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Mieses Karma

Titel: Mieses Karma Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Safier
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Bodo schon hinter uns schnaufte, gab es keine Alternative.
    «Da rein!», rief ich den anderen zu. Wir sausten durch die Tür. Mitten hinein in einen Albtraum: In dem Raum stand ein Käfig
     mit vier Affen – sie trugen Pflaster, Verbände, waren teilweise rasiert. Mich machte der Anblick so wütend, dass ich inständig
     hoffte, dass Bodo und seine Kollegen nicht als Darmbakterien, sondern als Versuchstiere wiedergeboren werden würden.
    «Hab ich euch!», frohlockte Bodo. Er stand im Türrahmen. Die Affen sahen ihn und verkrümelten sich verängstigt in die Ecken
     ihres Käfigs, bis auf einen stolz wirkenden Orang-Utan, der eine Metallplatte auf dem Kopf hatte.
    «Wir können an ihm vorbeilaufen», sagte Casanova. «Er kann nicht alle von uns greifen.»
    «Aber einige», erwiderte ich und hatte keine Lust, dass ausgerechnet ich von ihm geschnappt würde.
    |140| Ich blickte mich um und sah, dass der Käfig der Affen verschlossen war. Aber ich erinnerte mich auch an den Schlüsselbund
     in Bodos Hosentasche. Ich rief den Affen zu: «Kann einer von euch mit dem Schlüssel den Käfig öffnen?» Der stolze Orang-Utan
     erwiderte: «Ich hab es oft genug gesehen.» Seine Stimme klang entschlossen, anscheinend hatte man seinen Willen noch nicht
     gebrochen, und ich fragte mich, ob er wohl ein wiedergeborener Mensch war. Und falls ja: Was hatte er wohl in seinem früheren
     Leben verbrochen?
    «Wir brauchen den Schlüssel», sagte ich zu Casanova.
    «Und wie sollen wir den bekommen?»
    «Wenn er sich zu uns runterbeugt, dann beißen Sie ihn dahin, wo es besonders wehtut.»
    «Madame, ich habe kein allzu großes Interesse daran, mich derart in den Schoß eines Mannes zu versenken.»
    «Und wie groß ist Ihr Interesse daran, zu Tode gefoltert zu werden?»
    «Touchez!», nickte Casanova.
    «Jetzt geht es euch an den Kragen!», drohte Bodo und beugte sich über uns. Casanova krabbelte flink in eines von Bodos Hosenbeinen.
    «Was machst du Biest da?»
    Die Hose von Bodo beulte aus. Anscheinend kletterte der Signore an Bodos Beinhaaren hoch, bis   …
    «AIIIIIIIIII», schrie Bodo und ging zu Boden. 13 Ich rannte auf ihn zu, zog den Schlüssel mit meiner Schnauze aus der Hosentasche und schleppte ihn mit aller Kraft in Richtung
     Käfig. Mein Fell war klitschnass vor Schweiß.
    |141| «AIIIII», schrie Bodo weiter. Casanova ließ nicht locker.
    «Gleich hast du es geschafft», feuerte mich der Orang-Utan mit der Metallplatte an. Auch die anderen Affen krabbelten zur
     Käfigtür. In ihren Augen sah ich eine Mischung aus Freiheitsdurst und Mordhunger.
    Der fluchende Bodo versuchte indessen, Casanova zu greifen.
    Ich schob den Schlüssel durch das Käfiggitter, der Orang-Utan schnappte ihn hastig, um den Käfig zu öffnen.
    «Beeil dich!», drängelte ich.
    «Eine Forderung, die ich nur unterstützen kann», rief Casanova.
    «Keine Sorge», antwortete der Orang-Utan.
    Bodo packte den Signore und drohte: «Jetzt bist du fällig.»
    Doch dann ging die Käfigtür auf. Die Affen brachen aus. Bodo ließ Casanova panisch zu Boden fallen, der Signore knallte auf
     die Fliesen und röchelte: «Ich bin kein Freund von Rettungen in letzter Sekunde.»
    Bodo wollte Richtung Tür flüchten. Aber die Affen waren schneller und stürzten sich mit furchterregendem Geheul auf ihn. Bodo
     schrie: «Lasst mich los, ihr Biester!» Doch die Affen prügelten auf ihn ein. Es war brutal. Auf eine angemessene Art und Weise.
     
    Wir flitzten aus dem Gebäude hinaus in einen nahe gelegenen Wald. So weit, wie uns unsere kleinen Beinchen trugen und unsere
     Kondition nicht im Stich ließ. Schließlich waren wir das allererste Mal in freier Wildbahn unterwegs und es nicht gewohnt,
     weite Strecken zu laufen. Völlig fertig brachen wir schließlich auf einer kleinen Wiese zusammen. Endlich außer Gefahr. Als
     wir wieder Luft bekamen, futterten |142| wir das Wiesengras. Und ich muss sagen: Es war eindeutig leckerer als Konrad-Adenauer-Mortadella.
    Als unsere Mägen voll waren, wollte das skeptische Meerschweinchen, den Alex Nummer eins genannt hatte, wissen: «Und, was
     machen wir jetzt?»
    «Am besten, wir bringen euch zu Mama», sagte ich, denn ich wollte ja zu meiner Tochter. «Und dafür suchen wir erst mal eine
     Straße!»
    Die drei waren froh, dass sie ihre Mama vielleicht wiedersehen konnten, und rannten beschwingt durch den Wald. Auch mir bereitete
     es eine unglaubliche Freude, mich endlich frei zu bewegen. Und während wir so durch den Wald

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