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Mieses Karma

Titel: Mieses Karma Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Safier
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doch nicht   …
    Das   … das   … das   … tat mir weh   …
    Das   … das   … das   … musste verhindert werden. Sie durfte nicht Alex’ Frau und damit Lillys Mama werden!
     
    Ninas Lippen formten gerade die Worte «Willst du   …?», da rannte ich los. Auf sie zu. So schnell ich konnte.
    Mit Volldampf gegen die Terrassentür.
    Scheiß entspiegeltes Glas!
    Es donnerte wie verrückt. Sowohl in meinem Kopf als auch außerhalb. Alex sprang sofort auf, lief zur Scheibe und |160| öffnete die Tür. Nina war geschockt: «Was ist denn das für ein Hund?»
    «Keine Ahnung», antwortete Alex, «aber ich glaube, er hat sich wehgetan.»
    «Du willst ihn doch nicht etwas reinholen?», fragte Nina.
    «Ich kann ihn doch nicht so draußen liegenlassen.»
    «Ach, der hat sich bestimmt schnell erholt», sagte Nina und wollte die Terrassentür wieder zuziehen.
    Ich ließ mich hastig auf den Boden fallen, streckte alle viere in die Luft und röchelte: «Chrrlllllllll!»
    Es war eine oscarwürdige Darbietung des sterbenden Beagles.
    «Ihm scheint es wirklich schlechtzugehen», sagte Alex. «Ich trag ihn rein.»
    «Lass das sein. Wenn er krank ist, steckst du dich an!», bat Nina. Echte Sorge um Alex lag in ihrer Stimme.
    «Ich kann ihn einfach nicht draußen liegenlassen», erwiderte Alex, und Nina gab sich geschlagen.
    Mit seinen kräftigen Armen trug mich Alex über die Schwelle. Wäre ich ein Mensch gewesen, hätte das etwas schwer Romantisches
     gehabt.
    «Wir rufen einen Tierarzt», sagte Alex und ging zum Telefon. Nina nickte skeptisch. Ihr war das Ganze nicht geheuer.
    Mein Blick fiel indessen auf den Ring, mit dem Nina ihren Antrag hatte machen wollen. Ich überlegte. Aber nur eine Nanosekunde.
     Dann war mir klar, was ich zu tun hatte.
    Ich sprang auf.
    «Der Hund ist wieder fit», rief Nina.
    Und gleich darauf schrie sie: «Und er frisst den Ring!!!»
    Es gibt Dinge, die besser schmecken als so ein Goldring, aber noch nie hat mir eine Mahlzeit so viel Genugtuung bereitet wie
     diese hier.
    |161| Alex schaute erstaunt. Er hatte immer einen sehr süßen Gesichtsausdruck, wenn eine Situation ihn verwirrte. Und dank meiner
     supersensiblen Beaglenase stellte ich auch fest, dass er ungemein gut roch. Und damit meine ich nicht sein Eau de Toilette,
     nein sein natürlicher Geruch war umwerfend. Es gibt Männer, die gut riechen. Es gibt Männer, die phantastisch riechen. Und
     es gibt Alex. Und mit einer Hundenase roch er für mich noch besser als früher. So betörend, dass ich die Stromschläge und
     die Tatsache, dass Nina bei ihm wohnte, so gut wie vergaß. Ich war nachgerade von ihm benebelt. Gut, dass ich nicht läufig
     war.
     
    «Wie kriegen wir jetzt den Ring wieder?», fragte Nina entsetzt.
    Zu meiner Überraschung grinste Alex und sagte: «Wir warten einfach ab. Irgendwann muss er ja auf natürliche Art und Weise
     herauskommen.»
    «Ich weiß nicht, ob ich den Ring danach noch so romantisch finde», sagte Nina und ging, tief enttäuscht, dass ihr Antrag geplatzt
     war, in Richtung Schlafzimmer. Und ich dachte zufrieden: «Alle Heiratsanträge stehen still, solange mein Schließmuskel es
     will.»
     
    «Und was machen wir jetzt mit dir?», fragte mich Alex.
    Ich bellte: «Mich hier aufnehmen. Gleich nachdem du Nina hochkant rausgeworfen hast.»
    «Ich kann dich ja schlecht im Regen stehenlassen», lächelte Alex und tätschelte dabei meinen Kopf. «Leg dich vor den Kamin.
     Sei aber leise. Meine kleine süße Tochter schläft.»
    Ich wollte am liebsten gleich zu Lilly ins Zimmer rennen, aber ich war völlig erschöpft von meiner Reise hierher – und |162| so tat ich, wie mir geheißen. Die Wärme des Kamins trocknete mein Fell und ließ mich langsam eindämmern. Es war schön, wieder
     zu Hause zu sein.
     
    Ich wurde durch ein Stöhnen geweckt.
    «Gib’s mir, Alex!», hörte ich Nina.
    Ich wusste nicht, was mich in diesem Augenblick mehr verblüffte: dass die beiden miteinander Versöhnungssex hatten oder dass
     eine Frau tatsächlich «Gib’s mir» dabei sagte. Wenigstens war Alex ein Name, mit dem man «Gib’s mir» noch halbwegs kombinieren
     konnte. «Gib’s mir, Gisbert!», «Gib’s mir, Klaus-Maria!» oder «Gib’s mir, Schweini!» würden sicher deutlich schräger klingen.
    Nina stöhnte immer lauter. Ich merkte, dass man auch als Beagle rot werden konnte. Und ich war deprimiert, denn Alex hatte
     nach meinem Tod nicht das Zölibat gewählt. Genauso wenig wie Daniel Kohn. So viel also

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