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Milano Criminale: Roman (German Edition)

Milano Criminale: Roman (German Edition)

Titel: Milano Criminale: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paolo Roversi
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aufgeregt: Er muss zum Rapport bei Nicolosi, seinem großen Vorbild.
    Der Commissario empfängt ihn in seinem Büro in der Questura.
    »Antonio Santi?«
    Der junge Mann nickt.
    »Sind wir uns schon einmal begegnet?«
    »Nicht dass ich wüsste, Signore«, lügt Antonio.
    Sein Gegenüber studiert den Versetzungsbescheid.
    »Du wohnst in der Via Osoppo?«
    »Sissignore.«
    Die beiden wechseln einen Blick.
    ›Nie im Leben erinnert der sich‹, denkt der junge Bulle.
    Nicolosi sagt nichts. Er schließt die Akte und erhebt sich.
    »Kannst du einen tropfenden Wasserhahn reparieren, Santi?«
    Antonio weiß nicht, was er antworten soll, also schweigt er.
    »Nun?«
    »Tja, also … ja.«
    »Dann komm.«
    Eine Stunde später betreten sie eine leerstehende Wohnung im vierten Stock eines einfachen Mehrfamilienhauses an der Piazza Corvetto. Es liegt in einer Gegend, in die niemand mit halbwegs gesundem Verstand nachts freiwillig einen Fuß setzen würde, doch um diese Tageszeit ist es ein Viertel wie viele andere. Antonio beobachtet erstaunt, wie Nicolosi im Badezimmer sämtliche Hähne aufdreht, bis das Wasser überläuft und auf den Boden fließt.
    »Ich bin nicht verrückt, Santi«, erklärt ihm der Vorgesetzte. »Hilf mir.«
    Der junge Polizist verkneift sich die Fragen und dreht auch in der Küche den Hahn auf.
    Nach einer halben Stunde steht alles unter Wasser.
    »Das wär’s«, verkündet Nicolosi. »Lass uns gehen.«
    »Ohne das Wasser zuzudrehen?«
    »Sonst hätten wir uns ja nicht die Mühe machen brauchen, was?«, erwidert der Vorgesetzte.
    Den Rest des Vormittags verbringen sie in einem zivilen Streifenwagen der Polizei: einem Fiat 600, der nach Hund stinkt und wenige Hundert Meter vom Platz entfernt parkt.
    »Worauf warten wir?«, fragt Antonio irgendwann.
    »Dass die aus der Wohnung drunter den Wasserschaden melden.«
    Auf dem Rücksitz liegen zwei Klempneroveralls und eine Werkzeugkiste.
    »Seit vier Jahren etwa«, erzählt Nicolosi, »sind wir schon hinter Paesanino her, einem Kriminellen, der auf Raubüberfälle spezialisiert ist. Es ist einfach unmöglich, sein Versteck zu finden. Doch heute Morgen habe ich einen Tipp aus San Vittore bekommen: In der Wohnung unter der, die wir geflutet haben, wohnt die Schwester seines Kompagnons.«
    Mehr Erklärungen gibt es nicht, und Antonio lässt es dabei bewenden. Immerhin ist ihm die Sache ein wenig klarer.
    Irgendwann am Nachmittag bekommen sie endlich den Anruf. Der Portier teilt ihnen mit, dass die Bewohnerin aus Wohnung 24 einen Klempner bestellt hat, weil Wasser aus der Decke tropft. Die zwei Bullen schlüpfen in die Overalls und klingeln bei ihr.
    »Machen Sie sich keine Sorgen, Signora«, beruhigt Nicolosi sie. »Mein Kollege geht schon mal hoch und klärt, woher das Wasser kommt, ich kümmere mich inzwischen um Ihre Decke.«
    Antonio steigt eine Etage höher und dreht die Wasserhähne zu, während der Commissario mit der Frau spricht und so tut, als arbeite er. Zuerst reden sie über dies und das, dann kommt er wie zufällig auf den Ganovenbruder der Signora zu sprechen. Nicolosi gesteht ihr, dass er ihn bewundert.
    »Der Bursche muss echt Eier haben, wenn er sich so lange nicht erwischen lässt«, sagt er. »Ich habe in der Zeitung gelesen, dass in der Stadt ein paar hundert Polizisten auf ihn und Paesanino angesetzt sind.«
    Die Frau zögert bei dem Thema, doch die Liebenswürdigkeit des Mannes, sein gutes Benehmen und ihre Tratschlust sind stärker.
    »Ich an seiner Stelle«, meint Nicolosi nun, »würde ans Meer fahren. Strand, Sonne, Ruhe. Sie etwa nicht?«
    Die Frau zuckt mit den Schultern.
    »Er mag das Meer nicht. Er sagt, er muss beim Schwimmen immer das andere Ufer sehen …«
    »Ach ja?«
    »Ja, sicherheitshalber. Er hat gerne alles unter Kontrolle.«
    »Dann mag er bestimmt die Seen. Von Mailand aus ist man ja im Nu am nächsten See. Und Sie, Signora, mögen Sie Seen?«
    Sie seufzt.
    »Sehr. Ich würde ja auch nach Stresa fahren, wenn ich könnte …«
    Die Frau verstummt erschrocken, als sie merkt, dass sie sich verplappert hat. Doch sie beruhigt sich schnell wieder; Nicolosi steht auf einer Leiter, um der tropfenden Decke Einhalt zu gebieten, und tut, als hätte er nichts gehört. Er lässt sich nicht anmerken, dass dies die Information sein könnte, die den Ermittlungen die entscheidende Wendung gibt. Es wird schließlich seine Gründe haben, warum man ihn den italienischen Maigret nennt.
    Es wird ein langer Tag für Antonio. Im Morgengrauen ist

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