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Mika, Bascha

Mika, Bascha

Titel: Mika, Bascha Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Die Feigheit der Frauen
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deutlich verändert hat, sind die politischen und gesellschaftlichen
Rahmenbedingungen fast gleich geblieben. Es gibt weder die notwendigen
unterstützenden Strukturen noch ein neues Bewusstsein. Vor allem bei Männern
nicht. Die beteiligen sich kaum mehr an der Hausarbeit als früher, verbringen
dafür mehr Zeit mit Telefon, Computer und Fernsehen. 37
     
    All diese Frauen, egal, ob weit
weg in den USA oder Cornelia hierzulande, wollen einer modernen Rolle
entsprechen, aber auch die traditionelle ohne Abstriche erfüllen.
    Glauben
wir wirklich, wir könnten den Konflikten entgehen, indem wir uns nicht
entscheiden? Die alte Rolle, das alte Bewusstsein, das alte Beziehungsmuster
mitschleppen und gleichzeitig versuchen, einer neuen Rolle gerecht zu werden?
Was hat das mit Selbstbestimmung zu tun, wenn wir noch einer weiteren
vorgefertigten Schablone entsprechen wollen?
    Da gibt es
angeblich irgendwelche Supertanten, die immer alles hinkriegen und uns als role
model vorgeführt werden. Aber die existieren nur in der Fantasie von
Zeitschriftenmachern. Alle anderen Frauen scheitern, wenn sie versuchen, den
sich widersprechenden Anforderungen auseinanderdriftender Lebensmodelle zu genügen.
    Weder die
Erfüllung des traditionellen Solls noch der Versuch, das Soll an verschiedenen
Ecken überzuerfüllen, rettet uns vor der Einsicht: Nur wir können die
Verantwortung für unser Leben übernehmen - und dürfen es uns von niemandem
vorzeichnen lassen.
     
    Die Feigheit
    Bequemlichkeit,
Selbstbetrug, Feigheit. Und freiwillige Unterwerfung. In diesem Milieu gedeiht
das Kümmersyndrom prächtig. Es verschafft uns heimliche Macht, eine, die wir
nicht erobern müssen. Die aber irgendwann unser Leben vergiften kann.
    Als
Ausputzerin lassen wir uns die gesamte Familienarbeit aufbuckeln. Für den
Moment erscheint uns das vielleicht als ein notwendiger, zeitlich begrenzter
Kompromiss. Dabei stellen wir in Wahrheit die Weichen für den Rest unseres
Lebens.
    Das
Kümmersyndrom hilft uns, Ansprüche von uns fernzuhalten, die nicht auf den
häuslichen Bereich beschränkt sind. Wir sind ja voll ausgelastet. Warum fällt
es uns nur so leicht, Verantwortung für andere zu übernehmen - nicht aber
Verantwortung für uns selbst?
    Wir streiten
nicht um das Recht auf ein eigenständiges Leben jenseits des Hauses und nicht
für mehr ungebundene Zeit. Wir sind zu feige, die Wünsche unserer Liebsten zu
beschneiden und die eigenen auszuleben.
    Wir tun ja
nur so, als wäre uns wichtig, dass sich was ändert. Sonst würden wir uns doch
nicht in Massen mit dieser Rolle abfinden. Wer kann uns denn das
Ungleichgewicht in der Beziehung aufzwingen? Wollen wir es nicht nur bei den
Wünschen nach einem eigenständigen Leben belassen, müssen wir anders handeln.
Und das heißt auch, uns unsere Komplizenschaft einzugestehen und sie
aufzukündigen.
     
    Erst wenn
Frauen bereit sind, für eine gerechte Teilung der Familienarbeit mit ihren
Männern zu streiten, wenn sie ihren Anteil an produktiver Arbeit übernehmen und
sich von ihrem Kümmersyndrom befreien, wird auch gesellschaftlich Bewegung in
die Sache kommen. Und der Wert von Familienarbeit endlich steigen, weil ihr
nicht mehr der Makel der dienenden Weiblichkeit anhaftet. Davon können alle nur
profitieren.
     
    Moritz
    Ich heiße
Moritz, bin Ende dreißig und liebe meine Frau. Und ich liebe unseren Sohn. Ich
würde alles für sie tun. Das klingt sehr gut, nicht wahr? Und es stimmt ja
auch. Aber wenn ich so etwas sage, dann denke ich immer an heroische Situationen:
Irgendwelche finsteren Gesellen bedrohen meine Familie, und ich gehe
dazwischen, mit einigen Handkantenschlägen mache ich sie gekonnt unschädlich.
Oder ich stehle ein Auto, um meinen schwer verletzten Sohn ins Krankenhaus zu
bringen. Oder ich marschiere ins Büro meiner Frau und lege mich mit ihrem
Vorgesetzten an, weil der ihr die verdiente Gehaltserhöhung nicht gewähren
will. Die Realität ist aber: Karate kann ich nicht, Autos aufbrechen auch
nicht, und in das Berufsleben meiner Frau würde ich mich niemals einmischen.
Ich arbeite als Projektentwickler in einem Architekturbüro in Karlsruhe, da
lernt man so etwas nicht.
    Wenn ich
also sage, ich würde alles für sie tun, dann ist das rein hypothetisch. Denn
tatsächlich tue ich praktisch nichts. Jedenfalls im Haushalt und in der
Kindererziehung. Ausschließlich meine Frau kümmert sich um die Wäsche, meistens
ist es auch sie, die kocht, und während ich mich am Wochenende gerne

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