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Milano Criminale: Roman (German Edition)

Milano Criminale: Roman (German Edition)

Titel: Milano Criminale: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paolo Roversi
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der Waffe wieder auf Deutsch.
    Ein paar Minuten später ist alles vorbei.
    Der Mann mit der Maschinenpistole verlässt als Letzter die Bank. Groß, hakennasig und mit auffällig spitzen Eckzähnen.
    Er verabschiedet sich mit einem höhnischen »Auf Wiedersehen!« und dumpfem Gelächter.
    »Die wollen uns wohl verarschen!«, bricht es hitzig aus Nicolosi hervor. »In Mailand gibt es keine deutsche Gang. Sie wollen uns nur verwirren!«
    Antonio hört ihm nachdenklich zu.
    »Nach den Franzacken haben uns die Krauts gerade noch gefehlt …«
    Doch diesmal glaubt nicht einmal Santi an die Spur ins Ausland. Darauf fällt er kein zweites Mal herein. Aufmerksam hat er die Zeugenaussagen verfolgt. Draußen stand ein Auto, ein dunkler Lancia, der mit laufendem Motor genau vor der Bankfiliale auf die Verbrecher wartete, am Steuer ein halbes Kind.
    »Wenn man den Aussagen glaubt«, berichtet Antonio mit Blick auf seinen Notizblock, »war keiner von ihnen blond.«
    »Kann es sein, dass von vier Deutschen kein einziger blond ist?«
    »Unwahrscheinlich, würde ich sagen.«
    »Das meine ich auch. An die Arbeit. Schnapp dir die Fahndungsfotos und zeig sie den Zeugen. Mal sehen, ob sie jemand wiedererkennt.«
    Doch es finden sich keinerlei Anhaltspunkte, die Männer scheinen in den Polizeiarchiven nicht aufzutauchen.
    »Entweder haben sie keine Vorstrafen oder kommen von außerhalb«, schlussfolgert Nicolosi. Dann fügt er hinzu, um jedes Missverständnis auszuschließen: »Aber ganz bestimmt nicht aus Deutschland.«
    Zwei Tage später kommt Licht in die Sache. Wenngleich Nicolosi es rückblickend absolut vorgezogen hätte, sie im Dunkeln zu lassen. Die neueste Inszenierung ist ein Meisterwerk unter der Regie der Cavalieri-Bande. Im Grunde genommen hatten die Krautfresser selbst die eigene Clownerie nicht geglaubt. Der erste Coup auf mailändischem Boden sollte nur dazu dienen, sich mit der neuen Umgebung vertraut zu machen. Was sie nun an diesem eiskalten Novembervormittag planen, wird in die Annalen des Verbrechens eingehen. Und viel dazu beitragen, die Wut im Bauch des Kripo-Chefs zu schüren.
    Der Tag beginnt für den Gangster mit den Wolfszähnen und seine drei Kumpane in aller Frühe, kurz nach Morgengrauen. Morgenstund’ hat Gold im Mund, vor allem wenn man damit seine Taschen füllen will.
    Voletto knackt in der Nähe der wuchtigen Stadttore von Porta Venezia ein Auto, einen hellblauen Fiat 1300. Aimo präpariert die Waffen, zerlegt sie und setzt sie, nachdem er jedes Teil geölt hat, sorgfältig wieder zusammen, damit später nichts klemmt. Dante arbeitet die Fahrtroute aus und zieht mit einem Stift auf dem Stadtplan von Mailand die Straßenführung nach. Seine Stirn liegt in Falten, und seine Fingernägel sind blutig gebissen.
    Cavalieri kümmert sich nicht um sie, er ist voll konzentriert. Er macht sich Notizen auf DIN -A4-Papier.
    Um zehn sind alle bereit. In ihre dunklen Mäntel gewickelt brechen sie auf. Mailand riecht nach Regen an diesem Vormittag. Grauer Himmel über ihren Köpfen und eisiger Wind in ihren Gesichtern.
    Die Verbrecher steigen in den Wagen und fahren los. In gewisser Weise wollen sie einen Rekord brechen: In weniger als einer Stunde soll alles vorbei sein. Doch es geht nicht um den klassischen Banküberfall. Zumindest nicht nur. Sie probieren Cavalieris neueste Erfindung aus, drei auf einen Streich (den Dreifachen, so hat er es getauft), was so viel bedeutet wie drei Banken hintereinander.
    Der erste Überfall in der Via Pisanello dauert gerade mal sieben Minuten, danach schnell in die Via Bodoni und von da aus in die Via Regina Giovanna. Überall dasselbe Drehbuch: rein mit gezückten Waffen und raus mit Säcken voller Geldbündel. Drei Brüche mit einer Beute von sechzig Millionen, und dazu die Polizei, die am ersten Tatort ankommt, als sie schon beim letzten sind. Ein wahres Kunstwerk aus Timing und Hohnlachen.
    »Das durchblicken die nie und nimmer«, jubelt Cavalieri, während er die Geldsäcke unter seinen Beinen verstaut. »Sie werden wie die Deppen mit ihren Mannschaftswagen herumkurven, während wir über alle Berge sind.«
    Und so ist es. Als Nicolosi und Santi bei der dritten Bank ankommen, haben die Banditen schon ihr Versteck in der Via Cambiasi erreicht und zählen das Geld. Das tatsächlich noch mehr hätte sein können, wenn der Kleine sich nicht verfahren hätte.
    Denn eigentlich hatten sie vier Überfälle geplant, den letzten auf dem Viale Corsica, doch Klein-Dante hat sich in der

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