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Mika, Bascha

Mika, Bascha

Titel: Mika, Bascha Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Die Feigheit der Frauen
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lächerlichen Bereich. Wer denkt schon
an Abwasch, wenn er verliebt ist? Wer an Müll, wenn es ans Heiraten geht? Und
wer an das schmutzige Bad, wenn das Eheleben harmonisch ablaufen soll? Eben.
Genau das ist das Problem.
    Männer
wollen, dass Frauen die Hausarbeit machen. Frauen wollen die Hausarbeit teilen.
Und wer setzt sich durch? Toiletten putzen als Liebesbeweis. Wir übernehmen
die Arbeit, für die sich Männer zu schade sind. Und damit unser Selbstbild
trotzdem noch stimmt, kaschieren wir unsere mangelnde Selbstbehauptung mit dem
Hinweis auf ein Pflichtprogramm, das schließlich erledigt werden muss. Als wäre
es allein unser Job, sich zu kümmern.
    Das ist
mehr als ein Phänomen. Das ist auch mehr als ein Symptom. Wir leiden am
Kümmersyndrom.
    Syndrom
klingt ein bisschen gefährlich, und das ist es ja auch. Wir kennen Syndrome aus
der Psychologie, der Soziologie und der Medizin. Wenn verschiedene Symptome,
die in einem Zusammenhang stehen, gemeinsam auftreten und sich zu etwas Neuem
verbinden, dann haben wir ein Syndrom.
    Das
Syndrom ist sozusagen die Verdichtung verschiedener Probleme — ein böser
Cocktail, wie sich beim Kümmersyndrom zeigt. Wenn sich Liebe und Sorge um Heim
und Familie mit freiwilliger Unterordnung paaren, kommt etwas Verqueres dabei
heraus: unsere Allzuständigkeit. Unsere fast instinktive Übernahme der
Verantwortung im Haus. Und schon fühlen wir uns rundum verpflichtet, und zwar
nur wir. Jemand anderes kann es doch nicht machen, oder? Niemand erledigt die
Arbeit so schnell und gründlich wie wir, gell?
     
    Im
Fußball, als er noch in der altmodischen Aufstellung gespielt wurde, gab es
die Position des Ausputzers. Das Mädchen für alles im Strafraum, das immer zur
Stelle sein musste, wenn die anderen nicht bereit, nicht schnell genug, nicht
zuständig waren. Wir sind die Ausputzerinnen. Die Mädchen für alles im
häuslichen Raum. Mit uneingeschränkter Verfügungsmacht über Schwamm und
Toilettenbürste.
    Wohl kaum
ein Zeichen von Stärke: Obwohl wir zu Hause den Boss spielen können, zeigt sich
daran vor allem unsere Schwäche. Wir können ein bisschen herrschen — indem wir
dienen. Was für ein ungutes Paradox. Und die Zeit, die wir in notwendige, aber
wenig sinnstiftende Arbeit investieren, die fehlt uns anderswo. Kein Wunder,
dass wir uns ausgelaugt und gehetzt fühlen, doppelt und dreifach belastet, und
dass wir kaum zu uns selbst kommen.
     
    Niemand
sagt, das Gegenprogramm sei leicht. Die Therapeutin Rosemarie Leinemann kennt
das Minenfeld aus ihren Paartherapien. »Es gibt einfach viele Männer, die von
ihren Frauen erwarten, dass sie die alte Rolle übernehmen. Und dann wollen die
Frauen keine Konflikte oder haben Angst, den Mann zu verlieren, und dann machen
sie es ebenso und wehren sich nicht.« 11
    Das
Kümmersyndrom gedeiht in der Unterwerfung.
     
    Das Markenzeichen
    Einst trug
das dienstbare Frauchen im Haus eine bunte Kittelschürze als Marken- und
Verdienstabzeichen. Die ist eigentlich seit Jahren aus der Mode und
ausrangiert. Doch wir haben die Kittelschürze für uns gerettet. Wir haben sie
verinnerlicht und tragen sie wie eine Obsession heimlich weiter.
    Und weil
wir so sind, sollen auch andere Frauen so werden. Es sind doch nicht nur die
Väter, die ein schlechtes Vorbild abgeben und von den Mädchen mehr Hilfe im
Haushalt erwarten als von den Jungs. Es sind auch wir selbst.
    Das
Kümmersyndrom wird in der Familie herangezüchtet wie ein Schimmelpilz. Um uns
in der Rolle der Kümmerin zu bestätigen, sorgen wir dafür, dass vor allem
andere Frauen das Erbe weitertragen. Unsere Töchter und Schwiegertöchter zum
Beispiel.
     
    Nehmen wir
Sophie. Sophie ist Anfang zwanzig und, was Hausarbeit angeht, ziemlich genervt.
Oft sind noch nicht einmal ihre Freunde das Problem - die kann sie sich ja
schließlich aussuchen —, es sind deren Mütter. Da gibt es die eine, die zu
Besuch kommt und entsetzt fragt: »Aber Sophie, wie sieht denn das Bad aus?« Da
kann Sophie nur kontern: »Warum fragst du nicht deinen Sohn? Das ist doch seine
Wohnung.«
    Ein
anderer Freund und eine andere Mutter; die gibt klare Anweisungen: »So, Sophie,
wir waschen jetzt für Klaus die Wäsche, dann legen wir sie zusammen und räumen
sie in den Schrank. Und dann können wir gemeinsam für Klaus Plätzchen backen,
da freut er sich nämlich.« Während die Mutter spricht, wartet Sophie darauf,
dass sie in schallendes Gelächter ausbricht: »Mensch, Sophie, das war doch
bloß ein Witz.« Aber

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