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Mika, Bascha

Mika, Bascha

Titel: Mika, Bascha Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Die Feigheit der Frauen
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unser Selbstwertgefühl zu schonen?
Was kann denn daran unbewusst sein? Wir sind doch nicht so aus der Welt
gefallen, dass wir noch nicht einmal merken, ob wir monatlich was aufs Konto
bekommen und unsere Miete selber bezahlen können? Hier geht es wohl eher um so
etwas wie eine klammheimliche Hoffnung, die unsere Blicke auf den Versorger
lenkt. Wir wissen doch, was wir tun. Und wollen es so. Nur dafür die Verantwortung
zu übernehmen, fällt wahrscheinlich ein bisschen schwer. Es passt ja auch nicht
zu unserem selbstbestimmten Lebensentwurf.
     
    Die
Gretchenfrage für moderne Frauen heißt: Wie hältst du's mit der Arbeit drinnen
und draußen? Und die wird allzu häufig unmodern beantwortet. Dann tun viele
Frauen so, als gäbe es nur den einen Weg: Sie verschwinden in der Komfortzone,
wenigstens zeitweise, ihr Mann erobert die Außenwelt.
    Komfortzone
— warum ein so gemeiner Begriff? Er riecht faul und bequem. Dabei ist Hausarbeit
doch zermürbend, und sich um Kinder zu kümmern, nicht nur ein Zuckerschlecken.
Nicht jede Frau kann es sich zu Hause angenehm machen. Stimmt. Und vielleicht
merken wir sehr bald, dass wir einer Illusion aufgesessen sind, als wir die
vermeintliche Kuschelecke wählten. Und doch schreckt uns die Aussicht auf häusliche
Mühe meist weniger als ein berufliches Umfeld, in dem wir uns behaupten müssen.
Und wie in der Liebe haben wir weniger Angst vor dem Weg in die Unterordnung
als vor den Frösten der Freiheit.
    Wenn die
Komfortzone lockt, schmeißen wir gern den Ballast ab, der unser bisheriges
Leben beschwerte: Unseren Job, unsere Eigenständigkeit jenseits von Beziehung
und Familie, unsere weiterreichenden Zukunftspläne — weg damit! Brauchen wir
nicht mehr. Jetzt machen wir es uns erst mal in der Abhängigkeit gemütlich.
    Selbst
wenn die Zeit in der Zone nur auf ein paar Jahre begrenzt ist, fällt es
verdammt schwer, sich wieder vollständig aus ihr zu befreien. Wer sich einmal
eingerichtet hat, kommt nur schwer wieder heraus. Und wer unsanft vor die Tür
der Komfortzone gesetzt wird, auf den wartet ein besonders grausames Erwachen.
    Frauen
wissen das. Trotzdem ist die Fluchttendenz aus dem Beruf steigend. Immer mehr
verabschieden sich von einer Erwerbsarbeit, die sie ernährt, sie zufrieden
macht und ihre Rente sichert. Sie lassen sich von der traditionellen Rolle
verführen, von Bequemlichkeit korrumpieren, von den politischen Rahmenbedingungen
bestärken. 4
    Die
Nobelpreisträgerin Christiane Nüsslein-Volhard findet harsche Worte, um mit
ihren Geschlechtsgenossinnen ins Gericht zu gehen. »Ich befürchte, dass viele
Frauen einfach zu dumm sind, sich die Konsequenzen richtig klarzumachen. Sie
heiraten oft aus Romantik und weil das heutzutage wieder ganz chic ist. Und
dann passen sie nicht auf, lassen den Mann machen und sitzen plötzlich da mit
einer verpatzten Zukunft. Weil sie nicht überlegt haben, was es bedeutet, wenn
sie den Job aufgeben, wenn sie viele Jahre aussetzen und dann nur eine
Halbtagsstelle übernehmen, die schlecht bezahlt ist.« 5
    Vielen
Männern passt das Modell hervorragend in den Kram. Die können sich nicht
vorstellen, ihren Beruf links liegen zu lassen. Weder wegen Frau noch Heim
noch Kind.
    Männer
vernachlässigen ihren Beruf nicht, Frauen tun es massenhaft. Auch wenn sie
ursprünglich etwas anderes wollten. Aber wer zwingt sie denn? Wenn sie es
wirklich ernst meinen mit dem selbstbestimmten Leben, warum lassen sie sich
dann abdrängen, warum machen sie sich die Wünsche ihrer Männer zu eigen?
    Vielleicht
liegt es unter anderem daran, dass es nur wenige Frauen gibt, die sich gern in
der Rolle der Familienernährerin sehen. In mehr als zwei Dritteln der
westdeutschen Haushalte ist der Hauptverdiener der Mann, und die meisten Frauen
bekommen ein Problem, wenn sie diese Aufgabe übernehmen sollen. Das passt
nicht in ihr Weltbild und nicht zu ihrem Selbstverständnis. 6 Sie
erwarten traditionell, dass der Mann das meiste Geld nach Hause bringt.
    Das hat
auch etwas mit der Logik der Unterwerfung zu tun: Da Frauen sich beherrschen
lassen, soll ihr Herrscher ihnen wenigstens überlegen sein. 7 Würden
sie mehr verdienen als ihr Mann, könnte das den Anschein erwecken, sie wollten
ihn dominieren. Das lehnen sie ab, weil es sie — paradoxerweise - sozial
herabsetzen würde. Denn die Dienerin eines starken Mannes kann sich stark
fühlen, die eines schwachen ist selbst schwach.
     
    Und so
kann die Komfortzone für viele Frauen zur vorläufigen Endstation

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