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Mika, Bascha

Mika, Bascha

Titel: Mika, Bascha Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Die Feigheit der Frauen
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auf
diesen unmittelbaren Nahbereich, dort, wo Frauen den größten Einfluss haben, wo
sie am schnellsten etwas verändern können, um ihre Lage erträglicher zu
gestalten, dorthin schauen sie nicht. Darüber reden sie öffentlich nicht. Und
wenn tatsächlich mal jemand fragt, wie es denn so um den Einsatz der Väter
bestellt sei, wiegen alle betreten den Kopf - halb ertappt, halb resigniert. Es
ist halt ein bisschen peinlich, wenn man politisch für Gleichberechtigung
streitet und privat das Kontrastprogramm fährt.
    In
Deutschland leben mehr als zwei Drittel der Kinder unter zwölf Jahren bei
ihren leiblichen, verheirateten Eltern. 19 Das heißt, mehr als zwei
Drittel dieser Mütter haben einen Partner, mit dem sie die Familienarbeit
gerecht teilen könnten. Die Betonung liegt auf könnten. Denn dieser Bereich ist sakrosankt.
     
    Die
geschlechtliche Arbeitsteilung im Haus scheint auch im 2i. Jahrhundert
wie in Beton gegossen. Und mit Kindern in der Familie wird alles noch
schlimmer. Ein paar Daten aus dem Schreckensszenario:
    •       Sind Kinder im Haushalt,
verschärft sich die traditionelle Arbeitsteilung zwischen Vätern und Müttern. 20
    •       Je mehr Kinder da sind, desto
weniger helfen die Väter mit 21 und desto länger sind sie am
Arbeitsplatz. 22
    •       Hauptsächlich kümmern sich Mütter,
wenn es darum geht, Kinder zu waschen, aufs Klo zu setzen, zu pflegen. 23
    •       Väter werden aktiv, wenn es darum
geht, mit Kindern zu spielen oder spazieren zu gehen. 24
    •       Je stärker Väter eine egalitäre
Partnerschaft betonen, desto weniger arbeiten sie in der Familie mit. 25
    •       Die Mehrheit der Väter mit Kindern
unter 18 Jahren beansprucht die traditionelle Rolle als Ernährer der Familie;
sehr viel weniger wollen aktive Erzieher sein. 26
    •       Männer schätzen ihren Anteil an
der Familienarbeit höher ein, als Frauen das tun. 27
    •       Die Väter sind mit der häuslichen
Arbeitsteilung sehr zufrieden. 28
     
    Im
gesellschaftlichen Verständnis hängt das Heil im Haus nach wie vor an der Frau
und Mutter. Im »kleinen Wir der Familie« ist sie der Dreh- und Angelpunkt von
Bindung, Beziehung und Sorge, schreibt der Soziologe Heinz Bude.
    Das
Rollenbild der treu sorgenden Mutter und Hausfrau wurde im 19. Jahrhundert als
Zivilisierungsstrategie für die Massen eingesetzt. Dieses Ideal war mal ein
Fortschrittsgedanke. Der hielt sich ganz schön lange, doch spätestens in den
sechziger Jahren des 20. Jahrhunderts kippte er endgültig ins Konservative.
Trotzdem sind wir bei Haus- und Kinderarbeit noch heute sehr viel näher dran am
Modell des 19. Jahrhunderts als an einem für das neue Jahrtausend. 29
     
    Wie schön,
dass es mittlerweile den Neuen Mann an unserer Seite gibt. Auch beim
Kinderdienst geistert er durch die Gazetten, weil er sich angeblich rührend um
den Nachwuchs kümmert. Leider zeigen alle Untersuchungen etwas anderes. Es
gibt sicher Männer, die ganz selbstverständlich ihren Teil der Versorgung und
Verantwortung übernehmen. Aber die sind noch eine kleine Minderheit.
    »Obwohl
Männer ja gern so tun, als sei Familienarbeit keine wirkliche Leistung, haben
sie viel mehr Probleme, mit dem Kind zu Hause zu bleiben«, beobachtet die
Psychoanalytikerin Eva Jaeggi. »Ihr Selbstwertgefühl ist stärker an den Beruf
geknüpft und nimmt oft rapide ab, wenn sie Hausmann sind.« 30
    Deshalb
halten die meisten der neuen Väter gern kompensatorische Reden über
Bio-Breichen und saugfähige Windeln. Sie erzählen auch begeistert, wie sie sich
abends mal wieder eine ganze Stunde aufopferungsvoll mit dem Sprössling beschäftigt
haben. Ansonsten gilt außer parlieren auch an dieser Stelle: Der Enkel lebt wie
sein Opa.
    »Es ist
meist ja nicht so, dass der Mann von vorneherein sagt: Ich will nicht, und ich
mach nicht!«, erklärt die Therapeutin Rosemarie Leinemann. Nach ihrer
Erfahrung in Paargesprächen läuft das Spiel anders ab: Zunächst ist die Freude
auf das Kind groß. Das Paar macht keine Pläne, sondern will erst mal schauen,
wie es sich so entwickelt. Und dann ist das Kind da und die Mutter zu Hause,
und die Eltern merken: Oh, alles ist anders, und sie fangen an zu überlegen.
    Er will
weiterhin arbeiten, und sie findet es zunächst auch schön zu Haus mit dem Kind.
»Selbst wenn die Mutter dann irgendwann frustriert ist, weil sie als gut ausgebildete
Frau mit dem schreienden Säugling allein zu Hause hockt und er abends

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