Mika, Bascha
professionell
genutzt. Jetzt lebt sie diese Neigung mit ihren Kleinen und deren Freunden aus.
Sie lässt sich von ihrer Fantasie und Schöner Wohnen inspirieren,
um das Haus hübsch und freundlich zu gestalten, hat einen großen Garten, andere
Mütter und Freundinnen zur Gesellschaft - sie ist es zufrieden.
Solchen
Frauen begegnet Christiane Nüsslein-Volhard, Direktorin am Max-Planck-Institut
für Entwicklungsbiologie in Tübingen, öfter. Doch nicht etwa an ihrem Institut
tauchen sie auf, sondern bei privaten und gesellschaftlichen Anlässen an der
Seite der männlichen Professoren.
»Noch nie
habe ich einen meiner Kollegen beim Einkaufen im Laden getroffen«, erzählt die
Wissenschaftlerin. »Die machen so was nicht. Die kaufen nicht ein, die kochen
nicht, die waschen keine Wäsche. Dafür haben sie ja ihre Frauen. Die machen das
gern — und müssen es ja auch machen, dafür werden sie quasi bezahlt. Das ist
der Deal bei diesen Paaren.« 16
Doch echte
Überzeugungstäterinnen sind ein Auslaufmodell. Zumal unter den jüngeren, gut
ausgebildeten Frauen. Denn inzwischen gilt für die weibliche Mehrheit: Frauen
träumen von einer egalitären Partnerschaft. Eigentlich wollen sie nicht allein
zuständig sein. Hausarbeit ist ihnen zwar wichtig, aber nicht wertvoll.
Gleichzeitig
ist die Republik voll von Männern, die den Einsatz am Staubsauger nicht mit
ihrer Würde vereinbaren können.
Der Nahbereich
In einem
Porträt erzählte der fünfunddreißigjährige Maler Jonathan Meese, der gerade
zum neuen Liebling der Kunstszene aufgestiegen war, wo er noch immer wohne: im
Hotel Mama. Seine Mutter sei zwar bereits sechsundsiebzig, aber mit niemandem
diskutiere er so viel, niemand peitsche ihn so voran, und niemand sei so wichtig
für seine Arbeit wie sie. Wie schön. Dafür darf Mama bei ihrem nicht mehr ganz
jungen Spross das Zimmer aufräumen, und wenn sie danach nicht zufrieden ist,
fährt sie zu seinem Atelier in die Stadt und bringt dort seine Farbpaletten in
Ordnung. 17 Ein Schatz, diese Mutter, und der Sohn erst...
Apropos
Mutter: Der Haushalt macht nur die eine Hälfte des Kümmerjobs aus, die andere
ist die Versorgung der Kinder. Für die zuständig zu sein, ist zwar weitaus
schöner und befriedigender, aber auch da fällt sehr viel
Putzen-Waschen-Kochen-Aufräumen an und nicht nur Knuddeln, Spaß und Spiel.
Der
Nachwuchs treibt das Kümmersyndrom auf die Spitze, hier funktioniert die
Ausputzerin perfekt. Ist sie einmal in Fahrt bei der Hausarbeit, kann sie doch
den Kinderkram gleich mit übernehmen. Und das tut sie dann auch. Und die Bedürfnisse
der Kleinen können immer als Grund herhalten.
Wer öfter
mit größeren Gruppen von Frauen zusammensitzt, egal, ob beruflich oder privat,
macht zwei merkwürdige Entdeckungen. Erstens: Immer und überall taucht
irgendwann das Thema Kinderbetreuung auf sowie die weibliche Doppel- und
Dreifachbelastung. Zweitens: Von den anwesenden Müttern benehmen sich die
allermeisten wie Alleinerziehende.
Zweifellos
ist der Mangel an Kitas in Deutschland eine strukturelle Katastrophe. Doch das
erklärt nicht im Geringsten, warum die Kinder offenbar alle keine Väter haben.
Denn die tauchen einfach nicht auf. Immer reden die Frauen über ihre
Lebenssituation, als würden sie die ganze Sorge allein tragen müssen. Von der
Betreuung zu Hause bis zur Eingewöhnung in die Kita, von der Pflege bei
Krankheiten bis zum Shuttle in die Schule. Ob Verwaltungsangestellte,
Abteilungsleiterin, ob Betriebsrätin oder Selbstständige - an dem Punkt sind
sich die Frauen erschreckend ähnlich. Und nie steht bei diesem Thema mal eine
auf, die verlangt, auch die Väter voll in die Pflicht zu nehmen.
Die
Alltagsbeobachtung spiegelt sich auch in wissenschaftlichen Untersuchungen
wider. Das Pdieingold-Institut Köln päsentierte 2010 eine Studie zum Thema Kinderkriegen in Deutschland. Von den befragten Müttern sagten
fast zwei Drittel, sie fühlten sich allein verantwortlich für ihren Nachwuchs
— egal, ob sie mit oder ohne Partner lebten. 18
Da gucken
all diese klugen und kompetenten Frauen lieber auf den Staat, damit der ihre
Belastung schmälert. Der Anspruch ist zwar richtig, aber dieser Adressat ist
weit weg und braucht für jede kleine Verbesserung bekanntlich Jahre.
Gleichzeitig gibt es noch einen naheliegenden Adressaten — den Vater und Mann.
Der ist nicht nur Teil der Familie, sondern trägt auch juristisch genauso viel
Verantwortung wie die Mutter der Kinder.
Doch
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