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Milchbart (German Edition)

Milchbart (German Edition)

Titel: Milchbart (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jutta Mehler
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dann, wenn alle anderen Kuren versagten.
    »Die Polizei hat Frau Bogners Behandlungsraum versiegelt«, erzählte Schwester Rosa, während sie ein Glas mit Wasser füllte und auf den Nachttisch stellte, wo schon zwei Tavor-Tabletten bereitlagen.
    »Das bedeutet ja, dass man sich den Tatort gar nicht mehr ansehen kann«, sprach Fanni laut aus, was ihr durch den Kopf ging. »Vielleicht wäre Alexander oder mir noch etwas Wichtiges eingefallen, wenn wir uns dort noch einmal umschauen hätten dürfen.«
    Schwester Rosa sah sie spöttisch an. »Wir besitzen ja eine ausgesprochen blühende Phantasie.«
    Lass dich von Gollum bloß nicht auf die Palme bringen!
    Fanni befahl sich, Schwester Rosa mit einem Lächeln zu bedenken.
    Kluge Entscheidung! Wer aus Freund und Feind Informationen herausholen will, darf nicht zimperlich sein!
    Informationen, wiederholte Fanni in Gedanken. Ich sollte besser keine Gelegenheit auslassen, an welche zu kommen. Laut sagte sie: »Für Frau Bogners Ehemann muss heute Vormittag die Welt eingestürzt sein. Wie er wohl die Nachricht vom Tod seiner Frau verkraftet?«
    Schwester Rosa seufzte geradezu theatralisch. »Bertie ist ja so ein bewundernswert gefasster Mann.«
    Bertie?
    »Nachdem er von Professor Hornschuh erfahren hatte, was geschehen ist«, fuhr Schwester Rosa fort, »hat er nicht gezögert, der Polizei Rede und Antwort zu stehen. ›Je früher die Ermittler über die Lebensumstände des Opfers Bescheid wissen, desto schneller finden sie eine Spur zum Täter‹, hat er hinterher zu mir gesagt.« Sie hob lehrerhaft den Zeigefinger. »Solche Professionalität hilft den Ermittlern ungemein.«
    Fanni hätte zu gern gewusst, was der so bewundernswert gefasste Ehemann alles zu Protokoll gegeben hatte. Aber darauf würde ihr Schwester Rosa gewiss keine Antwort geben können. Deshalb fragte Fanni: »Sind Sie auch verhört worden, Schwester Rosa?«
    »Aber natürlich«, kam die rasche Erwiderung. »Alle Schwestern, alle Patienten, jeder im Haus wurde befragt. Professor Hornschuh selbst hat mindestens eine halbe Stunde lang mit einem der Beamten gesprochen.«
    »Was er ihnen wohl erzählt hat?«, sagte Fanni nachdenklich.
    Schwester Rosa warf ihr einen wissenden Blick zu. »In einem Mordfall wird er über seine Patienten vermutlich einiges preisgeben müssen.«
    »Was hat man Sie denn alles gefragt?«, erkundigte sich Fanni.
    Schwester Rosa war damit beschäftigt, das Kabel der Nachttischlampe, das ihr im Weg zu sein schien, irgendwie anders anzuordnen.
    »Als Erstes«, antwortete sie, »wollte der Beamte wissen, was ich heute Morgen zwischen acht Uhr dreißig und zehn Uhr fünfzehn gemacht habe.«
    Reine Routine: die Überprüfung der Alibis!
    »Acht Uhr dreißig«, wiederholte Fanni verwundert. »Aber Herr Pauß sagte doch …«
    Schwester Rosa winkte ab und eilte auf das Fenster zu, um die Vorhänge zuzuziehen. »Alexander! Auf das, was der sagt, dürfen die Beamten nicht viel geben.« Sie drehte sich zu Fanni um. »Kann man denn hundertprozentig sicher sein, dass Marita Bogner nicht schon tot war, als Alexander um neun bei ihr aufgetaucht ist?«
    »Aber er hat doch …«, begann Fanni wieder, und erneut ließ sie Schwester Rosa nicht ausreden.
    »Ich traue dem Kerl zu, dass er eine ganze Stunde lang Maritas Leiche in den Armen gehalten hat, wenn er sie nicht selbst …« Sie verstummte.
    Fanni presste die Fingerkuppen gegen die Stirn und versuchte, diesen neuen Aspekt in ihre vorherigen Überlegungen einzubeziehen. Konnte Frau Bogner schon tot gewesen sein, als Alexander bei ihr eintrat? Hatte er seine Therapiestunde mit einer Leiche verbracht und es nicht zugegeben, weil er sich dafür schämte? Weil er Angst davor hatte, wieder als schwerer Fall eingestuft zu werden? War demnach die Tat nicht um zehn begangen worden, sondern irgendwann zwischen Frau Bogners Ankunft und Alexanders Eintreten, also grob gerechnet zwischen halb neun und neun? Nebenbei gefragt, wie genau hatte man den Todeszeitpunkt feststellen können? Lag er früher, dann musste tatsächlich schon vor Alexander jemand bei Frau Bogner im Zimmer gewesen sein.
    Indessen sprach Schwester Rosa weiter: »Als Nächstes wollte der Kommissar wissen, wie Marita mit den anderen Mitarbeitern im Haus zurechtkam.«
    »Und wie kam sie mit ihnen zurecht?«, fragte Fanni.
    Wollen wir doch mal sehen, inwieweit der Professor und seine rechte Hand konform gehen!
    Schwester Rosa zuckte die Schultern. »Weder gut noch schlecht.«
    »Meinen Sie

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