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Mieses Karma

Titel: Mieses Karma Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Safier
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unwohler. Zum einen, weil ich mit schuld daran war, dass er ihn überhaupt hat annehmen müssen, und zum anderen,
     weil ich jetzt zum Objekt seiner Tätigkeit wurde.
    «Der Professor will die Labyrinth-Ergebnisse der Meerschweinchen schon morgen.»
    «Wieso das denn? Das ist doch nur ein altmodischer Standardtest. Außer dem Professor macht den doch eh keiner mehr.»
    «Verhaltensforschung ist nun mal sein Steckenpferd.»
    «Muss ich wirklich heute schon damit anfangen?», fragte Alex.
    «Ist das ein Problem?»
    «Ich muss meine Tochter vom Kindergarten abholen.»
    «Kann das niemand anders für dich übernehmen? Der Prof wäre nicht gerade happy, wenn du früher abhaust.»
    «Da   … da wäre schon jemand», antwortete Alex zögerlich, und ich konnte es nicht glauben: Er wollte Lilly von Nina abholen lassen?!?
    «Das ist die richtige Haltung. So überstehst du die Probezeit», sagte Bodo und ging wieder raus.
    Alex seufzte, schaute uns an und sagte: «Dann mal ab ins Labyrinth.»

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    |131| 27.   KAPITEL
    Alex brachte uns in ein großes, neonbeleuchtetes Labor, in dem ein riesiges Spiegellabyrinth auf dem Boden aufgebaut war.
     Dann gab er jedem von uns Meerschweinchen eine Nummer. Von eins bis fünf. Ich war Nummer vier. Alex hatte schon mal nettere
     Kosenamen für mich gehabt.
    Ich war unheimlich nervös. Meine anderen Geschwister fiepten ängstlich, während Casanova mich fragte: «Was hat Ihr Ehemann
     vor?»
    «Wenn wir Glück haben, dann müssen wir nur durch ein Labyrinth laufen.»
    Dabei zwirbelte ich nervös mit meiner kleinen Pfote an meinen Meerschweinchenbarthaaren.
    Alex sagte sanft: «Habt keine Angst, ihr Kleinen. Wir machen nur ein harmloses Experiment.»
    Wie gerne wollte ich ihm das glauben.
     
    Alex setzte uns alle in der Mitte des Labyrinths aus. Es roch steril, es wurde wohl ständig gereinigt. Kaum waren wir alle
     abgesetzt, rannten meine kleinen Geschwisterchen nervös los. Casanova sagte: «Hier sind wir in Windeseile draußen», und sauste
     ebenfalls davon.
    Ich aber setzte mich hin und streikte: Sollten die anderen sich doch anstrengen. Ich würde warten, bis es Alex zu doof werden
     und er mich aus dem Labyrinth wieder rausnehmen würde. Was konnte er schon tun?
    In diesem Augenblick spürte ich einen harmlosen, aber kräftigen Stromschlag unter meinen Füßen.
    Das konnte er also tun!
    «Au, Scheiße, spinnst du?!?», schrie ich Alex an.
    «Tut mir leid, Kleines», hörte ich ihn sagen. Seine Stimme |132| klang verunsichert. Es gefiel ihm nicht, was er da tat. Aber mir gefiel es deutlich weniger!
    Vor lauter Erstaunen blieb ich erst mal stehen. Und ich spürte gleich den nächsten Stromschlag. Etwas heftiger.
    «Was du hier tust, ist ein klarer Scheidungsgrund», rief ich Alex zu und rannte los.
    Nach circa fünfzehn Sekunden knallte ich mit meiner Meerschweinchenbirne gegen die erste Spiegelwand.
    Ich versuchte mich zu beruhigen. Irgendwie musste ich hier ja rauskommen können. Ich war ja kein simples Meerschweinchen.
     Ich war ein als Meerschweinchen wiedergeborener Mensch! Also normalen Versuchstieren haushoch überlegen! Wäre doch gelacht,
     wenn ich nicht innerhalb von einer Minute hier draußen sein würde!
     
    Zwei Stunden später war ich immer noch nicht draußen. Und ich lachte nicht.
    Meine Pfoten waren müde, mein Kopf tat mir weh. Ich war unzählige Male gegen Spiegel gelaufen. Aber immer wenn ich aufgeben
     wollte und etwas länger stehenblieb, gab es einen Stromschlag von Alex.
    «Ich kann Ihren Gatten nicht ausstehen», sagte Casanova, der mir gegenüber in einer Sackgasse stand. (Oder war es nur sein
     Spiegelbild, und ich hörte ihn von woandersher sprechen?)
    «Ich auch nicht!», antwortete ich. Was Alex hier mit mir machte, verlieh dem Begriff «Eheproblem» eine völlig neue Dimension.
     Dass ich daran schuld war, dass er jetzt an den Reglern saß, war mir mittlerweile egal. Ich hatte jedes schlechte Gewissen
     ihm gegenüber vor ungefähr zwölf Stromschlägen hinter mir gelassen.
    Und ich bekam schon wieder einen.
    |133| «Okay, das war’s! Ich lass mich scheiden!», schrie ich. Da beugte sich Alex über das Labyrinth. Sein von schlechtem Gewissen
     gebeuteltes, aus meinem Blickwinkel überdimensioniert wirkendes Gesicht wunderte sich anscheinend, was das kleine braun-weiß
     gefleckte Meerschweinchen unter ihm wohl zu zetern hatte. Dass es die Scheidung einreichen wollte, ahnte er sicherlich nicht.
    Ich sauste eine weitere halbe Stunde müde

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