Milano Criminale: Roman (German Edition)
pè , raus hier; dann kann ich genauso gut wieder im Bau mit dem Molosser Karten spielen.«
»Das ist eine Nummer zu groß«, erwidert Pietra. »Warum suchen wir uns nicht ein anderes Ziel?«
Vandelli seufzt; ihm geht es mittlerweile ums Prinzip. Jeden Morgen schlägt er die Zeitung auf und liest die Zusammenfassungen dessen, was die anderen so angestellt haben. Er erkennt die Handschrift von vielen, mit denen er im Bau war, und das nagt an ihm. Und der Gang wird langsam klar: Ihr Boss will besser sein als die anderen.
»Vor zwei Tagen gab es einen ähnlichen Überfall in der Via Senato«, fährt er fort. »Ihr wollt doch nicht etwa behaupten, das sei Peripherie!«
»Ist es nicht«, bestätigt Romolino, »aber eins musst du uns erklären: Warum willst du unbedingt mit den anderen Banden konkurrieren? Viele von denen kennst du doch nicht einmal.«
Vandelli mustert die Gefährten einen nach dem anderen.
»Wenn die es schaffen, einen bestimmten Coup zu landen, müssen wir einen noch größeren dieser Art hinlegen. Wir wollen die Besten sein, wisst ihr noch?«
»Trotzdem, dieses Ding ist zu riskant«, wiederholt Pinto.
»Hört mir mal gut zu: Entweder ihr seid dabei oder ihr verschwindet und raubt weiterhin irgendwelche Apotheken oder Juweliere aus oder verscherbelt Autoreifen. Es zwingt euch keiner. Wenn ihr nicht wollt, sei’s drum, fegh sü la crus .«
Keiner sagt ein Wort.
»Gut«, sagt Vandelli zufrieden, »wollt ihr den Rest hören?«
»Grandios«, kommentiert Fernando, als der Boss geendet hat.
»Ich glaube ja immer noch, dass es Selbstmord ist«, übertönt ihn Romolino. »Denn abgesehen von der normalen Überwachung durch die Bank, fahren dort auch ständig Streifenwagen vorbei wegen des nahe gelegenen Kommissariats. Die schnappen uns sofort.«
Doch mittlerweile hat der Plan sie überzeugt. Die Mädchen sind begeistert und stehen voll hinter Vandelli, und auch Pinto ist wie elektrisiert. Einzig die zwei Comasina-Jungs hegen noch Zweifel: Sie verstehen einfach nicht, warum sie so viel riskieren sollen. Sie haben Erfahrung und wissen, wie so was laufen kann.
»Kinder«, fährt Vandelli fort, »bisher haben wir uns doch auch nicht um das Strafgesetzbuch geschert, warum sollten wir jetzt damit anfangen? An die Folgen zu denken ist was für Schlappschwänze, für solche, die Angst vor sechs Monaten Knast haben. Mir ist es egal, wofür man wie lange brummt. Sonst hätte ich einen anderen Beruf. Und ihr?«
Schweigen.
»Diese Bank zu überfallen ist einfach eine Frage des Prestiges«, fährt er fort. »Und das eigentliche Problem liegt auch nicht darin, die Gegend zu kontrollieren und die Flucht zu decken, das ist letztlich nicht anders als sonst auch, wenn überhaupt haben wir das Problem, dass es gegenüber von unserer Bank noch eine andere Bank gibt, die unser Manöver ganz sicher nicht übersehen wird. Das ist die eigentliche Schwierigkeit.«
»Vor der anderen Bank wird doch auch ein Wachmann stehen, vermute ich«, wendet Pinto ein. »Was machen wir mit dem?«
»Wir lösen die Sache auf die einzig mögliche Art.«
»Wir legen ihn um?«
»Nein, wir überfallen auch noch die andere Bank. Gleichzeitig.«
»Was?«
Die Frage erklingt wie aus einem Mund, allen klappt die Kinnlade herunter.
»Ihr habt richtig gehört: zwei Banken, eine gegenüber der anderen, und wir rauben sie zusammen aus.«
»Du bist echt verrückt«, stößt Pietra hervor und fängt an zu lachen. »Oder ein verdammtes Genie.«
Vandelli weiß, dass er ihrem Ego genug geschmeichelt hat. Er betrachtet sie zufrieden. Vor einer solchen Herausforderung kann niemand einknicken.
»Wie willst du weitermachen?«, fragt Pinto.
»Die Bank gegenüber ist kein Hauptsitz, sondern nur eine unwichtige Zweigstelle; die macht keine Probleme. Die Eingänge werden von Romolino und Pietra überwacht, sie haben am meisten Erfahrung mit Langwaffen. Die anderen gehen mit mir rein, außer Pinto. Wenn wir Schüsse hören, kommen wir sofort raus, um die anderen zu unterstützen. Wir teilen uns auf, zwei pro Bank: ich und Nina in die große, Fernando und Angie in die andere. Wir fahren mit zwei Autos und parken vor den Gebäuden; Romolino und Pietra setzen sich im richtigen Moment ans Steuer. Wie ich eben sagte, es handelt sich um eine Gegend, wo innerhalb einer Minute sieben, acht Streifenwagen passieren können, deshalb dachte ich, Pinto auf den einzigen Fluchtweg zu postieren. Ebenfalls mit Gewehr. Er wird uns Deckung geben, wenn wir abhauen: Wenn
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