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Mieses Karma

Titel: Mieses Karma Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Safier
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Panoramafenster waren.
    «Ich werde euch hinrichten lassen!», schrie sie.
    Casanova flog etwas näher an die zeternde Königin heran und sagte: «Liebste Dame, Sie regen sich zu viel auf.»
    Das musste man ihm lassen, er hatte Chuzpe. Es fehlte ihm nur an Cleverness. Denn die Priesterinnen der Garde hatten zwar
     keine Flügel, aber er hatte die Liebhaber der Königin vergessen, die allesamt fliegen konnten.
    «Bringt sie mir. Aber reißt sie vorher in kleine Stücke!», befahl die Herrscherin ihrem Jagdbataillon und hatte dabei weißen
     Schaum vor ihren Kiefern.
    Ein Dutzend Flugameisen sauste aus dem Gemach der Königin, direkt auf uns zu.
    «Und was jetzt?», schrie ich.
    «Ich habe einen formidablen Plan», sagte Casanova.
    Wenn er so formidabel war wie der letzte formidable Plan, hatten wir ein Problem.
    «Und welchen?», fragte ich zögerlich.
    «Das werden Sie sehen, Madame. Halten Sie sich nur fest!»
    Wieder stürzten wir steil zu Boden, diesmal aber mit voller |86| Absicht. Wollte der Irre uns umbringen? Mit den Haftapparaten zwischen meinen Krallen saugte ich mich an seinem gepanzerten
     Rücken fest, spürte den extremen Luftwiderstandswind, krallte mich noch fester und betete zu Gott. Dabei hielt ich gedanklich
     inne: Sollte ich wirklich zu Gott beten? War das ganze Reinkarnationserlebnis überhaupt ein Konzept Gottes?
    Trotz unseres wahnsinnigen Tempos holten die Flugameisen dröhnend auf. Sie beschleunigten enorm. So muss es sein, wenn Raketen
     auf die Erde zuschießen.
    Ich schloss die Augen, völlig sicher, dass wir beim Aufprall einen Riesenkrater hinterlassen würden, in dem man nur noch unsere
     matschigen Überreste finden könnte. Unsere Verfolger waren nun fast auf unserer Höhe, und wir befanden uns nur noch wenige
     Ameisenlängen vom Boden entfernt.
    Das war genau der Moment, in dem Casanova seinen Sturzflug mit Vollbremsung auffing. «Arrggh», ächzte er und schaffte es gerade
     noch, uns kurz vor dem Boden in Schweblage zu bringen.
    Unsere Verfolger konnten nicht mehr rechtzeitig reagieren: Sie krachten in den Boden und hinterließen eine beeindruckende
     Kraterlandschaft.
    «Madame, ich habe die Flugerfahrung von hundertundfünfzehn Leben. Diese Ameisen nur von einem», kommentierte Casanova mit
     kaum verhohlenem Stolz sein Manöver.
    Casanova flog langsam wieder hoch, und obwohl die Überreste unserer verstorbenen Verfolger für mich immer weniger zu erkennen
     waren, konnte ich meine Augen nicht von den zermalmten Körpern abwenden.

[ Navigation ]
    |87| 18.   KAPITEL
    Wir flogen durch einen Tunnel in der Himmelskuppel in die Freiheit. Aber ich konnte mich nicht richtig freuen. Der Tod unserer
     Verfolger machte mich überraschend fertig. Die Ameisen waren für mich ein kleines bisschen wie Menschen geworden.
    «Madame, warum blasen Sie Trübsal?», fragte mich Casanova, als wir auf der Terrasse gelandet waren. Sie lag im Abendsonnenlicht
     und fühlte sich warm an. Doch ich registrierte es kaum.
    Ich blickte zu unserem Haus und versuchte, mich auf das Wesentliche zu konzentrieren, zu verhindern, dass Nina Lillys neue
     Mutter wird.
    «Dort lebt meine Familie», sagte ich.
    Casanova schwieg kurz. Dann fragte er: «Und deren Leben wollen Sie beeinflussen?»
    Ich nickte traurig, hatte ich doch keine Ahnung, wie ich das anstellen sollte.
    «Ich begleite Sie gerne. Egal, welch schwieriges Dilemma Sie zu lösen haben», bot er an. «Ich lasse eine schöne Frau nie im
     Stich.»
    «Woher wollen Sie wissen, dass ich eine schöne Frau bin? Im Augenblick verrät mein Äußeres nicht besonders viel», fragte ich.
    «Bei einer schönen Frau kommt es nicht auf das Äußere an, sondern auf ihre Ausstrahlung.»
    Ich musste lächeln, trotz allem. Dieser Mann wusste, wie man Frauen einwickelt. Er war ein bisschen wie Daniel Kohn.
    «An wen denken Sie?», fragte Casanova.
    «Wie bitte?»
    |88| «Sie haben eben besonders versonnen gelächelt. So wie man es nur tut, wenn man an jemanden denkt, zu dem es einen liebevoll
     hinzieht.»
    Casanova wusste nicht nur, was Frauen gefällt. Er wusste anscheinend auch, was sie denken. Und ich wusste nicht, ob mir das
     gefiel.
    Anstatt ihm eine ehrliche Antwort zu geben und ihm von Daniel zu erzählen, sagte ich: «Lassen Sie uns losgehen.»
    Wir gingen über die Terrasse auf das Haus zu. Das modrig riechende Spinnennetz war immer noch unbewohnt. Die Spinne hatte
     es wohl aufgegeben.
    Die Tür zum Wohnzimmer stand offen, und so krabbelten wir hinein. Der

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