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Milano Criminale: Roman (German Edition)

Milano Criminale: Roman (German Edition)

Titel: Milano Criminale: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paolo Roversi
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Sieh es doch einfach so, Mariani: Du gibst mir einen anonymen Hinweis. Keine Namen, mir genügt die Adresse. Nur die. Ich versichere dir, dass dein Name nirgendwo auftaucht. Und du weißt, dass ich meine Versprechen halte. Eine Adresse für einen Messerstich. Das scheint mir nur gerecht, auch unter euresgleichen. Außerdem werde ich mit dem Richter reden, damit er ein Auge zudrückt. Im Grunde bist du gerade erst aus dem Bau raus. Bestimmt willst du nicht sofort wieder dort einfahren, oder?«
    Mariani spuckt auf den Boden des Krankenwagens. Er sieht Nicolosi an, als wolle er ihn umbringen. Dann seufzt er und rückt mit einer Adresse raus.
    Der Commissario lächelt und winkt dem Notarzt zu, dass sie jetzt fahren können.
    »Wenn er stirbt, werde ich Sie persönlich zur Verantwortung ziehen«, fährt der Mann ihn wütend an.
    »Keine Sorge, Dottore: Unkraut vergeht nicht.«
    Eine Minute später lässt Antonio den Motor warmlaufen.
    »Diesmal wird er uns nicht durch die Lappen gehen.«
    Nicolosi reagiert nicht. Er starrt vor sich hin, während der Zagato mit dröhnendem Motor davonbraust.
    7
    Die Pension Alba ist ein viertklassiges Hotel in einem anonymen Wohnblock am nördlichen Stadtrand. Von der Fassade blättert der Putz, die Rollläden sind kaputt. Ohne den Hinweis aus der Unterwelt wäre niemand auf die Idee gekommen, einen wie Lampis, der das schöne Leben liebt, ausgerechnet an einem solchen Ort zu suchen.
    Diesmal machen die Bullen ihre Arbeit gut. Ein Wachposten vor jeder Tür und sämtliche Fenster im Erdgeschoss im Visier. Das halbe Polizeipräsidium ist vor Ort und umstellt das Mauseloch.
    Nicolosi hat ein komisches Gefühl bei der Sache. Es kommt ihm alles zu leicht vor. Er schaut auf die Uhr: fünf Uhr früh.
    Das Zimmer des Mannes, den sie suchen, liegt wie immer im ersten Stock. Der Commissario zählt mit den Fingern bis drei, dann stürmen seine Leute die Wohnung.
    Sie überraschen Janot mit einer Prostituierten. Er schämt sich gebührend, nicht aus puritanischer Gefühlsduselei, sondern weil die Situation ihm peinlich ist: Er liegt zusammengerollt nackt auf dem Boden, während sie ihn auspeitscht.
    Antonio, der das Sturmkommando angeführt hat, wirft dem Commissario einen enttäuschten Blick zu.
    Nicolosi kocht: Wieder hat er sich an der Nase herumführen lassen. Er wirft Janot einen Bademantel hin und schleift ihn wutentbrannt ins Bad.
    Der Gangster packt sofort aus.
    »Ich und Lampis haben die Zimmer getauscht! Ich schwöre es. Es war seine Idee. Er meinte, seines sei zu klein, er und Chantal bräuchten mehr Platz, um … na, Sie wissen schon. Mir war es mehr oder weniger egal, deshalb habe ich dem Tausch zugestimmt.«
    Der Commissario drückt ihn an die Wand. Sieht ihn scharf an.
    »Wo ist er jetzt?«
    »In der Pension Marianella, zweihundert Meter von hier auf der anderen Straßenseite.«
    Der Bulle stößt einen unterdrückten Fluch aus und lockert seinen Griff. Janot sinkt wie ein nasser Sack zur Erde. Wenn er nicht so blöd gewesen wäre, schlössen sich die Handschellen jetzt nicht um seine Handgelenke, sondern um die seines Kompagnons.
    Lampis lacht leise, während er im Rückspiegel den Commissario und die anderen Bullen beobachtet, die aus der Pension gerannt kommen.
    Er hätte längst über alle Berge sein können, doch er wollte sich das Vergnügen nicht nehmen lassen, Nicolosis Gesicht zu sehen, der wieder einmal mit einer Handvoll Luft zurückbleibt.
    Er hat beobachtet, wie der Zagato und die anderen Polizeiwagen heranrasten. Seit Jahren übt er sich darin, nie zwischen drei und sieben Uhr morgens zu schlafen: Die Stunde der Bullen sollte man lieber wach verbringen. Er hat sie sofort bemerkt und konnte noch ganz entspannt den Koffer schließen und mit Chantal die Treppen hinuntergehen.
    Jetzt sitzt er hinter dem Lenkrad, seine Frau schlummert sanft auf dem Beifahrersitz.
    »Es ist wirklich Zeit für eine Luftveränderung«, sagt er, während er die Ente anlässt und dem süßen Anblick der bitter enttäuschten Polizei den Rücken zukehrt.
    8
    Antonio hält Carlas Hand fest umschlossen. Das Mädchen ist aufgeregt. Es passiert ja nicht alle Tage, dass man so bedeutenden Ereignissen beiwohnen kann, und sie stehen ganz vorn in der ersten Reihe. Es ist ein eisig kalter Tag, dazu regnet es, doch auf der Bank ist es schön warm. Es ist voll mit Leuten. Es wird gedrängelt, gelacht. Alle sind wie elektrisiert angesichts des Ereignisses.
    Ihre Anwesenheit haben sie Nicolosi zu verdanken. Er

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