Mika, Bascha
Deshalb werde ich auf diesen Bereich nur sehr kurz eingehen.
Da sind
zum einen die üblen Strukturen zu beklagen: Die gläsernen Decken, an denen
Frauen zerschellen, bevor sie oben ankommen. Die old-boy-networks, die alles
Weibliche abstoßen. Das männlich geprägte Arbeitsumfeld, in dem Frauen um ihre
Erfolge gebracht werden. Die Rituale und Gesten, die in der weiblichen
Sozialisation nicht erlernt werden, die fehlenden Quoten und und und.
Außerdem
suchen sich Frauen ihren Beruf selten danach aus, ob er ihnen genug Geld
einbringt. Im Vordergrund steht, dass ihr künftiger Job sich mit einer Familie
vereinbaren lässt - ein Gedanke, der Männern bei der Berufswahl noch nicht einmal
in den Kopf kommt. Die Konsequenz: Frauen landen größtenteils in typisch
weiblichen Berufen. Deren Kennzeichen: schlecht bezahlt, wenig gesellschaftliche
Anerkennung, wenig Aufstiegschancen. 28
Das
beginnt in Ausbildungsberufen bei der Friseurin und endet bei der Erzieherin.
Im akademischen Bereich streben junge Frauen zum Lehrerberuf, weil sie dann
nachmittags zu Haus bei den Kindern sein können. Gern genommen werden auch
Studienfächer, die zwar interessant, aber auf dem Arbeitsmarkt nicht besonders
gefragt sind wie beispielsweise Kunstgeschichte oder Romanistik. Da können
sich die Studentinnen doch gleich ein Pappschild umhängen: Bin auf der Suche nach
einem Ernährer!
Hinzu
kommt, wie Frauen sich in der Arbeitswelt verhalten. Auch das lässt sich in
Bergen von Analysen, Artikeln und Untersuchungen nachlesen: Dass Frauen zwar
pragmatisch und zielorientiert sind, aber ziemlich leidenschaftslos und ohne
starken Antrieb. Dass sie sich nicht die Herausforderung suchen, an der sie
wachsen können, sondern auf Sicherheit spielen. Dass sie selten bereit sind,
Risiken einzugehen und sich einem offenen Wettbewerb zu stellen. Und dass ihre
Anforderungen an den Arbeitgeber wesentlich höher sind als an sich selbst. 29
Wie viele
Ratgeber gibt es? Wie viele Coachs, Trainer und Therapeuten, die sich
ausschließlich um die Karriereplanung von Frauen kümmern? Oft bekommt dann das
Thema einen komischen Zungenschlag, als sollten alle Frauen zu Aufsichtsrätinnen
und Chefinnen abgerichtet werden.
Dabei geht
es nicht um Führungsposten und einen konventionellen Karrierebegriff. Bei
Frauen - wie auch bei Männern - wird es immer nur eine Minderheit sein, die
eine Spitzenposition anstrebt. Es geht um viel mehr: Dass Arbeit einen
Lebenssinn stiftet. In der Beraterbranche gibt es deshalb die Unterscheidung
zwischen innerer und äußerer Karriere. Die äußere orientiert sich an Status und
Macht. Bei der inneren geht es um andere Dinge: Mache ich etwas, was ich machen
möchte? Wird mein Können genutzt und geschätzt? Stellt mich die Arbeit
zufrieden?
Auch an
der inneren Karriere muss man arbeiten. Und beunruhigend ist, dass Frauen -
abgesehen von den männlich geprägten Strukturen, die sie objektiv behindern -
sich nicht nur bei der äußeren Karriere selbst im Wege stehen, sondern auch bei
der inneren. So wartet gleich an mehreren Stellen das Frustpotential, das sie
in die Komfortzone treibt. Da kann es um Furcht gehen vor dem nächsten
beruflichen Schritt. Um Stress, weil der Job einen hohen Einsatz verlangt. Um
die Erfahrung, dass die Arbeitswelt auch unangenehme Seiten hat. Oder um
Desillusionierung, weil sich die gläserne Decke nicht durchbrechen lässt.
Klar ist
das schwierig und anstrengend. Aber doch kein Grund, mutlos zu werden und
beruflich nichts mehr zu wollen. Wenn wir uns nicht trauen, nach der Taube auf
dem Dach zu greifen, streicheln wir am Ende nur noch den Spatz in der
Komfortzone.
Doch was passiert,
wenn uns der Spatz irgendwann nicht mehr reicht? Wenn wir doch wieder Sehnsucht
nach der Taube bekommen und deren Versprechen von der Welt? Dann heißt es
häufig: Pech gehabt!
»Egal, ob
diese Frauen fünf Jahre unterbrochen haben, zehn oder fünfzehn, egal, aus
welchen Elternhäusern sie kommen, ob sie eine gute Bildung mitbringen oder eine
schlechte, alleinerziehend sind oder nicht - was diese Frauen eint, ist, dass
sie sich nichts mehr zutrauen.« Auf diesen Punkt ist Jutta Allmendinger in
vielen Gesprächen mit der Bundesagentur für Arbeit gestoßen. »Wenn die Frauen
von einem Arbeitgeber nach ihren Kompetenzen gefragt werden, sagen sie eben
nicht selbstbewusst: Wir haben die Familie gemanagt, wir haben ehrenamtlich
gearbeitet, wir haben dies und das vorzuweisen, nein, sie sind muksch
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