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Milano Criminale: Roman (German Edition)

Milano Criminale: Roman (German Edition)

Titel: Milano Criminale: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paolo Roversi
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Straße geirrt, so dass sie am Ende auf der Piazza vor dem Friedhof Lambrate anhielten.
    »Sieht ganz nach einer Sackgasse aus«, hatte Aimo trocken kommentiert.
    Da waren sie alle in Gelächter ausgebrochen.
    »Ich würde sagen, drei Überfälle sind genug für heute«, hatte der Boss den Raubzug beendet.
    7
    Antonio glaubt es erst, als er den Zettel selbst in der Hand hält. Großbuchstaben, mit der Hand geschrieben. Mehr noch als das, was da steht, beschäftigt ihn das wutentbrannte Gesicht, das Nicolosi machen wird. Die neue Gang meint es tatsächlich ernst. Und diese Provokation nun, nach dem Dreier-Streich von vor einigen Tagen, versetzt jeden Polizisten und jeden Carabiniere Mailands in noch größere Erregung. Allen voran den Polizeipräsidenten, der just an diesem Morgen eine Sonderkommission ins Leben gerufen hat, die die Gangster dingfest machen soll. An ihrer Spitze Nicolosi und unter den Mitarbeitern sein Assistent Antonio Santi.
    Sie kommen nicht einmal dazu, einen groben Plan zu entwickeln, da schlägt die Bande schon wieder zu: wieder ein Überfall auf eine Bank im Zentrum. Dieses Mal in der Via Turati, quasi direkt gegenüber vom Polizeipräsidium. Dreißig Millionen. Vier bewaffnete Männer und dieselben Modalitäten wie beim Dreier-Streich. Die Gangster ohne Sturmhauben, so dass sie von den Zeugen auf den Phantombildern der letzten Überfälle wiedererkannt werden: Die Täter sind die angeblichen Deutschen.
    Nicolosi lässt keine größeren Gefühlsregungen erkennen, als er das Kommuniqué liest, das sie dem Direktor der ›besuchten‹ Bank übergeben haben.
    An alle Kreditinstitute.
    Betreff: Banküberfälle
    Seit einiger Zeit arbeitet unsere Gruppe mit großem Erfolg auf diesem Sektor. Bei unserer Ankunft müsst ihr eine Million Lire pro Angestelltem abliefern. Wir geben euch dreißig Sekunden Zeit, danach wird geschossen. Ich möchte daran erinnern, dass wir zuschlagen, wann und wo wir wollen, und selbiges mit unserem Dreifachen in Mailand bewiesen haben … Wir bitten, dieses Dokument mit dem gebotenen Ernst zu behandeln.
    Freundliche Grüße
    Die anonymen Bankräuber
    Der Commissario lässt das Blatt auf den Schreibtisch flattern.
    Antonio steht abwartend daneben. Nach ein paar Sekunden platzt es aus ihm heraus.
    »Was halten Sie davon?«
    »Sie wollen uns provozieren.«
    »Dieses Ding mit dem Betreff und allem klingt doch genau wie ein firmeninternes Schreiben.«
    »Ich finde, das klingt wie der größte Witz des Jahrhunderts.«
    »Kannten Sie schon die Unterschrift, Die anonymen Bankräuber?«
    Der Commissario schüttelt den Kopf.
    »Ich nicht, aber ich weiß, wer uns etwas dazu erzählen kann. Schnapp dir eine Streife und die anderen zwei Soko-Beamten. Wir statten einem alten Freund einen Besuch ab. Er wird anfangs vielleicht ein bisschen widerspenstig sein, aber ich weiß schon, wie ich ihn zum Reden bringe.«
    Das ›Elixier‹ ist entgegen seinem Namen ein Lokal, in dem das Leben sich tendenziell eher verkürzt statt verlängert. Es liegt in der Barona, südliche Peripherie von Mailand, ein Niemandsland in den Klauen der Unterwelt, wo die kleinen Gangs ungestört wachsen und gedeihen.
    Als die olivgrünen Polizeiwagen davor stoppen, schrillen bei allen Gästen die Alarmglocken. Der eine oder andere macht sich diskret aus dem Staub. Nicht jedoch ihr Mann, der hinterrücks auf dem Klo überrascht wird und nicht mehr flüchten kann. In seinen Kreisen wird er der Muli genannt, wegen seiner Talente, die nicht unbedingt etwas mit seinem Metier als Taschendieb zu tun haben.
    »Guten Morgen, Commissario, wie ich sehe, taucht ihr Bullen tatsächlich auf, wenn die Not am drängendsten ist.«
    Nicolosi bedeutet seinen Beamten, ihn hinauszuschaffen.
    »He, was soll das? Was habe ich getan? Bin ich etwa festgenommen?«
    »Noch nicht. Sagen wir mal, ich lade dich höflich ins Polizeipräsidium auf einen Kaffee ein. Was hältst du davon?«
    »Nein danke, scior commissari , von der Bullen-Plörre krieg ich immer Blähungen.«
    Der Polizist geht nicht weiter darauf ein und lässt ihn in den Wagen schaffen.
    Antonio sieht sich besorgt um. Die Gesichter, in die er blickt, gefallen ihm nicht. Vor allem eines nicht: das von Vandelli, der an einem der hinteren Tische sitzt. Ein herausforderndes Lächeln umspielt die Lippen des Jungen, dann hebt er sogar grüßend die Hand.
    Der Polizist erwidert den Gruß nicht. Rückwärts tastet er sich hinaus: eine falsche Bewegung, und ihm fliegen Kugeln um die

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