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Milchbart (German Edition)

Milchbart (German Edition)

Titel: Milchbart (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jutta Mehler
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zurückgekehrt, sondern aus einem ganz anderen Grund.
    Ganz genau, er kam zurück, um Maritas Mörderin zu ertappen! Macht sich doch gut im Protokoll: »Fanni Rot stand wie versteinert vor der Toten, die zehn Minuten zuvor, als ich das Zimmer verlassen habe, definitiv noch am Leben war.«
    Kann es denn sein, überlegte Fanni, dass Alexander ein derart perfides Spiel mit mir spielt? Und bleibt nicht trotzdem ungelöst, wie und weshalb sein Talisman dorthin gekommen ist, wo Michaela ihn fand?
    Man sollte wohl vorsichtshalber Seibold fragen, ob Michaelas Angaben tatsächlich stimmen!
    Mit oder ohne Vorwand, dachte Fanni, es ist allerhöchste Zeit, Marita Bogners Ehemann aufzusuchen.
    Sie erhob sich und machte sich auf den Weg zum Verwaltungstrakt.
    Aus einer der Türen kam soeben ein Mann, den Fanni als Bertie Seibold identifizierte. Hornbrille, Halbglatze, strenge Züge. Dem Foto auf der Pinnwand nach war es unverkennbar der Buchhalter.
    Natürlich ist er es! Sprich ihn an! Ganz bestimmt läufst du nicht Gefahr, dich vor einem zufälligen Besucher zu blamieren!
    Fanni kam ein Lächeln an, denn Seibold sah ganz so aus wie die Amtsschreiber in alten Filmen.
    Sie wischte das Lächeln fort, trat auf ihn zu und streckte ihm die Hand entgegen. »Herr Seibold?« Die Anrede klang wie eine Frage.
    Er schaute auf, ergriff schweigend ihre Hand.
    Fanni kondolierte ihm, wie es üblich war, und erwähnte dann, dass sie bei seiner Frau in Behandlung gewesen sei. »Ich hätte mir keine bessere Therapeutin wünschen können«, sagte sie abschließend. »Wir haben uns wirklich gut verstanden.«
    »Marita war eine bemerkenswerte Frau«, antwortete Seibold steif und wollte sich davonmachen.
    Das konnte Fanni nicht zulassen. Eilends nach Worten suchend, drückte sie ihr Erstaunen darüber aus, dass er trotz allem seiner Arbeit in der Klinik nachging.
    Seibold nickte, als müsse er bestätigen, dass ihn der Tod seiner Frau nicht daran hinderte, seine Aufgabe in der Klinik zu erfüllen.
    »Es muss unerträglich schwer für Sie sein«, sagte Fanni.
    Bertie Seibold sah sie an, als würde er sie erst jetzt richtig wahrnehmen. Einige Sekunden lang studierte er ihr Gesicht, bevor er zu einer Erwiderung ansetzte.
    Täuscht es, oder wirkt er auf einmal ein wenig zugänglicher?
    »Ach wissen Sie«, sagte er, »die Arbeit lenkt mich ab, und so bleibt sie wenigstens nicht liegen.«
    Erneut schickte er sich an, den Flur hinunterzugehen.
    Fanni blieb an seiner Seite. »Während meiner letzten Therapiesitzung hatte ich den Eindruck, dass Ihre Frau wegen irgendetwas besorgt war, das nicht mit mir zusammenhing«, log sie.
    »Es war wohl kaum zu übersehen, wie sie sich grämte«, antwortete Seibold.
    Fanni scheute sich einen Moment lang, »Aber weshalb denn?« zu fragen. Als sie jedoch immer deutlicher spürte, dass Seibold reden würde, tat sie es.
    Seibold verhielt einen Moment lang den Schritt. »Vielleicht haben Sie ja davon gehört, dass Maritas erwachsener Sohn seit einiger Zeit in der Forsthausruine wohnt.«
    »Ich habe ihn sogar schon kennengelernt«, sagte Fanni darauf. »Tillman ist ein netter Kerl, finde ich. Und seine Kunstwerke gefallen mir ausnehmend gut.«
    Bertie Seibold ließ ein dünnes Lächeln sehen.
    War das gerade nicht ziemlich riskant? Mit deiner Antwort hättest du ihn ebenso gut vergraulen können.
    Inzwischen waren sie ans Ende des Flurs gelangt, wo sich ein Erkerfenster mit einem breiten Fensterbrett befand, auf dem Kissen lagen, sodass man es auch als Sitzbank benutzen konnte.
    Fanni blieb stehen und lehnte sich dagegen.
    Was, wenn Seibold einfach weitergeht?
    Das wird er nicht.
    Und das tat er auch nicht. Vielmehr begann er – wie Fanni angenommen hatte – zu reden.
    »Tillman ist ein guter Junge. Marita hätte wirklich stolz auf ihn sein können, stattdessen hat sie ihn verdammt. Wir haben nächtelang über ihren Standpunkt diskutiert. ›Selbst der Papst‹, habe ich zu ihr gesagt, ›selbst der toleriert mittlerweile gleichgeschlechtliche Partnerschaften.‹ Aber Marita gab sich ja päpstlicher als der Papst; sie war erzkatholisch und, was die Diskussion über die Veranlagung ihres Sohnes betraf, völlig unzugänglich.« Seibold schnaufte erregt. »Vor vielen Jahren, als sich herausstellte, dass Tillman homosexuell war, ist für sie eine Welt zusammengebrochen. Eine Zeit lang hat sie sogar ernsthaft versucht, ihren Sohn umzukrempeln – fragen Sie mich nicht, was sie alles mit ihm angestellt hat.«
    Er rieb sich die

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