Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Milchbart (German Edition)

Milchbart (German Edition)

Titel: Milchbart (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jutta Mehler
Vom Netzwerk:
Dreiviertel-Glatze herumträgt und immer in diesem sackartigen Anorak – ich tippe mal von K & L  – steckt!
    Fanni gluckste belustigt und reagierte mit einer halb ernst gemeinten, halb spöttischen stummen Replik auf den Kommentar ihrer Gedankenstimme: Hinreißend sieht dieser Sprudel aus. Ich mag alles an ihm. Seine gute Figur, seine geschmackvolle Kleidung, seine sanften Hände, seine großen Ohren – und am allerliebsten mag ich die tiefen Wangenfalten, die ihm so ein gütiges Aussehen geben.
    Sprudel hatte offenbar gefunden, wonach er gesucht hatte, denn er winkte Fanni freudig zu.
    Fanni ging zu ihm zurück und sah, dass er zwei Stirnlampen in der Hand hielt, die man mittels eines breiten Gummibandes am Kopf tragen konnte.
    Sprudel schien ein wenig verlegen, als er sagte: »Wir beide sind während unserer gemeinsamen Zeit oft weite Strecken gewandert. Du hast es geliebt, lange Touren zu machen. Einmal sind wir von Schloss Egg über Rindberg und Butzen bis zum Klosterstein und wieder zurück gelaufen. Und jetzt rennen wir hier hin und her wie zwei Mäuse im Käfig.«
    Ist er nicht ein Pfiffikus?
    Fanni strahlte. Sie griff nach der Lampe, die er ihr reichte, setzte sie auf und schaltete sie ein. Sprudel musste besonders starke Batterien eingelegt haben, denn der winzige Leuchtkörper gab einen breiten, hellen Schein.
    Sprudel nahm Fanni an der Hand, als sie sich auf den Weg ins Dunkel machten. Die gut sichtbare Trasse, der sich leicht folgen ließ, führte offenbar durch einen lichten Wald. Sie war breit genug, dass man zu zweit nebeneinandergehen konnte, und wies einen glatten Belag auf, der sich anfühlte wie gepresster Sand.
    Während sie zügig dahinschritten, berichtete Fanni in allen Einzelheiten, was ihr an diesem Vormittag widerfahren war. Dann erzählte sie, wie im Laufe der Ermittlungen ihr Zimmer durchsucht worden war und dass ein Kriminalbeamter sie verhört hatte.
    »Er ließ nicht den geringsten Zweifel daran, dass ich schwer unter Verdacht stehe. Eigentlich ja kein Wunder, wenn man die Spurenlage betrachtet.« Ihre Stimme klang plötzlich erstickt, denn erst jetzt, als sie die Vorgänge so trocken aneinanderreihte, ging ihr richtig auf, wie ernst ihre Lage war.
    Fatal, deine Lage ist fatal. Man hat vermutlich nur deshalb darauf verzichtet, dich in U - Haft zu stecken, weil du hier in der Klinik quasi unter Aufsicht stehst.
    Sprudel unterbrach sie kein einziges Mal, obwohl sich Fannis Darstellung, als sie zu ihrem Gespräch mit Alexander Pauß und Hornschuh kam, ein wenig sprunghaft gestaltete.
    »Ich möchte über Frau Bogner und ihr Umfeld so viel wie möglich herausfinden, bevor man mich in Haft nimmt«, beendete sie ihre Ausführungen.
    »So weit darf es auf keinen Fall kommen«, erwiderte Sprudel. »Gleich morgen früh spreche ich beim zuständigen Ermittler vor.«
    Fanni zog die Stirn in Falten. »Seit wie vielen Jahren, sagtest du, bist du schon pensioniert?«
    »Fast sechs«, antwortete Sprudel. »Weshalb fragst du?«
    »Weil man dich nach so langer Zeit wohl nicht mehr als Kollegen akzeptieren wird. Man wird sich fragen, warum du dich in den Fall einmischst. Die Antwort darauf könnte dich in ein recht dubioses Licht rücken«, gab Fanni zu bedenken.
    Genau, abgehalfterter Kriminalbeamter versucht, Ermittlungen zu beeinflussen!
    Sprudel blieb stumm, schien über ihre Worte nachzugrübeln.
    Nach einer Weile sah Fanni auf ihre Armbanduhr und stellte fest, dass sie dem Weg bereits länger als eine halbe Stunde gefolgt waren. Sie fragte sich gerade, wo er wohl hinführte, als eine Gabelung in Sicht kam. Der Weg, der nach links abging, schien sich nach einigen Metern deutlich zu verengen und war teilweise mit Gras bewachsen, was darauf schließen ließ, dass er kaum mehr benutzt wurde. An der Abzweigung nach rechts war ein verwittertes Schild mit der Aufschrift »Wimpassing« an einen Baum genagelt. Fanni hatte noch nie von dem Ort gehört, obwohl er kaum weiter als zehn Kilometer von Erlenweiler entfernt liegen musste.
    Wir befinden uns auf einer Wanderroute irgendwo zwischen Schwarzach und Bernried, dachte sie. Die Parkklinik liegt südlich, und würde man ein gutes Stück nach Norden laufen, müsste man zum Hirschenstein kommen.
    »Wir nehmen wohl besser den rechten Weg«, sagte sie.
    Sprudel nickte versonnen und machte gehorsam eine Rechtswendung. Nach einigen Schritten sagte er halb zu sich selbst: »Wo können wir ansetzen? Wie gelangen wir an brauchbare Informationen?«
    Darüber

Weitere Kostenlose Bücher