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Mika, Bascha

Mika, Bascha

Titel: Mika, Bascha Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Die Feigheit der Frauen
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abzuschätzen,
sehen sie keinen Grund, nicht in Unterwäsche in einer Bierschwemme
aufzutauchen, für ein Pornomagazin zu posieren oder mit jedem zu schlafen, den
sie haben können.«
    Das
Paradox ist, stellt sie fest, »dass sich diese Generation von Frauen angreifbarer
als jede andere zuvor macht. Ihre Weigerung, sich irgendeine Schwäche
einzugestehen, lässt sie zur leichten Beute werden«. 24
     
    In ihren Fesseln der Liebe hat die New Yorker Psychoanalytikerin
Jessica Benjamin beschrieben, wie Frauen sich gerade mit Hilfe ihrer Sexualität
betrügen können. Wie sie dabei Macht und Ohnmacht verwechseln. »Die >sexy
woman<«, schreibt sie, »ist wohl >sexy<, aber nur als Objekt und nicht
als Subjekt. Sie drückt weniger ihr eigenes Begehren aus als die Lust, begehrt
zu werden: Sie genießt ihre Fähigkeit, das Begehren des anderen zu wecken, zu
faszinieren.« 25
    Verstörend
daran ist, dass hier weibliche Eigenständigkeit völlig ausgelöscht wird. Die
Mädchen und jungen Frauen, die ihren Körper instrumentalisieren, haben
widerstandslos die Regeln eines Regimes übernommen, das sie abwertet. Sie
selbst freilich würden das Gegenteil behaupten. Denn sie glauben, clever genug
zu sein, sich der herrschenden Strukturen zu bedienen und das System mit
seinen eigenen Waffen zu schlagen. Dabei haben sie sich ihre Selbstbestimmung
bereits schlimmer zurechtstutzen lassen als jedes unterwürfige Muttchen.
     
    Die Erregung
    Männlich-weiblich,
Ich und Es. Wie werden Kinder zu Mädchen und Jungs? Jessica Benjamin erzählt
dazu eine Geschichte aus einer amerikanischen Klinik. 26 Der Fall ist
Jahrzehnte her, doch so eindrücklich, dass er es wert ist, auch heute noch erwähnt
zu werden.
    Ein
durchschnittliches Krankenhaus in den USA. Auf der Station für die Neugeborenen
liegen die Kleinen in Körbchen mit rosa oder blauen Schildchen. Die
unterschiedlichen Farben sollen das Geschlecht der Kinder anzeigen. Doch dem
Klinikpersonal reicht das übliche Farbenspiel nicht. Auf den blauen Schildchen
steht: »Ich bin ein Junge.« Auf den rosa Schildchen: »Es ist ein Mädchen.«
Alle Jungs sind »Ich«, alle Mädchen sind »Es«. Bereits die kleinen Jungs sind
ein Subjekt, bereits die kleinen Mädchen ein Objekt.
     
    Aber das
kann doch heute nicht mehr passieren, oder? Heute reden doch alle aufgeklärt
vom Ziel einer freien und gleichen Erziehung - in der Politik, der
Wissenschaft, der Gesellschaft. Und was ist das Ergebnis: Wir ersticken in
Rosa, sind umzingelt von Bambis, überwältigt vom Modelwahn und bestaunen die
perfektionierte weibliche Selbstvermarktung. Allen Erkenntnissen und
Versprechungen zum Trotz.
    Was ist
ein richtiger Junge, was ein richtiges Mädchen?
    Glaubt man
jungen, aufgeschlossenen Eltern, spielt das in ihrer Erziehung überhaupt keine
Rolle. Wer kennt nicht die beleidigten Reaktionen von Müttern und Vätern, wenn
man sie darauf anspricht? Nie käme es ihnen in den Sinn, heißt es dann, mit
ihren Töchtern anders umzugehen als mit den Söhnen.
    Doch die
Gleichbehandlung ist eine grobe Selbsttäuschung. 27 Das zeigt sich
bereits zwischen dem ersten Schrei und der ersten Windel. All die Bilder, die
Eltern zu Jungs und Mädchen im Kopf und im Herzen haben, kommen bereits hier
zum Zuge. Beim Säugling beginnt, was Kinder zu Mädchen und Jungen macht.
     
    Soziologie,
Philosophie, Tiefenpsychologie, Gendertheorie - alle möglichen Disziplinen
haben sich an dem Problem geschlechtsspezifischer Prägung abgearbeitet: 28 Wie daran die stereotypen Geschlechterbilder, die Einstellungen und das Verhalten
der Menschen im kindlichen Umfeld mitwirken. Wie es bei den Eltern anfängt und
sich bei anderen Bezugspersonen fortsetzt. Wie sie alle ihre Vorstellungen
vermitteln und übertragen - oft unbewusst. Das Kind beobachtet, ahmt nach und
wird durch Lob und Strafe subtil beeinflusst.
    Das ist
alles bekannt. Und dann tobt trotzdem noch der Streit über den Einfluss
biologischer Faktoren. 29 Hirnforscher tun sich dabei besonders gerne
hervor. Seit gut hundertfünfzig Jahren ist es offenbar ihr Steckenpferd,
beweisen zu wollen, dass sich die männlichen und weiblichen Rollen irgendwo im
Gehirn verstecken.
    In Wellen
schwappen wissenschaftliche Untersuchungen in die Öffentlichkeit, die die
Ungleichheit der Geschlechter und deren Rollen mit Vorliebe den Genen
zuschreiben - um bei der nächsten Welle die Gegner dieser Theorien auf den Plan
zu rufen. 30 Aktuell haben die Anhänger der Naturtheorie schlechtere
Karten. Die

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