Mika, Bascha
völlig
gescharrt nach Hause kommt und nur noch seine Ruhe haben will - selbst dann«,
weiß Rosemarie Leinemann, »bleibt die einmal festgelegte Aufgabenteilung so und
ändert sich in der Regel nicht mehr.« 31
Aber diese
Mütter - sind das nicht die tollen, selbstbewussten Frauen, die frei und gleich
sein und alles mit ihrem Partner teilen wollen? Jede Befragung der letzten
Jahre zeigt doch, dass es zunehmend weniger Frauen gibt, die ihre Männer rundum
versorgen und den alleinigen Stress mit den Kindern haben wollen. Kein
Wunder, dass sie mit der häuslichen Arbeitsteilung längst nicht so zufrieden
sind wie die Herren. 32
Für junge
Frauen zwischen siebzehn und dreißig Jahren ist es enorm wichtig, dass ihr
Wunschpartner viel Zeit für die Familie hat. 33 Aber nichts spricht
dafür, dass diese Wünsche jemals erfüllt werden. Denn wenn sich der bisherige
Trend durchsetzt, werden auch diese Frauen größtenteils scheitern: An Unwillen,
Behäbigkeit und Chuzpe ihrer Partner - und ihrer eigenen Appeasement-Politik
als deren Komplizinnen.
Wie bei
Paaren die Familienarbeit aufgeteilt wird, ist eine Schande. Wie das Problem in
der Öffentlichkeit verhandelt wird, nicht minder. Wenn es um die Doppel- und
Dreifachbelastung von Frauen geht, worüber wird dann diskutiert? Über Kitas,
Halbtagsstellen und familiengerechte Arbeitszeiten. Nicht aber auch über den
gesellschaftlichen Skandal, dass die eine Hälfte der Bevölkerung sich parasitär
aufführt und die andere Hälfte sich in Sklavengeduld übt. 34
Und der
demographische Wandel wird das Ganze verschärfen. Schon jetzt übernehmen
Frauen auch den größten Teil der Pflege älterer Angehöriger. Wenn immer mehr
Menschen pflegebedürftig werden, dürfen Frauen sich nach der Kinderphase hier
gleich weiter kümmern. Und wieder einmal werden alle anderen entlastet.
Wie
schnell wohl würde etwas passieren, wenn die Frauen endlich den Druck mal
zurückgeben würden? Wie schnell wohl kämen Politik und Unternehmen in die
Gänge, wenn der bisher allzeit verfügbare Mann als Produktivkraft nicht mehr
voll einsetzbar wäre — weil er ja noch ein paar andere Pflichten hätte.
Die Supertante
Dass
Männer sich nicht um Haus- und Kinderarbeit reißen, ist eine Sache, dass es
Frauen gibt, die sie da nicht ranlassen, eine andere. Ist uns die Ausputzerin
erst mal in Fleisch und Blut übergegangen, kann sie furchtbar nervend sein. Es
gibt reichlich Männer, die das beklagen: Dass sie im Haushalt nichts machen
dürften und ihnen auch die Kinder nicht überlassen würden. Das ist nicht bei
allen nur eine Ausrede.
Die
typische Geschichte läuft so: Er will kochen, aber sie findet, dass er dabei zu
viel Dreck macht, deshalb schmeißt sie ihn aus ihrer Küche. Er will putzen,
aber ihr ist er nicht schnell und gründlich genug, da nimmt sie ihm gleich den
Lappen aus der Hand. Er will das Baby frisch wickeln, aber sie traut ihm nicht
zu, dass er es richtig wäscht, also schiebt sie ihn weg. Er will das Kind
versorgen, aber sie fürchtet, dass er das Breichen zu heiß verfüttert...
Wenn Väter
sich am Innenleben der Familie beteiligen wollen, das aber nicht dürfen, wird
es schwierig für die Beziehung. Diese Männer können mit »niedrigem
Wohlbefinden und Depressionen« reagieren, hat der Familienforscher Wassilios Fthenakis
herausgefunden. Auch an dieser Stelle kann die Liebe durch die Ungleichheit
zwischen den Partnern vergiftet werden. 35
Die
Über-Ausputzerin bekommt selbst bei Kindern ein Problem. Es erfordert Geduld,
dem Nachwuchs die Hausarbeit nahezubringen. Wenn Kinder zu langsam, zu
ungeschickt, zu unlustig sind, nehmen die Mütter die Arbeit doch lieber gleich
selbst in die Hand. Vorzugsweise bei den Jungs.
Übererfüllung
des Rollensolls würde man dazu sagen. Diese Frauen haben ihre Aufgabe so
verinnerlicht, dass sie es schlicht nicht ertragen, wenn sie ihnen abgenommen
wird. Man raubt ihnen etwas: etwas von ihrem Machtbereich und von ihrem
Lebenssinn. Bei Hausfrauen könnte man dieses Phänomen als Überkompensation
begreifen, sie haben ja keinen anderen Herrschaftsbereich mehr. Aber auch
berufstätige Frauen sind vor dieser Störung keineswegs sicher.
Nehmen wir
Cornelia. Cornelia ist sechsunddreißig, hat nach dem Studium bei einem großen
Konzern in Leverkusen angeheuert und ist dort beharrlich aufgestiegen. Alles
lief gut. Ihr Mann ist beim selben Unternehmen beschäftigt, und beide sind es
gewohnt, weit über das übliche Pensum zu arbeiten.
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