger
glitten ihren Unterkiefer entlang. Er umfing ihr Kinn mit seiner Hand und
drehte ihr Gesicht sanft wieder zu sich. „Ich schulde dir mein Leben. Wo ich
herkomme, ist das kein Pappenstiel."
Renata
stockte der Atem, als er ihr in die Augen sah. Sie hasste sich für das Gefühl
der Hoffnung, das in ihrem Herzen aufflackerte - Hoffnung, dass sie jetzt
wirklich nicht mehr allein war. Hoffnung, dass dieser Krieger ihr versichern
würde, dass alles gut enden würde, und was auch immer das für ein Monster war,
das Mira in seinen Fängen hatte - sie würden sie finden, und es würde ihr gut
gehen.
„Ich werde
nicht zulassen, dass Mira irgendetwas passiert", sagte er und zwang
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