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Milano Criminale: Roman (German Edition)

Milano Criminale: Roman (German Edition)

Titel: Milano Criminale: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paolo Roversi
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Unsinn anstellt«, flüstert er. »Und jetzt kommt mal wieder runter, o. k.?«
    Die zwei nicken.
    »Wir gehen hier nicht weg, bis die Sache vorbei ist und wir alle in den Tresorraum eingesperrt haben«, fügt er hinzu. »Wenn wir jetzt abhauen, rufen sie die Polizei, und wir schaffen es nicht mal aus Como hinaus. Wollt ihr euch das hinter eure dreckigen Ohren schreiben?!«
    Um Punkt fünfzehn Uhr betreten durch den Personaleingang zwei gutgelaunt plaudernde Männer die Bank. Der Direktor und der Kassierer.
    Vito wirft sich, spontan seinem animalischen Instinkt folgend, auf den Direktor und schlägt ihm mit dem Knauf seiner Waffe ins Gesicht. Die Nase platzt auf, und das Hemd ist innerhalb von Sekunden blutgetränkt, der Mann stürzt stöhnend zu Boden.
    »Arschloch! Hast dir aber ziemlich Zeit gelassen. Das sollst du mir büßen.«
    Er packt den Kassierer und will ihm die gleiche Behandlung zukommen lassen, doch Vandelli greift ein und hält seinen erhobenen Arm fest.
    »Niemand spielt hier den Helden. Es ist nicht euer Geld, also bleibt ruhig.«
    Der Kassierer, der ganz bleich geworden ist, bekommt wieder etwas Farbe und zeigt sich sofort kooperativ.
    »Genau, kein Grund, gewalttätig zu werden. Hier habe ich den Schlüssel und werde euch jetzt den Tresorraum aufschließen.«
    »Das ist die richtige Einstellung«, erwidert Vandelli. »Geh du voraus.«
    Von da an läuft alles glatt. Esposito und Pinto finden zu ihrer gewohnten Kaltblütigkeit zurück. Das übel zugerichtete Gesicht des Direktors ist ein perfektes Antidot für ihre Wut. Sie haben Genugtuung bekommen und können nun wieder ans Geld denken.
    »Alles in Ordnung«, verkündet Vandelli, als er mit zwei Säcken voller Geldscheine wieder auftaucht. »Schafft die Geiseln hinunter.«
    Das gehört zum Plan, und die zwei Ganoven wissen, was zu tun ist. In Vierergrüppchen bringen sie die Gefangenen in den Tresorraum. Als alle drinnen sind, entspannt sich Vandelli ein wenig.
    »Dann mal viel Spaß in der Schatzkammer hier.«
    »Ja, aber vergesst nicht, die Polizei zu rufen, sonst ersticken wir hier!«, fleht der Kassierer, während die schwere Stahltür ins Schloss fällt.
    Eine halbe Stunde später verständigt Vandelli von einer Autobahnraststätte aus die Comer Polizei.
    »Wir haben einen Banküberfall in eurer uneinnehmbaren Stadt durchgeführt, auf den Credito Italiano. Fahrt lieber schnell hin, wir haben die Leute in den Tresorraum gesperrt. Und der Sauerstoff darin ist nur begrenzt. Noch ein Letztes: Ihr braucht keine Zeit mit Straßensperren zu verschwenden, wir sind längst auf und davon!«
    Am nächsten Tag steht in den Zeitungen zu lesen, wie die Sache weitergegangen ist. Als Farce, genau wie sie begonnen hatte.
    Die Bullen verloren viel Zeit damit, die Bank zunächst zu umstellen. Als sie dann endlich drinnen waren, wurde die Feuerwehr gerufen, die vergeblich mit dem Schneidbrenner hantierte, bis man schließlich verzweifelt beschloss, sich aus der Mailänder Zentrale eine Kopie des Schlüssels bringen zu lassen. Um ein Haar wären die Gefangenen wirklich wie die Mäuse in der Falle umgekommen.
    Was Vandelli aber überrascht, ist die Aussage des Direktors – dessen Nase auf dem Bild ein prächtiges Pflaster schmückt –, laut der die Banditen beim Überfall hundert Millionen Lire erbeutet haben, während er weniger als die Hälfte nach Hause getragen hat.
    »Die wahren Diebe sind diese Banker, nicht wir«, ruft er wütend aus und zerknüllt die Zeitung.
    Als er die Wohnung verlässt, malt er sich Nicolosis Gesicht aus.
    ›Dem wird die Lust vergangen sein, das Maul derart aufzureißen‹, denkt er. ›In Zukunft wird er vorsichtiger sein.‹
    Wie wahrscheinlich auch Esposito. Als sie nach dem Coup Mailand erreichen, hat Vandelli ihn in der Comasina hinausgeworfen mit seinem Anteil an der Beute in der Tasche und der Empfehlung, sich nie wieder blicken zu lassen.
    »Du kannst mich mal, Vito, mit dir bin ich fertig. Während eines Dings meinen Namen herauszuschreien war der letzte Scheiß! Wenn ich dich in Lambrate oder im Giambellino je noch einmal sehe, schieße ich dir eine Kugel in den Kopf. Und jetzt verzieh dich.«
    2
    In dieser Nacht brennen im römischen Sitz des Staatssenders RAI achttausend Zigaretten herunter und sechstausend Kaffee werden getrunken; die längste Nacht des italienischen Fernsehens. Um halb acht beginnt die Liveübertragung, der Start eines spannenden, bis in die frühen Morgenstunden dauernden Marathons.
    Angie verlässt an

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