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Milano Criminale: Roman (German Edition)

Milano Criminale: Roman (German Edition)

Titel: Milano Criminale: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paolo Roversi
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gelingt es ihm, zusammen mit der Frau Gemahlin im altbekannten Cadillac 5000 zu entkommen.
    Am selben Nachmittag wird aus Imola der Diebstahl eines BMW gemeldet, während sich in einem nahe gelegenen Seitensträßchen der verlassene Cadillac von Lampis findet, der ihm zu heiß geworden ist.
    Am nächsten Tag zerschmettert derselbe geklaute BMW die Fensterscheibe einer Bologneser Waffenhandlung: Anschließend fehlen drei Pistolen und eine Maschinenpistole.
    »Der Solist braucht Waffen und sicher auch Geld«, überlegt Nicolosi.
    Er irrt sich nicht. In Modena wird tags darauf ein Postamt ausgeraubt. Das nötige Bargeld, um ein Versteck in der Metropole zu bezahlen.
    Er fühlt sich gehetzt, und die Informationen, die auf dem Schreibtisch des Leiters der Mailänder Kripo landen, berichten von einer langsamen Annäherung an Mailand.
    »Er kehrt zurück, denn nur hier fühlt er sich wirklich zu Hause«, kommentiert der Commissario. »Bald wird abgerechnet«, räsoniert er, wobei er den Bericht an Antonio weiterreicht.
    »Wenn er kommt, werden wir ihn gebührend empfangen. Geh jetzt nach Hause und genieß einen ruhigen Abend mit deiner Freundin. Ihr trefft euch doch noch, oder?«
    Antonio senkt den Blick.
    »Du hast dich doch nicht etwa ernsthaft verliebt?«
    »Keine Ahnung. Ein ernsthafter Mann hat wenig Einfälle, und ein Mann mit vielen Einfällen ist niemals ernsthaft.«
    »Wer hat denn das nun wieder gesagt? Auch dein Dichter? Ich hatte dich nach dem Mädchen gefragt. Wie ist sie denn so? Ich meine nicht äußerlich, gesehen habe ich sie ja selbst …«
    »Sie ist intelligent, und eine intelligente Frau ist eine Frau, bei der du dich nicht wie ein Idiot benehmen darfst.«
    »Da hast du recht. Aber lass dir eins gesagt sein, Santi, wenn du mir noch einmal mit einem Zitat aus irgendwelchen Gedichten kommst, schieß ich dir eine Kugel in den Kopf, klar?«
    6
    Janot spaziert nervös durch den Solari-Park. Vor einigen Stunden ist er mit dem Zug in Mailand angekommen, nachdem in Riccione ein paar Carabinieri mit Schulterriemen und Pistolen den Strand abliefen. Nicht wegen ihm. Oder vielleicht auch wegen ihm, wer weiß. Jedenfalls haben Lampis’ Lockenschopf und sein Ruhm sie angezogen wie der Honig die Fliegen. Dann verfolgten sie aber allein seinen Partner und dessen Frau, so dass er genug Zeit zum Türmen hatte. Er ist ins Hotel zurück, um die Knarren und das Geld zu holen, etwas von dem Taschengeld, mit dem sie kleinere Ausgaben bestreiten, dann hat er sich wieder in Richtung Giambellino aufgemacht.
    »Wenn etwas schiefläuft oder wir uns trennen müssen«, so lautet die Übereinkunft, »treffen wir uns am darauffolgenden Mittwoch im Solari-Park in Mailand wieder. Zwischen vier und sechs, wenn es noch hell ist und viele Leute unterwegs sind.«
    Janot hat Zeitung gelesen und genau wie die Mailänder Polizei begriffen, dass Lampis auf dem Nachhauseweg sein muss. Er könnte natürlich versuchen, das Ganze ein wenig unauffälliger zu gestalten, aber bekanntermaßen können die Menschen nun einmal nicht aus ihrer Haut heraus.
    Um zehn nach sechs, als er schon fast aufbrechen will, taucht der Solist an der Maschinenpistole auf. Auf dem Gesicht ein Lächeln und am Arm seine Frau. Sie schütteln sich die Hände.
    »Lass uns lieber von hier verschwinden«, schlägt Janot vor. »Kommt, mein Wagen steht nicht weit weg.«
    Etwas mühsam quetschen sie sich in die alte grüne Ente und fahren hinaus in die südliche Peripherie der Stadt. Durch das geöffnete Verdeck weht der laue Abendwind herein, und aus dem Radio erklingt die Melodie von Love Me Do der Beatles.
    Achtundvierzig Stunden später kommt es zur Abrechnung zwischen Lampis und Nicolosi.
    »Wie die Lebenswege sich manchmal kreuzen, was, Santi?«
    Antonio nickt. Angespannt sitzt er am Steuer des Zagato, der quer durch die Stadt fährt. Vor einem Monat wurde er zum Fahrer ernannt, und die neue Aufgabe gefällt ihm ganz gut. Er kennt Mailand wie seine Westentasche und weiß immer eine Abkürzung, die sie schneller ans Ziel bringt.
    Sie fahren in Richtung Baggio, wo ein Mann niedergestochen wurde. Keine gewöhnliche Prügelei, wie sie in dieser Gegend häufig vorkommt, sonst bräuchten sie sich nicht so zu beeilen. Der Mann mit aufgeschlitztem Bauch ist niemand anderes als Vincenzo Mariani, ehemaliger Blaumann bei der berühmten Bande der Via Osoppo, der vor nicht einmal einem Monat aus dem Gefängnis entlassen wurde. Er hat seine Strafe abgesessen, etwas mehr als sechs Jahre

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