Midnight Man (02) – Gefährliche Mission
Frauenkram, dachte er. Sie konnte kaufen, was sie wollte, solange er sich damit nicht zu befassen brauchte. Von diesen Dingen wollte er nichts wissen.
Suzanne schob ihren Teller beiseite und beugte sich vor, um ihm in die Augen zu sehen. »So. Sag mir die Wahrheit, John. Ich muss es wissen. Zumindest für meinen Seelenfrieden. Wie lange werden wir hier bleiben müssen?«
»So lange wie nötig«, antwortete er geradeheraus. Kurz überlegte er, ihr von Armstrongs Tod zu erzählen, und entschied sich dann dagegen. Sie hatte ein Recht, es zu erfahren, und würde ihm später böse sein, aber im Augenblick hatte er die Verantwortung, und er beschloss, sie nicht zu überfordern. Er brauchte sie bei klarem Verstand, und den hätte sie nicht mehr, wenn sie wüsste, dass ein Freund ihretwegen ermordet worden war. »Wir müssen herausfinden, was los ist, Honey. Solange wir im Dunkeln tappen, sind wir verwundbar. Ich muss dir ein paar Fragen stellen.«
Sie nickte, goss sich Kaffee ein und faltete die Hände auf dem Tisch. »Nur zu. Frag mich.« Sie sah ihn an und wartete.
John redete nicht um den heißen Brei herum und drückte sich auch nicht zimperlich aus. »Jemand hat die zwei Killer auf dich angesetzt. Hast du eine Ahnung, warum?«
Einen Moment lang war sie still, denn schüttelte sie den Kopf. »Nein. Absolut nicht. Ich habe mir schon den Kopf darüber zerbrochen, kann mir aber nicht vorstellen, warum mich jemand umbringen wollte.«
»Okay. Gehen wir es Schritt für Schritt durch. Fangen wir bei deiner Arbeit an. Was tust du im Einzelnen?«
Sie seufzte. »Allgemein ausgedrückt: Ich gestalte Räume, gewerblich genutzte und private. Nicht jeder hat die Zeit oder die Lust, sein Büro oder sein Zuhause selbst einzurichten, also engagiert er einen Fachmann. Mich. Ich sehe mir die entsprechenden Räume an, mache zwei oder drei Entwürfe, und der Kunde wählte einen davon aus. Manchmal habe ich mit einer Einzelperson, manchmal mit einer Gruppe zu tun. Anschließend sorge ich für den Kauf der Möbel, lasse sie anliefern und stelle sie auf.«
»Wer sind deine Kunden?«
»Hauptsächlich Leute aus der freien Wirtschaft. Auch einige Privatkunden. Ich habe bei der Gestaltung von drei Läden mitgewirkt, zwei Boutiquen und einer Buchhandlung, und von zwei Museen. Alles ganz zivilisiert.«
John ging mit ihr die Kunden des vergangenen Jahres durch und fragte sie über die Aufträge aus. Sie hatte kein einziges Mal für eine Behörde oder einen Rüstungsbetrieb gearbeitet. Nicht mal für eine Softwarefirma. Sie hatte keinen Zugang zu Fabrikationsgeheimnissen gehabt. Sie hatte ein gutes, aber kein spektakuläres Einkommen. Sie besaß einen Notgroschen auf der Bank, aber nichts, wofür es sich lohnte zu töten. John verdiente pro Auftrag mehr als das. Sie hatte sich ihr Geschäft langsam aufgebaut, durch Weiterempfehlungen. Ihre Kunden waren anständige Bürger.
Eine Stunde später rieb sich John frustriert den Nacken. Wenn es einen Menschen auf der Welt gab, der einer unverfänglichen Arbeit nachging und ein völlig harmloses Leben führte, dann offenbar Suzanne.
Und jetzt kam die Frage, die ihm am meisten gegen den Strich ging. Er fürchtete sich vor der Antwort.
»Wie sieht es mit deinem Liebesleben aus? Irgendwelche wütenden Exfreunde, die zu Gewalt neigen?« Er fragte in beiläufigem Ton, ballte aber unter dem Tisch die Fäuste.
»Oh.« Suzanne schaute überrascht. »Nein, natürlich nicht.« Sie wurde rot, sah aber nicht weg. »Ich, äh –« Sie stockte und atmete tief durch. »Ich war nicht mit vielen zusammen. Während meiner Collegejahre war meine Mutter krank, und wir waren deswegen ziemlich eingespannt. Zum Glück hat sie sich davon erholt. Und in den letzten paar Jahren habe ich mich auf die Arbeit konzentriert.«
»Mit wem bist du zuletzt zusammen gewesen?«
»John … muss das sein?«
»Unbedingt.« Das war gelogen. Er wusste nicht, ob das für die Ermittlung notwendig war. Aber für seinen Seelenfrieden war es sicherlich notwendig, Genaueres zu wissen. Bei dem Gedanken, dass ein anderer Mann sie angefasst hatte, kam ihm die Wut hoch. Sobald er ein oder zwei Namen hätte, würde er die Kerle überprüfen und dafür sorgen, dass sie sich Suzanne nie wieder näherten.
»Na gut. Zuletzt bin ich mit Marcus Freeman ausgegangen. Er ist der Filialleiter meiner Bank. Aber das ist nicht – nun, es war eine sehr lose Bekanntschaft. Wir haben nie, äh, sind uns nie … du weißt schon.« Sie zuckte die Achseln. »Der
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