Mika, Bascha
einer traditionellen Konstellation und seine
Partnerin will nicht, dass er leidet. Es gibt viele Gründe, warum Frauen zu dem
Ergebnis kommen können: Der Aufwand, mich gegen die traditionelle Rolle zu
behaupten, ist mir zu groß und die Nachteile sind deutlich spürbar.« 17
Der Sinn
Wissen wir
eigentlich, was wir in der Komfortzone aufgeben? Einen Beruf zu haben, bedeutet
ja nicht nur, finanziell unabhängig zu sein und auf eigenen Füßen stehen zu können.
Es ist auch der Weg vom häuslichen Kosmos hinein in die Welt. Es ist die
Möglichkeit, sich draußen mit einer Sache und nicht nur drinnen mit der Familie
zu identifizieren. Es geht um Bestätigung, die wir alle brauchen, es geht um
Sinnstiftung, nach der wir uns alle sehnen. 18
Wissen wir
wirklich, was wir da tun? Selbstverständlich gibt es Frauen, bei denen jeder
versteht, warum sie aus dem Berufsleben flüchten, sobald sie dazu die
Gelegenheit sehen. Wenn sie wenig qualifiziert sind, bleiben ihnen häufig nur
öde und unbefriedigende Jobs. Aber auch Frauen mit guter Ausbildung und
interessanten Perspektiven landen massenhaft in der Zone, Frauen, die in der
Welt viele Chancen haben.
Nehmen wir
Cordula. Cordula hat Architektur studiert und war an ihrem Fachbereich die
Beste seit Jahren. Ambitioniert, sehr begabt und den männlichen Kommilitonen in
vielem überlegen. Ihre Professoren waren begeistert, ihre beruflichen
Aussichten trotz des schwierigen Marktes prima, einen Vertrag mit einem
renommierten Büro hatte sie bereits in der Tasche. Sie wäre sicher eine gute
Architektin geworden. Und eigentlich war das auch immer ihr Ziel, mit diesem
Ehrgeiz ist sie in die Ausbildung gestartet. Doch dann kam es anders, besser
gesagt: Cordula entschied sich anders.
Bald nach
ihrem Abschluss bekam sie das erste, kurz darauf das zweite Kind. Mit ihrem
Mann, einem technischen Zeichner, wohnt sie im Aachener Westend und verbringt
ihre Tage, statt wie früher mit tollen Projekten, jetzt auf tollen Kinderspielplätzen.
Begegnet sie zufällig einem ihrer früheren Hochschullehrer, guckt sie zur
Seite, als wolle sie nicht gesehen oder angesprochen werden.
Ihr Mann
arbeitet auf einer vollen Stelle, Cordula macht seit drei Jahren beruflich
nichts, obwohl sie mehr verdienen könnte als er. Doch die Komfortzone fordert
sie voll und ganz.
Cordula
hat ihren Anspruch, neben dem privaten noch ein berufliches Leben zu führen,
einfach verklappt, über Bord geworfen. Offenbar hatte sie keine Lust mehr auf
Leistung. Es gibt Frauen, die es für regelrecht gefährlich halten, sich den
bösen Spielregeln einer männlich geprägten Arbeitswelt auszusetzen. Das mag
verständlich sein, denn zweifellos gehört es zu den fragwürdigen Entwicklungen
der vergangenen Jahrzehnte, dass sich der Druck in der Leistungsgesellschaft
massiv erhöht hat. Es ist eine berechtigte Frage, warum Frauen sich diesem
Diktat beugen sollen, wo es doch Männer schon zur Genüge tun.
Wenn
Frauen die Erwerbstätigkeit plötzlich schmackhaft gemacht werden soll, spielen
unterschiedliche Interessen eine Rolle. So gehört es zum neoliberalen Credo,
der Wirtschaft einen Zugriff auch auf die weibliche Arbeitskraft zu ermöglichen.
Wo die Zwänge der politischen und sozialen Strukturen gern weggeredet werden
und die Ökonomie den Vorrang hat, sollen sich weder Männer noch Frauen den
Gesetzen des Marktes entziehen dürfen.
Zumal,
wenn den Unternehmen wie derzeit die Fachkräfte ausgehen, lässt sich auf Frauen
nicht verzichten. Die Politik hat das begriffen und versucht es mit einem
doppelten Spiel: Einerseits unterstützt sie nach wie vor die klassische
Versorgerehe, um ihr konservatives Klientel nicht zu vergrätzen. Andererseits
hat sie mit dem neuen Elterngeld die Schraube fester angezogen, damit Frauen
beruflich nicht mehr so lange aussteigen.
Sicher ist
es wichtig, diesen von polit-ökonomischen Interessen gesteuerten Konzepten
etwas entgegenzusetzen und sich gegen die umfassende Ökonomisierung unserer
Lebenswelt zu wehren. Aber das kann doch nicht heißen, dass Frauen deshalb auf
einen Beruf verzichten. Das ist die falsche Konsequenz. Wir brauchen ihn doch
für uns. Für uns müssen wir es tun!
Es geht
darum, unsere Fähigkeiten, und was wir gelernt haben, einzusetzen und nicht zu
vergeuden. Dass wir uns nicht nur im privaten, sondern auch im öffentlichen
Bereich bewegen, bewähren und bestätigt sehen. Weil es ein Bedürfnis ist, sich
durch Arbeit zu entfalten und dafür — anders
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