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Miese Chefs

Miese Chefs

Titel: Miese Chefs Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan White
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die normalerweise in ihrem Job eh nichts draufhaben und versuchen, das zu vertuschen. Gordon weiß das und toleriert es, da selbstbewusste Mitarbeiter nur für mehr Unruhe sorgen und Probleme verursachen würden.
    Versuchen Sie, jeden Tag zehn Minuten oder eine Stunde die Woche aus Ihrem Büro zu kommen und die Leute zu kontrollie ren. Sie werden angesichts der Ergebnisse, die das bewirken kann, in Staunen geraten. Stellen Sie sicher, dass Sie unerwartet am Schreibtisch der Mitarbeiter auftauchen. Ragen Sie über ihnen empor und fordern Sie sie nicht auf, ihrerseits aufzustehen, idealerweise bleiben sie sitzen, während Sie turmhoch über ihnen stehen.
    Behalten Sie ihre überlegene Position bei. Selbst wenn Sie den Namen der betreffenden Person kennen, fangen Sie folgendermaßen an: »Alsoooooo (werfen Sie deutlich sichtbar einen Blick auf das Namensschild an dem Schreibtisch) Steve …« Dann stellen Sie schwierige Fragen, über die der Angestellte höchstwahrscheinlich nie im Detail nachgedacht hat, je obskurer und theoretischer, desto besser. Treffen Sie Ihre Auswahl unter:
    1. Was sind deiner Meinung nach die drei wichtigsten Funktionen dieser Abteilung?
    2. Wie können wir deiner Meinung nach im Kontext von Generation Y am effektivsten die Kosten der Kundenerfahrung rationalisieren?
    3. Denkst du, wir sollten Haustiere im Büro erlauben?
    4. Was hast du in deinem persönlichen Leben zur Unterstützung des Kyotoprotokolls getan?
    5. Wie beeinflusst die jüngste Veränderung in der Abteilungsstruktur die Personalprioritäten über die nächsten zwölf Monate?

    Wenn es Ihnen wirklich Spaß macht, dann probieren Sie es mit Folgendem:

    6. Was glaubst du, was ich als dein Chef besser machen könnte?
    Bei der letzten Frage werden sie sich wirklich zu winden anfangen. Sie können positive Körpersprache benutzen, um, fälschlicherweise, anzudeuten, dass Sie eine ehrliche Antwort wollen. Nicken, ein Lächeln und ein erwartungsvoller Welpenblick sollten genügen. Dann lassen Sie sie natürlich vom Abteilungsleiter feuern, wenn die Antwort eine Herausforderung oder eine Respektlosigkeit ist. Das wird sich schnell im Büro herumsprechen, sodass Sie dieses Geschoss nur ein paar Mal abfeuern können, aber von dieser Stunde an werden Sie stets haufenweise ausweichendes Lob zu hören bekommen, wenn Sie diese Frage stellen. Das fühlt sich gut an.
    Wenn die Leute erst ihre erbärmlichen Antworten auf Ihre Fragen vorgetragen haben, dann ist die beste Politik für Sie, keine weiteren Fragen zu stellen, was Ihrem Gegenüber Zeit zum Nachdenken und klareren Formulieren seiner Antworten geben würde. Es ist viel besser, auf dem Absatz kehrtzumachen und sich an das nächste Opfer heranzupirschen bzw. an den nächsten »Angestellten«, so Sie immer noch in Weichei-Begriffen denken.
    Die zweite Lektion hier ist die des guten Kalendermanagements. Die meisten von Ihnen werden Dinge in ihrem Kalender notieren und sie dann auch tun. Gordon weiß, dass dies eine kümmerliche Art ist, seinen Zeitplan zu entwerfen, und sich viel mehr durch kreatives Kalendermanagement gewinnen lässt. Sue ist davon ausgegangen, er würde sich um 9:00 Uhr mit ihr treffen.
    Der Tyrann achtet stets auf das Ungeschriebene, Ungesagte.
    Indem Gordon das Treffen in letzter Minute verschiebt (Sue war vielleicht schon auf dem Weg zu ihm), lässt er sie auf nicht unbedingt subtile Art wissen, dass er wichtiger und rücksichtsloser ist als sie. In der tatsächlichen Diskussion, die die beiden dann über die Zusammenarbeit zwischen ihren Abteilungen führen werden, hat Gordon sich damit die Oberhand verschafft und wird so die Verhandlungen gewinnen. Diskussionen über Zusammenarbeit zwischen Abteilungen sind ein Kürzel für »deine Abteilung bekommt die Scheißarbeit, die keiner machen will«. Echte Tyrannen wissen das und reagieren entsprechend darauf, wie wir später noch sehen werden.
    Es ist 10:18 Uhr und Gordon hat 18 Minuten Verspätung bei seiner vierteljährlichen Finanzkontrolle. Der Chef seiner Finanzabteilung ist nervös. Er hätte bis dato 15 Prozent Einsparungsmöglichkeiten finden sollen und hinkt noch einige Prozentpunkte hinterher. Er erklärt seine Gründe, die Vorbehalte bei den Zahlen und die Maßnahmen, die zur Bereinigung der Situation ergriffen werden, so gut er kann. Gordon reagiert positiv, das sei verständlich, er weiß, dass sie alle ihr Bestes getan hätten etc. Das Meeting läuft viel besser, als der Abteilungsleiter erwartet hat. Anfangs

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