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Mieses Karma

Titel: Mieses Karma Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Safier
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freudvoller Gedanke: «Nach all den entbehrungsreichen
     Jahrhunderten begegne ich endlich einer Frau! Halleluja!»
    7
    Aus Casanovas Erinnerungen: Mich aufzunötigen lag nicht in meinem Naturell. Ich betörte die Damen so sehr, dass sie sich mir
     aufnötigten.
    8
    Aus Casanovas Erinnerungen: Und das lediglich, weil ich die beiden Nonnen aus dem venezianischen Kloster Santa Maria degli
     Angeli verführt hatte.

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    17.   KAPITEL
    «Du!», schrie sie mit Blick auf Casanova.
    «Ich sehe, Eure Hoheit erinnern sich an mich», lächelte Casanova, beeindruckend souverän, wenn man bedachte, dass wir gerade
     von einer Königin kletterten, der wir gerade einen Coitus interruptus bereitet hatten.
    «Du   … du   … du bald tot sein», stammelte die aufgebrachte Königin.
    |83| «Und ich sehe, Sie können sich immer noch vortrefflich ausdrücken», spottete Casanova.
    Die Königin baute sich vor uns auf. Sie war circa sechsmal so groß wie andere Ameisen und wirkte wie ein Monster aus einem
     Science-Fiction-Film aus den fünfziger Jahren, nur dass sie dummerweise live und in Farbe war.
    «Packt sie euch!», rief sie ihren Wachen zu, die an der Tür zu dem großen Gemach standen, dessen Wände aus in mühevoller Kleinarbeit
     glattgestrichenem Sand bestanden. So demonstrierte man wohl königlichen Wohlstand.
    «Ich habe einen formidablen Plan», raunte Casanova mir zu.
    «Und welchen?», fragte ich ängstlich.
    «Wir fliehen.»
    «In der Tat ein formidabler Plan», stimmte ich zu.
    Casanova lief los, ich folgte ihm. Aber er rannte nicht zur Tür, denn aus der Richtung kamen ja die Wachen. Wir rannten zu
     einem Loch im Erdwall. Anscheinend nutzte die Königin es als eine Art Panoramafenster, um auf die große Ameisenstadt hinunterzublicken.
    Schlagartig wurde mir klar, dass Casanova ein weiteres Mal zu den Tunneln in der Kuppel fliegen wollte, durch die man an die
     Erdoberfläche entfleuchen konnte. Keine schlechte Idee. Die ganze Angelegenheit hatte nur einen klitzekleinen Haken: «Ich
     kann nicht fliegen», schrie ich Casanova an, «im Gegensatz zu Ihnen habe ich keine verdammten Flügel!»
    «Das habe ich bedacht, Madame», sagte Casanova, als wir an dem Panoramaausblick stehenblieben.
    «Steigen Sie auf meinen Rücken, ich fliege uns hier heraus.»
    «Ihr Flügel ist eingerissen.»
    |84| «Das macht unsere Flucht nur formidabler.»
    Ich blickte auf Ameisen-Metropolis und stellte fest, dass es extrem tief runterging. Mir wurde mulmig, plötzlich hatte ich
     doch Angst zu sterben. Egal, ob man wiedergeboren wurde oder nicht – so ein tödlicher Aufprall würde brutal wehtun.
    «Packt sie euch!», schrie die Königin, und ich sah, dass die Wachen uns schon so gut wie erreicht hatten.
    Ich krabbelte in Windeseile auf Casanovas Rücken. Er breitete seine Flügel aus, rief «Attenzione!» und sprang.
    Wir fielen wie ein Stein. Oder, um genau zu sein, wie zwei Steine.
    «AHHHHHH!», schrie ich in Panik.
    «AHHHHHH!», schrie Casanova in Panik.
    Und dass er auch Panik hatte, killte den Rest meines Vertrauens, dass wir hier noch heil herauskommen würden.
    «AHHHHHHHHHHHHHHHHHHH!», schrie ich.
    «AHHHHHHHHHHHHHHHHHHH!», schrie Casa-
    nova. Und die Erde kam immer näher.
    «Fliegen Sie!», rief ich.
    «Ich kann nicht», rief er zurück, er war in einer Art Panikstarre.
    Ich biss ihn. Fest!
    «AUU!», schrie er auf.
    «Fliegen Sie jetzt endlich?», fragte ich. Wir waren nur noch Sekundenbruchteile von dem Aufprall in einer Futterhalde entfernt.
     Ich sah schon deutlich den Smartie, auf dem wir zerschellen würden.
    «Ich fliege ja, ich fliege! Nur nicht nochmal beißen!», rief Casanova, der endlich aus seiner Starre aufgewacht war. Und tatsächlich:
     Wir gewannen an Höhe. Dank seines eingerissenen Flügels rotierten wir zwar um unsere eigene Achse, und |85| ich hatte alle Mühe, mich festzukrallen, aber wir gewannen an Höhe. Auf Wiedersehen, Smartie!
    Langsam begann sich Casanovas Flug zu stabilisieren. Ich saß sicherer auf seinem Rücken und sah die Ameisenstadt von oben:
     Man sagt ja, dass Menschen von großer Höhe aus betrachtet aussehen wie Ameisen. Nun, Ameisen sehen von oben aus wie Menschen:
     Es sind Lebewesen wie wir – lebendig, quirlig, emsig, stets in Bewegung. Zu denken, dass das blöde Nervtötkind Nils sie mit
     einer Lupe verbrannt hatte – oder ich sie mit Insektengift besprüht   …
    «Schauen Sie, Madame, die Königin», sagte Casanova, als wir wieder auf einer Höhe mit dem

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