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Milchbart (German Edition)

Milchbart (German Edition)

Titel: Milchbart (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jutta Mehler
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Er hat sie umgebracht, weil er keinen anderen Ausweg sah. Maritas Verhalten muss ihn in den Wahnsinn getrieben haben. Seibold glaubte, Hornschuh vor ihr beschützen zu müssen. Und Tillman. Und die gesamte Klinik. Seibold war im Behandlungsraum. Die ganze Zeit. Deshalb hat Alexander ihn nicht in seinem Zimmer angetroffen. Deshalb wusste Seibold nicht, dass Tillman beim Professor war …« Sie sprudelte Sätze und Satzfragmente hervor, bis Sprudel ihr die Hand auf den Arm legte.
    Fanni starrte ihn an.
    Das zweite Gesicht gehörte Sprudel! Und wo ist das dritte?
    Fanni schaute sich um und entdeckte Milchbart, der ihr aufmunternd zulächelte.
    Ihr Blick kehrte zuerst zu Sprudel, dann zu Hans Rot zurück. »Woher habt ihr gewusst, wo ich zu finden bin?«
    » Er hat es sich gedacht«, antwortete ihr Mann griesgrämig.
    Die Erbitterung darüber, dass deine Rettung Sprudel zu verdanken ist, scheint seine Begeisterung schwer zu dämpfen!
    Sprudel hatte sich neben sie gesetzt und ihre Hand in die seine genommen. »Als du nicht mehr von der Toilette zurückgekommen bist, ist mir aufgegangen, dass du dich verdrückt hast, um mit Seibold zu reden. Ihm musste doch klar sein, dass Hornschuh sein Büro verlassen haben konnte, während er selbst gerade nicht im Zimmer war.« Sprudel strich mit den Fingerspitzen über ihren Handrücken. »Was ich mir nicht erklären konnte, war, wie du nach Mietraching kommen wolltest. Diese Frage hat sich allerdings von selbst beantwortet, als dein Mann seinen Autoschlüssel vermisst hat, den er neben sich aufs Sofa gelegt hatte.«
    »Daraufhin seid ihr mir in deinem Wagen gefolgt«, sagte Fanni.
    Weil Hans Rot Angst um sein Auto hatte!
    »Wie hätten wir dich alleinlassen können?«, erwiderte Sprudel.
    »Sie sollten mal darüber nachdenken, sich ein, zwei Bodyguards zuzulegen, Frau Rot«, meldete sich Alexander, der an einer Kredenz lehnte. »Den einen Tag muss man Sie aus dem Teich fischen –«
    Du hast dich noch nicht einmal bei ihm dafür bedankt!
    »– den andern aus einem Koffer befreien, in dem Sie – mit einem Stein beschwert – vermutlich in der Donau gelandet wären.«
    Was die Donau betrifft, hat er recht!
    Hans Rot hatte sich inzwischen ebenfalls neben Fanni gesetzt, sodass sie von ihm und Sprudel quasi eingerahmt war. »Offenbar ist, kurz nachdem wir weg waren, die Polizei in die Klinik gekommen, um dich abzuholen, und Hornschuh hat ihnen gesagt, dass du abgehauen bist und wohin. Das war zwar gemein, aber letztendlich ein Segen.«
    »Ha«, rief Alexander. »Wir hätten den Seibold auch ohne die Polizisten überwältigen und in Schach halten können. Er hat uns ja ganz brav die Tür geöffnet. Hat wohl gemeint, wir würden uns abwimmeln lassen, wenn er behauptet, Fanni Rot wäre schon gegangen.« Er schnaubte. »Als ob wir taub wären und vor allem dämlich …«
    Sprudel schmunzelte. »Auf jeden Fall hätten wir ihn überwältigen und in Schach halten können. Aber um ihn abzuführen, hätten wir dann doch die Polizei holen müssen.«
    Die Tür zu Seibolds Wohnzimmer, in dem man Fanni aufs Sofa gebettet hatte, öffnete sich, und ein junger Polizeibeamter trat ein. »Der Doktor ist jetzt da, um sich Frau Rot anzusehen, bevor sie zum Verhör gebracht wird.«

13
    »Guten Morgen, Sprudel.« Fanni legte die Arme um seinen Hals und drückte ihm einen Kuss auf die Wange, was Schwester Rosa mit einem ärgerlichen Blick kommentierte.
    Gollum macht den ganzen Morgen schon so eine Leichenbittermiene!
    Kein Wunder, dachte Fanni.
    Was tags zuvor geschehen war, hatte sich wie ein Lauffeuer in der Klinik und im ganzen Landkreis verbreitet. Bertie Seibold war des Mordes an seiner Frau beschuldigt und verhaftet worden. Hornschuh war seines Postens enthoben und ebenfalls unter Anklage, obwohl niemand so genau wusste, weshalb.
    Und auch einige andere, allen voran Gollum, werden um ihren Posten in der Parkklinik fürchten müssen!
    Ja, dachte Fanni. Man wird eine Untersuchung durchführen und herausfinden, wer in das betrügerische Spiel verwickelt war, das der Professor und die sexsüchtige Dame auf Kosten von deren Ehemann trieben.
    »Wollen wir ein Stück laufen?«, fragte Sprudel.
    »Laufen und das bisschen Novembersonne genießen«, stimmte ihm Fanni zu.
    Am Vortag, nach dem Verhör bei der Kriminalpolizei, war Fanni in die Parkklinik zurückgebracht worden.
    Noch war nichts erwiesen, denn Seibold schwieg verstockt. Aber die Tatsache, dass er Fanni gefesselt und in einem Koffer verstaut

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