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Mika, Bascha

Mika, Bascha

Titel: Mika, Bascha Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Die Feigheit der Frauen
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VIII., der sich ihrer sehr unelegant entledigte, als sie ihm
den männlichen Nachwuchs schuldig blieb.
    Heute
leben Frauen mal mit, mal ohne Kinder, mal mit deren Vater, mal
alleinerziehend, mal im Modell Patchwork, heterosexuell oder lesbisch, als Pflege-
und Adoptivmutter, als Zweitmutter oder Mutter auf Zeit. Bunte Lebensentwürfe
sind ein typisches Zeichen moderner, postindustrieller Gesellschaften. Schaut
man sich diese Vielfalt an, könnte man tatsächlich auf die Idee kommen, Frauen
hätten fast alle Freiheiten, ob und wie sie als Mutter leben wollen. Und sie
würden diese Freiheiten auch nutzen.
    Ideologiegetränkte
Mutterrolle? Das war doch gestern! Glauben wir.
    Tatsächlich
aber sind die individualisierten Lebensweisen nur ein Oberflächenphänomen, sie
sagen wenig aus über das gesellschaftliche Selbstverständnis. Denn das hinkt
weit hinterher. In großen Teilen der Bevölkerung - und von konservativen
Kreisen wachgehalten - gilt nach wie vor die Überzeugung: Mutter sein, ist die
Natur der Frau. In dieser Rolle findet sie wahre Erfüllung.
    Da
arbeiten sich Scharen sehr kluger Frauen - und einige Männer — seit Jahrzehnten
wissenschaftlich und publizistisch am Mutterbild ab. Analysieren, welche
Strukturen dahinterstecken, wenn das Wesen der Frau auf die Mutter reduziert
wird. Machen sich luzide Gedanken, um die Gebärfähigkeit ideologisch zu
entschlacken. Und füllen Tausende Seiten, um Klischees zu zertrümmern und
weibliche Köpfe und Herzen vom moralischen Diktat der Natur zu befreien. 8
    Und das
Ergebnis? Der Mythos lebt! Das Epos wird weitererzählt. Der Roman findet
einfach kein Ende. Bis hin zu Sido und Bushido wird die Frau als Mutter
überhöht und in anderen Rollen herabgesetzt. Die idealisierte Mutter geistert
wie eine Untote durch unser gesellschaftliches Bewusstsein. Erdrückend wie in
jener zynischen Karikatur, bei der eine sehr fette Henne auf einem sehr mageren
Hähnchen hockt, sich von ihm durch die Luft tragen lässt und spricht: »Denk
immer daran, dass ich dich unter Schmerzen geboren habe.« 9
     
    Die Verschwörung
    Da wollen
wir Frauen frei und gleich sein, trauen uns alles zu - und doch lassen wir uns
in der Praxis die traditionellste aller weiblichen Rollen als Maßstab eines
gelungenen Frauenlebens aufdrücken. Perfekte Frau gleich perfekte Mutter. Aus
dieser Zwangsgleichung sollen wir uns nicht rausstehlen dürfen.
    Und das
tun wir auch nicht: Wenn die Kinder kommen, verzichten wir gern auf eigenes
Geld, eigene Zeit, auf Sinn und Bestätigung außerhalb der Familie. Wir geben
prompt den Beruf auf oder beschränken uns auf kurze Arbeitszeiten. Vergeuden
als gut ausgebildete Frau unsere Tage damit, auf Spielplätzen zu hocken, über
Windeln zu fachsimpeln, als dienstbarer Geist durch den Haushalt zu toben und
uns als Kinder-Chauffeuse missbrauchen zu lassen. Wir nehmen uns selbst zurück
und nicht ernst, stattdessen bekommen wir alles an Arbeit und Verantwortung
rund ums Kind.
     
    Es ist ein
Komplott. Eines, bei dem wir gleichzeitig Ziel, Mitverschwörerin und
Vollstreckerin sind. Ein perfides Komplott, das sich der weiblichen Hormone als
Waffe bedient. Geschmiedet, um uns biologisch anzuketten. Es ist ein Hormonkomplott,
gesteuert von stereotypen Mustern und überkommenen Bildern. Und was soll dabei
herauskommen? Eine hauptamtliche Mutter, die ihr übriges Frausein verkümmern
lässt.
    Und das
alles nur, weil der Körper biochemische Botenstoffe produziert, die aus einer
endokrinen Drüse in den Blutkreislauf gelangen, weil die weiblichen
Geschlechtsorgane Theca- und Granulosa-Zellen besitzen, weil die von diesen Zellen
produzierten Substanzen unsere Organe beeinflussen. Nur deshalb sollen diese
Biester auch die Macht bekommen, unser Bewusstsein zu bestimmen und unsere
Rolle als Frau?
     
    Hier geht
es um eine Verschwörung gegen unsere Wahlfreiheit und gegen das Recht, unser
Leben jenseits festgezurrter Rollen zu gestalten. Und das Druckmittel ist -
Schuld. Wir machen uns schuldig gegenüber unserer Natur, wenn wir dem Mutterruf
nicht folgen. Und schuldig gegenüber dem Kind, wenn wir die Mutterrolle nicht
absolut setzen. Es ist eine Intrige, um unsere Selbstbehauptung zu schwächen.
Und ein Manöver, um unsere weibliche Identität im Muttersein aufgehen zu
lassen. 10 Kinder als Kern und Essenz unseres Frauenlebens - das ist
der Plan. Dabei werden auch die Kleinen schamlos benutzt: Als Speck in der
Falle, der uns die Rolle schmackhaft macht. Kinder sollen unserem Leben

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