Mika, Bascha
und
klein.«
Jutta
Allmendinger hat dafür eine Erklärung: »Daraus kann man keiner Frau einen
persönlichen Vorwurf machen. Es ist eben so, dass das Arbeitsleben eine andere
Taktung hat als das Leben zu Hause. Familie ist vom Arbeitsmarkt ganz weit
weg.« 30
Wie
schwierig es sich gestalten kann, in den Beruf zurückzufinden, erfahren
tausende Frauen jeden Tag am eigenen Leib. Alle Studien beweisen, was für ein
Desaster das ist. 31 Obwohl die Ausgangssituation bei den Frauen sehr
unterschiedlich ist, gibt es doch eine klare Tendenz: Die meisten landen auf
weniger qualifizierten Stellen, als es ihrer Ausbildung entspricht. Als
typische Zuverdienerinnen übernehmen sie irgendwann auch kleine und kleinste
Jobs, die weder genügend Geld noch Spaß noch sonst was bringen.
Diese
Geschichten kann Anna Gwosch runterbeten, sie beschäftigt sich seit vielen
Jahren professionell mit solchen Problemen. Anna Gwosch stammt aus dem
alternativen Frauenmilieu in Berlin und war unter anderen mit dabei, als 1989
die Weiberwirtschaft entstand, das inzwischen größte Gründerinnenzentrum
Europas. Die Weiberwirtschaft will die Initiativkraft, die ökonomischen
Potenziale und die Unternehmenslust von Frauen bündeln.
Anna
Gwoschs erste Aufgabe damals war, junge Mütter bei ihrem Einstieg in den Beruf
zu beraten. Seitdem hat sie viele Projekte geleitet, sehr viele Frauen
unterstützt, sich irgendwann als Karriereberaterin selbstständig gemacht und
auch ihre Meinung geändert. »Früher habe ich die Frauen eher als Opfer der
Verhältnisse gesehen. Heute denke ich: Wir haben das Potenzial, wir können
Entscheidungen treffen und müssen auch die Verantwortung übernehmen.«
Inzwischen
findet es Anna Gwosch richtig ärgerlich, wie manche Frauen ihr Leben
darstellen. »Das fallt besonders auf, wenn es um Beruf und Kinder geht. Da kam
dann das erste Kind, sagen sie, und dann kam das zweite. Als würden die Kinder
vom Himmel fallen und sie nichts mit dieser Entscheidung zu tun haben. Und so
begründen diese Frauen dann auch, dass sie beruflich schon wieder ausgestiegen
sind, bevor sie noch richtig einsteigen konnten.«
Etwas
irritiert betrachtet die Beraterin, wie sich manche Frauen beim Wiedereinstieg
selbst im Wege stehen. »Da kommt eine Frau, die will sich von ihrem Mann trennen,
unabhängiger werden und deshalb auch wieder arbeiten. Erst redet sie von
fünfzehn Stunden die Woche, dann kommen sofort die Zweifel: Wie sie dann noch
die Hausarbeit schaffen soll und wie das dann mit den Kindern wird. Denn das
Essen muss ja immer pünktlich auf dem Tisch stehen, und so und so oft muss
geputzt werden, weil sie ja einen so hohen Anspruch an ihren Haushalt hat...
Das höre ich mir so an, und es scheint den Frauen völlig neu zu sein, dass sie
zugunsten des einen Zieles an anderer Stelle einfach mal Abstriche machen
müssen.« 32
Das Parasitengift
Nehmen wir
Ines. Ines ist von Beruf Gattin. Nicht, dass sie das mal gelernt hätte. Es ist
ihr Wahlberuf. Es gab Zeiten, da wollte sie eine erfolgreiche Journalistin
werden. Das Zeug dazu hatte sie, die nötige Ausbildung auch. Sie war ehrgeizig
und wollte in die Welt.
Als sie
Frank traf, war ihr anfangs nicht klar, ob er der Richtige sein würde. Nicht
straight genug. Doch dann entdeckte sie sein Potenzial und war sicher, dass sie
über ihn leichter aufsteigen konnte als mit eigener Arbeit. Sie beschloss,
Frank zu heiraten und Kinder zu haben. Er hatte die Aussicht, im öffentlich-rechtlichen
Rundfunk Karriere zu machen. Sie plante die Schritte, die ihn nach oben führen
sollten. Stachelte seinen Ehrgeiz an, trieb ihn weiter, pushte ihn, ließ nicht
locker. Ihr war seine Karriere fast wichtiger als ihm selbst. Frank gefiel
das.
Sie hätte
weiter als Journalistin arbeiten können. Aber wozu? Regelmäßige Arbeit in einer
Redaktion war ihr einfach zu stressig. Als freie Autorin hätte sie sich um
Aufträge kümmern müssen — zu mühsam. Außerdem hatte sie ja die Kinder. Kita
oder Tagesmutter kamen nicht in Frage, besser später ein englisches Internat,
schließlich sollte aus den Kleinen was Ordentliches werden.
Frank
stieg weiter auf, alles lief nach Plan, und sie besorgte der Familie erst mal
eine anständige Villa. Frank sollte nicht nur Chef sein, sondern auch
entsprechend wohnen. Selbstverständlich hatte sie immer alle Hände voll zu
tun. Schon die Einladungen an all die Leute, die Frank nützlich sein konnten,
und dann die vielen Veranstaltungen, Feste und Events, zu denen sie
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