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Mieses Karma

Titel: Mieses Karma Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Safier
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zu meiner nachhaltigen Wirkung auf
     Männer.
    Ich hätte am liebsten weggehört. Ging aber nicht mit meinem bescheuerten Hundegehör!
    Wut stieg nun in mir hoch: Wie konnte Alex mich nur so schnell hintergehen? Ich war doch gerade erst zwei Jahre tot. Okay,
     als ich ihn mit Daniel betrogen hatte, war Alex sogar noch am Leben. Durfte ich da eigentlich sauer sein?
    Klar, entschied ich, denn das hier war was anderes! Genau, was ganz anderes, weil   … weil – ich suchte nach einem Argument – weil   … weil   … es bei ihm irgendwie pietätlos war. Genau, pietätlos. Tolles Wort. Machte mich selbst moralisch gleich viel wertvoller als
     ihn.
    Nina kam inzwischen richtig in Fahrt. Oder sie tat zumindest so. Nina hatte mir nämlich mal in einem stillen Moment gebeichtet,
     dass sie öfters mal einen Orgasmus |163| vortäuscht: «Das ist besser, als dem Mann zu sagen: ‹Lies mal ein gutes Buch zu dem Thema.› Oder: ‹Ich mach lieber alleine
     weiter.›»
    Ich selbst hatte nach dem Gespräch mit Nina bei meinem nächsten Frustsex ebenfalls versucht, einen Orgasmus vorzutäuschen.
     Es war bei einem Date mit dem Jurastudenten Robert, mit dem der Sex ungefähr so viel Spaß machte wie eine Netzhautspülung.
    Deswegen wollte ich auch lieber fernsehen. Ein Blick auf die Uhr verriet, dass in zwei Minuten Ally McBeal kam, und ein gefakter
     Orgasmus schien mir das geeignete Mittel, noch rechtzeitig die Glotze anmachen zu können. Ich legte mich also voll ins Zeug.
     Aber ich war anscheinend eine schlechtere Schauspielerin als Nina, denn Robert fragte mich bei meinem Gestöhne nur: «Hast
     du einen Wadenkrampf?»
     
    Nina wurde jetzt immer lauter. Und ich befürchtete ernsthaft, dass das alles nicht gespielt war. Ich konnte es einfach nicht
     mehr ertragen. Und deswegen entschloss ich mich zu handeln: Ich drückte die Schlafzimmertür mit meiner Schnauze auf und bellte:
     «Steig sofort von ihm runter. Du solltest dich was schämen. Und du auch, Alex. Was du machst, ist pietätlos! Total pietätlos!
     Pietätloser geht es nicht!»
    Nina und Alex hielten mitten im Geschehen inne und starrten entgeistert auf den kläffenden Köter, der da im Schlafzimmer stand.
    «Was hat denn der Hund?», fragte Nina und zog verängstigt die Decke über ihre Brüste, die geradezu unverschämt fest waren.
     Wie schaffte sie das nur? Als Kim Lange konnte ich Bruststraffungsübungen machen, soviel ich wollte (ich |164| wollte eigentlich nie, aber in der Verzweiflung macht man manchmal sogar Sport), aber mein Busen reagierte nicht darauf, sodass
     ich vor dem Spiegel sehr häufig den Satz «Schwerkraft ist echt bescheuert» murmeln musste.
    «Ich schaff ihn raus», beschloss Alex und kam mir entschlossen näher. Ich war so rasend wütend auf ihn, dass ich meinem Instinkt
     folgen wollte. Und mein Instinkt riet mir: «Beiß diesem pietätlosen fremdgehenden Tierversuchler heftig in den Hintern!»
    Doch bevor ich zubeißen konnte, stand die von meinem Gekläffe aufgewachte Lilly in der Schlafzimmertür. Sie war unglaublich
     groß geworden. Ein richtiges kleines Schulmädchen. Und es war absolut überwältigend, sie so zu sehen.
    Sie strahlte mich überglücklich an: «Ihr habt mir ja doch einen Hund zum Geburtstag gekauft!»
    Sie hatte Geburtstag?!?
    «Dann bin ich also doch nicht zu jung für einen Hund!», jubelte sie. Sie drückte mich, und mir schossen die Tränen in meine
     Hundeaugen. Es war so schön, Lilly wieder zu spüren, nach all den Jahren.
    Alex und Nina blickten sich unsicher an: Wenn sie jetzt Lilly erzählen würden, dass ich nicht ihr neuer Hund wäre, würden
     sie ihr das Herz brechen.
    Nach einer Weile sagte Nina: «Wir haben ihn hier zur Probe.»
    Offensichtlich wollte sie sich damit bei Lilly einschleimen. Und so bei Alex wieder punkten. Aber in diesem Fall konnte es
     mir sogar recht sein.
    «Komm», sagte Lilly zu mir, «du kannst neben meinem Bett schlafen.»
    Sie ging los, und ich wollte folgen. Aber Alex stellte sich mir sorgenvoll in den Weg. Ich spürte seine tiefe Besorgnis, |165| dass ich der Kleinen etwas antun könnte. Daher blickte ich ihm tief in die Augen und versuchte damit zu sagen: «Keine Angst.
     Eher würde ich mich wieder von einem Rasenmäher zerteilen lassen, als die Kleine zu verletzen.»
    Er schien die tiefe Liebe zu Lilly in meinen Hundeaugen lesen zu können und entschloss sich daher, mir zu vertrauen: «Also
     gut.»
    Ich ließ mir das nicht zweimal sagen und lief hinter Lilly her. Als

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