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Milano Criminale: Roman (German Edition)

Milano Criminale: Roman (German Edition)

Titel: Milano Criminale: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paolo Roversi
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da hat man nie frei, obwohl auch sie sich zwischen den Jahren ein wenig Ablenkung gegönnt haben. Reiseziel: Montecarlo. Casinos, Luxushotels, schöne Frauen. Das Proletarierleben in der Barriera ist nur noch eine ferne Erinnerung.
    Jetzt sind sie wieder an der Arbeit. Alle vier sitzen in einem weißen Renault 10, den sie am Vorabend geknackt haben. Der Motor brummt, der Tank ist voll, und die Heizung läuft auf Hochtouren.
    Sie sind noch nicht nach Mailand zurückgekehrt.
    »Besser, wir halten noch eine Weile Abstand«, hatte Cavalieri erklärt. »Wir bleiben in unserer Gegend, wo die Augen nicht ganz so wachsam sind.«
    Und damit behält er mehr als recht. Nicolosis neue Mannschaft ist ständig im Einsatz. Polizeistreifen kurven Tag und Nacht durch Mailand, die Hauptfilialen der Banken werden videoüberwacht. Mit dem System, das sie eingerichtet haben, sind die Polizisten im Falle eines Bankraubs innerhalb von fünf Minuten vor Ort.
    »Wir lassen sie ein bisschen köcheln nach dem Dreifachen und begnügen uns mit der piemontesischen Provinz«, lautet die neue Philosophie des Gangsters. »Dort kennen sie uns noch nicht, das erleichtert die Arbeit enorm.«
    Die ausgewählte Filiale gehört wie so oft zur San-Paolo-Gruppe und liegt im Fünfzehntausend-Seelen-Ort Cirié im Norden Turins, hinter dem Flughafen Caselle. Der Bankdirektor kommt mit Regenschirm und Ledertasche. Nach ihm einige Angestellte.
    Als die Bank ihre Tore öffnet, warten die Banditen noch fünf Minuten, bevor sie hineinstürmen. In der Schalterhalle sind außer den Bankangestellten noch zwei Kunden, ein Mann und eine Rothaarige um die vierzig. Aimo geht mit der Pistole im Anschlag zum Kassierer und fordert ihn auf, das Geld rauszugeben.
    Cavalieri hat sich seine Thompson quer über die Brust gehängt.
    »Das ist ein Überfall«, brüllt er wie gewöhnlich. Gerade will er seine Rede über die proletarische Enteignung vom Stapel lassen, da bemerkt er, wie einer der Kunden, ein großer Mann mit Bart und Brille, in seiner Jackentasche kramt.
    »Du da!«, schreit er. »Hände hoch!«
    Doch der Mann reagiert nicht und macht weiter.
    Die Gangster wechseln einen schnellen Blick, die Angestellten zittern vor Angst. Cavalieri durchbricht die angespannte Stille, indem er eine Salve auf den Mann abfeuert.
    Die Rothaarige beginnt wie am Spieß zu schreien, während der Bärtige in einer Blutlache zusammensackt. Aus seinen Fingern gleitet ein Scheck.
    »Scheiße! Er war unbewaffnet!«, schreit Voletto.
    »Weg hier!«, befiehlt der Boss. »Und nehmt die Frau als Geisel. Nach dem Lärm bricht hier gleich die Hölle los.«
    Aimo packt sie und zerrt sie hinaus. Cavalieri zielt mit der Pistole auf die Angestellten. Der Kassierer schüttelt weinend den Kopf.
    »Giuseppe war fast taub, deshalb hat er nicht reagiert …«, flüstert er.
    Der Bandit erwidert nichts. Er wartet, bis die Komplizen die Geisel ins Auto geschafft haben, dann kommt er nach. Sie flüchten ohne Beute.
    Liuzzi fährt mit Vollgas in Richtung Berge. Keiner sagt ein Wort. Im Auto herrscht ein unwirkliches Schweigen.
    Nach zehn Minuten lassen sie die Frau am Rand eines unbestellten Feldes im strömenden Regen zurück, unter Schock, aber körperlich unversehrt.
    »Das war der erste Tote«, sind Cavalieris einzige Worte, als sie wieder losfahren. »Das musste früher oder später geschehen, es gibt kein Zurück.«
    11
    »Mit dieser Leiche auf dem Buckel stecken die Piemonteser richtig in der Scheiße!«, sagt Vandelli, der mit der Zeitung in der Hand am Tresen der Bar lehnt, vor sich einen dampfenden Espresso.
    Esposito nickt, ohne genau zu wissen, wovon er spricht. Er will nicht nachfragen, denn wenn es wichtig ist, wird Roberto die Sache ohnehin erklären, so wie immer, wenn er ihnen etwas einbläuen will. Im Moment interessiert er sich nur für seine zweite Brioche des Morgens, wie die erste mit Cremefüllung. Er blickt hinaus: Die Via Porpora ist fast ausgestorben, wenige Autos und nur hin und wieder ein eiliger Passant.
    »Warum treffen wir uns nicht wie sonst in unserem Stammlokal in der Barona?«, fragt er, nachdem er den letzten Bissen hinuntergeschluckt hat.
    »Die Bar dort ist zu heiß für mich.«
    Bei diesen Worten betreten Pietra und Romolino den Laden. Schweigend setzen die vier sich an einen Tisch im hinteren Teil der Bar.
    »Also?«, fragt Vandelli.
    Pietra breitet ein großes Blatt Papier auf dem Tisch aus. Eine Art selbstgezeichnete Landkarte.
    »Das sind die zwei Routen«, er deutet

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