Miese Chefs
unserer Leute auf neue Höhen zu bringen, weil diese Bedingungen bereits in Hülle und Fülle vorhanden sind und den konstanten Hintergrund unseres alltäglichen Lebens abgeben.
George Bush Jr. hatte genau die richtige Idee. Er wollte in den Irak einfallen, und es ist nicht an uns, seine Motive infrage zu stellen. Der Typ hatte genug Feuerkraft, und in der Welt der Diktatoren ist Macht gleich Recht. Nun, der clevere Teil dabei war der, es auch allen anderen als gute Idee zu verkaufen. Als aufstrebende Tyrannen können wir wertschätzen, dass George Jr. an den Irakis ein Exempel statuiert hat.
Die Botschaft war klar. »Wenn noch mal jemand versuchen sollte, Flugzeuge in unsere großen Glitzergebäude zu fliegen, dann ziehen wir los und bringen mehr Unschuldige um, als ihr euch überhaupt vorstellen könnt.« Die Botschaft ist genau dieselbe wie die von Iwan dem Schrecklichen im letzten Kapitel, im Wesentlichen also: Denk nicht mal dran, gegen die Vereinigten Staaten zu intrigieren. George lag völlig richtig, es spielt keine Rolle, wen man umbringt, ja noch nicht mal, ob man überhaupt die Richtigen erwischt (in der Tat ist es wahrscheinlich besser, die Falschen umzubringen, wie etwa die Frauen und Kinder, die Iwan im letzten Kapitel ins Jenseits schicken ließ), wichtig ist nur, dass es viele sind und dass es schnell geht. Junge, Junge, was für tolle Arbeit hat er geleistet.
Eine medizinische Zeitschrift, The Lancet , schätzt, dass in den 18 Monaten nach der Invasion rund 100.000 irakische Zivilisten als direktes Ergebnis des Krieges oder infolge des resultierenden Zusammenbruchs der zivilen Sicherheit gestorben sind. Es ist möglich, dass die Zahl der Toten bis Juni 2006 auf 600.000 angestiegen ist. Die Amerikaner dagegen haben in der Region etwa 5000 Mann verloren, hauptsächlich Militärpersonal. Wiederum war das Clevere daran, die Leute hinter sich zu bringen, und dafür war das Rezept ein ordentliches Maß an Unsicherheit. Die Argumentationskette lautete im Wesentlichen so:
Es gibt Terroristen da draußen (wahr).
Sie werden wieder zuschlagen (wahrscheinlich wahr – aber hervorragende Unsicherheit hier).
Sie sind entweder im Irak (wahrscheinlich nicht wahr) oder werden von der irakischen Regierung unterstützt (plausibel, unbewiesen).
Die irakische Regierung plant, ihre Nachbarn und unsere Verbündeten anzugreifen (nicht wahr).
Dafür stehen ihr Massenvernichtungswaffen zur Verfügung, die innerhalb einer Stunde einsatzfähig sind (nicht wahr).
Gerade genug Wahrheit, eine Menge dicker, fetter Lügen und ein guter, alter Schlag Unsicherheit – und plötzlich nimmt sich Krieg als eine gute Idee aus. Hervorragend, George! George Bush Jr. gehört nicht wirklich in die Riege der Vorzeigetyrannen. In ihm vereinen sich, zumindest teilweise, beide im letzten Kapitel erwähnten Bedeutungen von schrecklich . In ihm steckte auch ein Gutteil Weichei, aber dieses Beispiel ist dennoch echt herausragend.
Zum Zeitpunkt der Invasion waren die USA die vorrangige militärische Macht dieses Planeten. Der Irak war auf Platz 37. Die USA haben etwa 18.000 militärische Flugzeuge, der Irak hatte 651. Die USA haben etwa 30.000 Panzer, der Irak hatte 2580. David hatte bessere Chancen gegen Goliath. Das ließe sich eher vergleichen mit David gegen Goliath plus Goliaths gesamte Familie und seinen Freundeskreis. Und dennoch gelang es der Bush-Regierung tatsächlich, die anderen mächtigen Länder dazu zu kriegen, ihnen zu helfen !
Und damit nicht genug, man benutzte die Unsicherheit und Angst, die der 11. September geschaffen hatte, um viele weitere tyrannische Führungsentscheidungen durchzuboxen. Der 11. September war eine katastrophale Sache, aber die Bush-Regierung reagierte völlig zu Recht positiv auf die neue Situation, in der sie sich wiederfand. Regierungen überall auf der Welt schlossen sich diesem leuchtenden Vorbild an und nutzten die neu entstandene Unsicherheit, um allerhand Gesetze durchzusetzen, mit denen sich die Individualrechte beschneiden ließen und die Regierung mehr Macht bekam. Gute Arbeit!
Wenn Tyrannei auch nicht immer angemessen oder nur weise war – heute ist sie es ganz bestimmt.
In diesem Kapitel haben wir Argumente für Tyrannei geliefert. Wir haben versucht zu illustrieren, dass Despotie nicht immer angemessen oder auch nur weise war – heute ist sie es ganz bestimmt. Wenn Sie noch weitere Überzeugungsarbeit brauchen, dann betrachten Sie die folgende simple Situation, in der Sie sich
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