Miese Chefs
glänzende Fortschrittsberichte und entzücktes Gelächter über sämtliche lahmen Witze seines Chefs machen das Mittagessen zu einem großen Erfolg. In der Tat ist sein Boss so von Gordons unbeirrbarer Herrschaft über seinen Bereich und den hervorragenden Ergebnissen, die er ja eindeutig liefert, beeindruckt, dass er ihn bittet, über die Übernahme zusätzlicher Verantwortung nachzudenken, vielleicht noch ein oder zwei weitere Abteilungen. Gordon tritt ernst auf und spricht über die wichtige Phase, die seine Abteilung gerade durchläuft, die Notwendigkeit, die Sache durchzuziehen, und den Wunsch, alles zu einem guten Ende zu bringen. Gleichzeitig gibt er deutlich zu verstehen, dass er durchaus bereit ist, darüber nachzudenken, wenn die Kohle stimmt. Sein Chef fragt Gordon nach potenziellen Nachfolgern für seinen Posten in seiner Abteilung, so er denn tatsächlich den Schritt nach oben täte.
Vor Gordons geistigem Auge versinkt der Chef der Finanzabteilung in einem Loch. Er antwortet, er sei der Meinung, dass man jemanden entsprechend aufbauen könne, wenn seine Führungscrew auch momentan bei schwierigen Entscheidungen noch größtenteils von ihm abhängig sei. Vorsichtig vermeidet er es, Namen zu nennen, versichert seinem Chef aber, dass sich innerhalb einiger Monate etwas zuwege bringen ließe.
Sie trennen sich in bestem Einvernehmen und langem Händeschütteln. Die Autos rollen an, Gordons, um ihn zurück ins Büro zu bringen, das des Chefs, um ihn zu einem Golfspiel mit ein paar wichtigen Diplomaten abzuholen. Die Welt ist in Ordnung, und Gordon gibt seine Aktentasche dem Fahrer, um etwa eine Viertelstunde am Fluss zurück ins Büro zu gehen.
Das ist eine der fundamentalen Wahrheiten der Tyrannei: Sie mag nicht immer unmittelbar anwendbar sein, aber sie ist es wert, dass man sich auf sie vorbereitet. Je tyrannischer Sie werden, desto mehr Gelegenheiten werden sich Ihnen bieten. Je länger, größer und schauerlicher der Schatten, den Sie werfen, desto mehr Leute aus der Führungsetage werden wollen, dass Sie für sie arbeiten. Die können die Macht riechen, die von Ihnen ausgeht.
Je tyrannischer Sie werden, desto mehr Gelegenheiten werden sich Ihnen bieten.
Sie werden sie absondern wie Pheromone, und wie die Motten zur Flamme strömen, werden auch die Bosse heranschwirren, um sich an Ihrer Energie, Ihrem Elan und Ihren Ergebnissen zu laben. Lassen Sie sie kommen. Versuchen Sie bei Ihrem Vorwärtskommen die nötige Vorsicht der wirklichen Profis an den Tag zu legen. Machen Sie deutlich, dass Ihnen an mehr Verantwortung gelegen ist, vorausgesetzt, die Sache wird richtig angegangen. Versuchen Sie, Ihre Gehaltserwägungen mit dieser Sehnsucht nach dem richtigen Anpacken zu verbinden, spielen Sie sich also nicht so auf, als ob Sie höher stünden, als Sie tatsächlich stehen, das beweist Schwäche und die Bereitschaft, Arbeit zu erledigen, für die man Sie nicht bezahlt. Versuchen Sie anzudeuten, dass Sie, um den Job richtig zu machen, die nötige Autorität brauchen, daher den Posten und die damit einhergehende Bezahlung.
Die zweite Lektion ist äußerst simpel und Ihnen wahrscheinlich bereits bekannt : Machen Sie sich bei Ihrem Chef beliebt . Der Tyrann weiß, dass er alles tun muss, was nötig ist, um sich das Wohlwollen seines Chefs zu sichern. Natürlich können Sie ihm ein Messer in den Rücken stoßen, sobald Sie die nötige Autorität haben, aber auf Ihrem Weg an die Spitze sollten Sie jeden dienstwilligen, kriecherischen Muskel aktivieren, der Ihnen zur Verfügung steht. Ihr Chef wird sagen, dass er keinen Wert darauf legt, von Speichelleckern umgeben zu sein. Das lässt sich am besten folgendermaßen übersetzen: »Ich will von Speichelleckern umgeben sein.« Glauben Sie Ihrem Chef kein Wort. Sie werden bald ein Gespür dafür bekommen, wie Sie ihn am besten manipulieren können.
Geschenke können ebenfalls funktionieren, aber passen Sie auf, dass Sie nichts unternehmen, was nach richtiger Bestechung aussehen könnte, es sei denn, Ihr Boss liefert Ihnen direkte Hinweise, dass er auf so ein Verhalten positiv reagieren würde. In aufgeklärteren Ländern (Russland, Pakistan, Brasilien, Italien und vielen anderen) ist offene Bestechung gang und gäbe, zu Recht. Überall dort, wo Weicheier etwas zu sagen haben (die USA, Großbritannien, Frankreich, Deutschland, Skandinavien, um nur einige zu nennen), ist es eher kompliziert, dergleichen zustande zu bringen. Aber selbst wenn Sie nicht bestechen
Weitere Kostenlose Bücher