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Milano Criminale: Roman (German Edition)

Milano Criminale: Roman (German Edition)

Titel: Milano Criminale: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paolo Roversi
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wir vorbei sind, stellt er einen Lieferwagen quer und zündet ihn an, um die Polizei zu blockieren, bevor er selbst verduftet. Wie findet ihr das?«
    Romolino würde gern »perfekt« rufen, doch nachdem er eben den notorischen Neinsager gegeben hat, kommt ihm das nun unpassend vor.
    Vandelli genießt die Reaktion der Gefährten. Vor ihrem inneren Auge lassen sie die Sache schon einmal ablaufen. Er lächelt und nickt, und ganz langsam überträgt sich sein Hohnlächeln auf die Gesichter der anderen.
    »Dann sind wir uns also einig«, stellt er abschließend fest. »Nächste Woche geht’s los. Diese Woche nutzen wir dazu, die Autos und den Lastwagen zu stehlen, Waffen zu besorgen und die Gegend genauer unter die Lupe zu nehmen.«
    Der doppelte Überfall wird ein voller Erfolg. Wie ein Orchesterdirigent leitet Vandelli den Einsatz ohne den kleinsten Fehler. Zeitplan und Koordination der Verbrecher sind tadellos; es fällt kein einziger Schuss, die Polizei steckt hinter dem brennenden Lkw fest, und sie selbst tragen fette hundertsiebzig Millionen nach Hause.
    Die Zeitungen lassen ihrer Phantasie freien Lauf und beschuldigen irgendeine bewaffnete APO -Gruppierung. Der angezündete Lieferwagen, die beiden maskierten Männer und die Waffen führen sie in die Irre. Das Wirtschaftsblatt ›Corriere dell’Informazione‹ schreibt, dass der technische Ablauf an die Tupamaros erinnere, die Guerrilla Uruguays, die zur eigenen Finanzierung Banken in Montevideo ausraubt.
    »Wer zum Teufel soll das sein?«, fragt Pinto, als sie in der Bar den Artikel lesen.
    »Kann uns doch egal sein. Hauptsache, sie suchen nicht nach uns und die Überfälle werden von Castros revolucionarios begangen!«, erwidert Vandelli und schlürft seinen Espresso, um dann in ein befreiendes Gelächter auszubrechen.
    6
    »Sie wollen uns lächerlich machen, so viel steht fest!«
    Commissario Santi wirft die Zeitung weg, seufzt und starrt auf einen Punkt irgendwo draußen vor dem Fenster. Seit er seine neue Stelle als Chef des mobilen Einsatzkommandos angetreten hat, ist alles ruhig verlaufen, geradezu idyllisch, bis die Raubüberfälle wieder begannen, und zwar auf schlimmstmögliche Art. Restaurants, Postfilialen, Banken. Und jetzt auch noch dieser ›Doppelte‹.
    »Tupamaros?«, fragt Rami schüchtern.
    Antonio schnaubt und setzt sich hin.
    »Ach geh, das ist nur Journalistenquatsch. Die stammen aus der hiesigen Mala. Und wir kennen sie.«
    »Wirklich?«
    Santi nickt. Bislang ist es nur so ein Gefühl, doch hinter dieser Operation erahnt er die Hand, die Dreistigkeit und Selbstsicherheit seines alten Feindes.
    »Wer denn?«, fragt der Agente neugierig.
    »Vandelli. Er ist wieder zurück, da bin ich mir sicher. Er muss im Knast einiges gelernt haben, sich neue Strategien zurechtgelegt haben. Diese Operation hier hätte er früher nicht einmal zu träumen gewagt. Er hat einen Schritt nach vorn getan. Er will nicht mehr nur klauen, er will uns auch auf den Arm nehmen. Allen beweisen, dass er klug ist und wir dumm sind.«
    »Wo fangen wir an?«
    »Reich mir mal die Akte über den Postüberfall in der Via San Gimignano rüber.«
    Der Beamte gehorcht.
    »Hier«, ertönt es, nachdem Santi ein paar Aktenseiten durchgeblättert hat. »Hier haben wir eine Spur.«
    Rami beugt sich zu ihm hinüber.
    »Diese Frau, die Zeugin, wollte gerade bei der Post die Stromrechnung bezahlen, sie hat den Räubern ins Gesicht gesehen. Dem Fahrer im Auto, der unmaskiert war. Sie hat ihn anhand der Fahndungsfotos wiedererkannt. Er heißt Nicola Pinto, ist mehrfach vorbestraft, hat einmal länger im Beccaria eingesessen und ist, so ein Zufall, gut befreundet mit unserem Vandelli. Beide sind im Giambellino groß geworden; Pinto ist der Sohn eines Schusters, hat die Schule nach der Grundschule geschmissen und schlägt sich seitdem auf der Straße durch. Er ist ein Schrank von Mann, der nicht lange fackelt, wenn es etwas zu beweisen gilt.«
    »Und die anderen zwei Bankräuber?«
    »Sie waren maskiert, aber du kannst sicher sein, wenn er dabei ist, sind auch sie aus Vandellis Bande. Jetzt fischen wir uns erst mal den einen und sehen, was passiert.«
    »Denkst du, sie haben auch etwas mit dem Doppelüberfall von gestern zu tun?«
    »Das werden wir sehen. Einen Bösen mehr im Kittchen, das dürfte den Leuten doch gefallen, oder?«
    Der Polizist geht hinaus, und Santi betrachtet abwesend das eingerahmte Bild auf seinem Schreibtisch. Dieses kleine Mädchen, Beatrice, ist sein neuer

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