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Mika, Bascha

Mika, Bascha

Titel: Mika, Bascha Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Die Feigheit der Frauen
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als bei der Haus- und
Familienarbeit - auch entlohnt und gesellschaftlich anerkannt zu werden.
    Oder um es
mit den Worten von Jutta Allmendinger zu sagen: »Es gibt so viele Goodies, die
mit der Erwerbsarbeit verbunden sind, dass es ganz falsch ist, einen Beruf auf
den finanziellen Aspekt zu reduzieren. Welche Engführung. Sicher geht es auch
um eigenes Geld, aber Erwerbsarbeit ist ein Schlüssel, um das Selbstwertgefühl
zu erhöhen Es geht um die soziale Vernetzung, darum, Freunde zu haben, anderes
kennenzulernen, etwas zu tun, das einen gesellschaftlichen Wert hat. Kurzum,
es geht um Teilhabe an der Gesellschaft.« 19
    Trotzdem
wird in der Öffentlichkeit immer mal wieder der Eindruck erweckt, als wäre
nicht die Flucht aus dem Beruf, sondern die aus der Familie das weibliche
Problem. So etwa, wenn der Sozialwissenschaftler Heinz Bude von der Universität
Kassel besorgt fragt: »Setzt den Frauen die höhere Bildung Flausen in den Kopf,
weil sie alternative Rollenmodelle kennenlernen, die ihnen ein Leben im Heim
und am Herd undenkbar erscheinen lassen?« 20
    Flausen
also? Wenn die Komfortzone mit Heim und Herd so wahnsinnig sinnstiftend ist,
warum ist sie dann nicht längst eine Domäne der Männer? Die sind doch sonst
nicht zu schüchtern, sich die interessantesten Bereiche unter den Nagel zu
reißen. Und außer Gebären und Stillen gibt es nichts, wozu nicht auch sie
geschaffen sind. Warum richten die sich denn keine Komfortzone ein?
     
    Was sich
im öffentlichen Raum abspielt, was sichtbar ist und Geld einbringt, ist bei uns
gesellschaftlich hoch angesehen. Was privat im Kreis der Familie geschieht und
nicht in Geld umgerechnet werden kann, ist nichts wert. 21 Dieser
Maßstab ist zwar völlig verquer, aber auch Frauen schätzen es nicht anders
ein, sonst würden sie sich nicht massenhaft den Prioritäten ihrer
berufsorientierten Männer beugen.
    Auch
Frauen gehen davon aus, dass sie nur über einen Beruf gesellschaftliches
Ansehen erlangen können. 22 Trotzdem begeben sie sich sehenden Auges
in eine Situation, die sie selbst für unter ihrer Würde halten. Und reden es
sich mit der Komfortzone schön.
    »Das kann
jahrelang gut gehen«, hat Familienanwältin Peschel-Gutzeit beobachtet, «aber
wenn meine Kinder vierzehn, fünfzehn werden und lieber mit den Freunden
zusammen sind und ich sitze zu Hause mit der dreckigen Wäsche, muss den Einkauf
machen, bin der Putzlaputz für alles — wo kann denn dann noch die Zufriedenheit
herkommen?«
    Neurosen
sind eine mögliche Antwort auf diese Situation, manchmal scheinen diese
regelrecht dem Bilderbuch der frustrierten Frau entsprungen. Die Ärztin und
Sexualberaterin Edith Beckmann kennt das Problem. »Da kommen Paare zu mir, bei
denen läuft gar nichts mehr. Wenn sie in einer klassischen Konstellation leben
und die Frau nur zu Hause ist, stellt sich häufig heraus: Sie leidet unter zu
wenig Beachtung, zu wenig Ansprache, zu wenig Anerkennung. Der übliche traurige
Mist. Die Frau reagiert mit schlechter Laune und Migräne, und ihr
passiv-aggressives Verhalten geht im Bett weiter. Da ist dann nichts mehr mit
Sex. Diese Frauen wollen endlich von ihren Männern beachtet und wertgeschätzt
werden.« 23
    Was aber
nicht heißt, dass sie offen rebellieren: »So lange wie möglich versuchen sie,
ein Bild der Zufriedenheit aufrechtzuerhalten. Vor allem Kinder müssen ja
glücklich machen, das wird gesellschaftlich erwartet. Erst wenn die Frauen wieder
anfangen zu arbeiten, erzählen sie, dass sie Angst hatten, zu Haus zu
verkümmern und zu verblöden.« 24
     
    Der Schnittlauch
    Zur
perfekten Komfortzone gehört unbedingt die Work-Life-Balance. Glücklich die
Frau, die das hinkriegt. Diesen wunderbaren Ausgleich zwischen Arbeit und
Leben, den Frauen so wahnsinnig erstrebenswert finden und der wahrscheinlich
nur für sie erfunden wurde. Da schwingt auf den ersten Blick viel Angenehmes
mit: Die Einheit von Körper und Seele, das richtige Maß zwischen Spannung und
Entspannung, ein Hauch Yoga, ein Spritzer Schweiß und viele viele
Wellness-Produkte.
     
    Es gab mal
eine Zeit, ist noch gar nicht so lange her, da waren Frauen in der Regel
schlecht ausgebildet und trauten sich wenig zu. Wenn sie beruflich gefordert
wurden, hieß es schnell: Das mach ich nicht, denn das kann ich nicht. Heute
sind viele Frauen sowohl mit mehr Bildung als auch mit mehr Selbstbewusstsein
ausgestattet. Und was hört man heute von ihnen: Das könnte ich zwar machen,
aber warum soll ich mir diesen Stress

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